Tagebuch Samstag, 14. November 2015 – Twitterpause
Traurig und entsetzt. Und gleichzeitig stumm. Ich hatte keine Worte, und ich wollte eure nicht lesen. Twitter war mir zu viel, ich habe es mehrmals am Tag versucht, aber es war einfach zu viel. Nicht nur die Nachrichten aus Paris, sondern auch die Reaktionen, die Reaktionen auf die Reaktionen, das Gegenhalten, das „Ihr macht das falsch, ihr müsst das so machen“, das Aufrechnen mit anderen Anschlagsorten und -opfern, das ewige Retweeten von Arschlöchern, anstatt sie einfach zu melden, zu blocken und weiterzugehen, wieso muss dieser Hass noch verbreitet werden? Mir ist schon klar, dass es ihn gibt, danke, reicht, nicht heute, bitte. Die vielen Fakes, die vom Januar stammen und trotzdem retweetet werden, die vielen Tweets, die darüber aufklären, es war einfach zu viel, es war eine Kakophonie von Meinungen, Fassungslosigkeit, Wut und Trauer und zu vielen Worten, wo für mich persönlich Schweigen besser erträglich war. Ich hatte nicht die Kraft für das alles, ich habe mich hilflos am Schreibtisch verkrochen und unkonzentriert versucht zu arbeiten. Hat aber auch nicht funktioniert. Und dass ich dazu auch noch an die Verwandten vom Kerl dachte, die in Paris leben, die ich teilweise kennenlernen durfte und über deren Verbleib ich keine Infos habe, und dass ich dann dachte, ich hätte auch nicht mehr das Recht auf diese Infos, hat es nicht besser gemacht.