November-Journal, 20. November 2012

Der Plan war: um 10.30 Uhr in München landen, um 12 in der Wohnung sein, ab 14 Uhr meine Ikeamöbel geliefert und aufgebaut zu bekommen, abends endlich in der eigenen Wohnung kochen und im eigenen Bett schlafen. Endlich richtig ankommen.

Stattdessen flogen wir verspätet ab, konnten wegen Nebel nicht in München landen, flogen nach Nürnberg, weil wir nicht genug Sprit hatten, um 45 Minuten über München zu kreisen, wurden betankt, flogen zurück, kreisten noch ne Runde und landeten fast drei Stunden zu spät. Dann wartete ich noch eine weitere Stunde auf den Koffer und gerade, als ich in die S-Bahn kletterte, die gut eine Stunde von meiner Wohnung weg war, klingelte das Handy, die Ikeajungs wären dann vor Ort, wo ich denn sei?

Seufz.

Ich hatte so sehr gehofft, dass ich endlich eine eigene Bleibe hätte. Nicht dass es beim temporären Mitbewohner nicht nett wäre, aber mich macht es fünf Wochen im Semester schlicht wahnsinnig, dass ich keinen Arbeitsplatz habe. Klar könnte ich jeden Abend am Küchentisch des Mitbewohners sitzen, aber das lindert mein Genervtsein nur wenig. Ich brauche einen Platz für meine Notizen, meine Ausdrucke, meine Fachbücher. Ich brauche Arbeitsmittel wie Hefter und Locher und Aktenordner und Zeug; ich bin eine ganz fürchterliche Streberin, wenn es um einen Arbeitsplatz geht. Der ist bei mir immer aufgeräumt und übersichtlich, und genau das fehlt mir. In meinem hysterischen Erstsemesterkopf sehe ich immer mehr Lernstoff von mir wegtreiben, anstatt ihn in Aktenordnern und auf Karteikarten zu erfassen, abzulegen, zu ordnen, im Blick zu haben.

Und ich würde wirklich gerne endlich richtig ankommen. Das fühlt sich schon wie meine Stadt an, aber eben noch nicht so ganz. Es ist immer noch ein Übergangsstadium, und wer mich kennt, weiß, dass ich mit so was überhaupt nicht klarkomme. Es muss schwarz oder weiß sein, an oder aus, aber nicht so ein diffuses Mittendrin. Deswegen belastet mich die temporäre Wohnsituation auch mehr als gedacht. Bei aller Nettigkeit ist es eben nicht meins. Und ich brauche immer einen Ort oder etwas oder jemand, der oder das meins ist, sonst ist es nicht Zuhause.

Ich hatte gehofft, ab Montag abend ein Zuhause zu haben, und dass ich jetzt noch nicht einmal einen neuen Liefertermin für mein Zuhausezubehör habe, macht mich mehr fertig als ich dachte.

Gut, dass ich heute wieder in der Uni sitze und mir den Kopf mit alten Bildern vollstopfe. Dann hat die Realität nicht mehr so viel Platz.