Links vom 2. Oktober 2014

Bonfire of the Humanities

Ausführliche Auseinandersetzung mit zwei Strömungen der Geschichtsschreibung, der longue durée und der eher ereignishaften Chronologie von kürzeren Zeiteinheiten. David Armitage (Harvard) und Jo Guldi (Brown) möchten, dass die Gesellschaft sich von ihrem hektischen Eventcharakter löst und hoffen, dass HistorikerInnen wieder mehr Gehör finden – wobei auch diese nicht frei davon sind, kurzfristig zu denken:

„The humanities departments of our universities should be the place to go for a long look in the rear-view mirror. After all, universities have been among the most enduring institutions humans have created. The average half-life of a business corporation has been estimated at 75 years: capitalism’s creative destruction sees most companies crumble before they reach their centenary. The Spanish founded universities in Mexico City and Lima in Peru decades before Harvard and Yale were chartered, and 450 years later, both still exist. The first wave of university foundations in Europe occurred between the late 11th and early 13th centuries. And India’s Nalanda University in the northern state of Bihar was set up as a Buddhist institution more than 1,500 years ago: it has been recently refounded and had its first new intake of students this September. As Michael Spence, vice-chancellor of the University of Sydney, recently wrote, universities are ‘the one player capable of making long-term, infrastructure-intensive research investments’; compared with businesses, they are the only ‘entities globally capable of supporting research on 20‑, 30‑, or 50‑year time horizons’.

The mission of the humanities is to transmit questions about value – and to question values – by testing traditions that build up over centuries and millennia. And within the humanities, it is the discipline of history that provides an antidote to short-termism, by giving pointers to the long future derived from knowledge of the deep past. Yet at least since the 1970s, most professional historians – that is, most historians holding doctorates in the field and teaching in universities or colleges – conducted most of their research on timescales of between five and 50 years.“

Cover-Playlist

Am 24. September 1991 erschien Nirvanas Nevermind. Shehadistan hat eine schöne Playlist zusammengestellt, die nur aus Coverversionen besteht.

Ich bin fünfzig und habe genug

Der These „Ich muss mich nicht mehr verändern“ möchte ich nicht ganz zustimmen, aber die generelle Aussage – man wird irgendwann gelassener – kann ich seit einiger Zeit sehr bejahen.

„Ich bin geworden, was ich bin, und jetzt trage ich die Verantwortung dafür. Befreit von Ambitionen und von der Notwendigkeit, anderen etwas zu beweisen oder noch irgendetwas Tolles zu werden, tue ich einfach, was ich gut kann und was ich für sinnvoll halte. Ich nutze meine erworbenen Fähigkeiten, Kenntnisse, Einflussmöglichkeiten, um die Welt so mitzugestalten, wie ich es richtig finde.

Fünfzig zu sein und genug zu haben – also nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig – bedeutet: aktiv sein. Aber eben aktiv nach den eigenen Maßstäben, nicht nach denen der anderen. Mit fünfzig, also „in den besten Jahren“, muss ich mich nicht mehr von anderen beurteilen lassen, sondern ich bin es, die jetzt beurteilt. Ich habe in den vergangenen Jahrzehnten genug festen Grund unter mir angesammelt, dass ich die Anerkennung von anderen nicht mehr so nötig habe wie früher. Stattdessen nehme ich mein eigenes Urteil ernster: Was gefällt mir und was nicht? Wen unterstütze ich und wen nicht? Wem widme ich Aufmerksamkeit und wem nicht? Wer bekommt meine Anerkennung und wer nicht? Wofür engagiere ich mich und wofür nicht?“

Feedback

Das bisher schönste Feedback zu unserem Fehlfarben-Podcast kommt vom @pillenknick:

Bildschirmfoto 2014-10-02 um 10.05.35