Was schön war, Mittwoch/Donnerstag, 13./14. Januar
Wein in netter Gesellschaft.
Der ehemalige Mitbewohner und ich haben uns gefühlt im letzten Jahr irrwitzig selten gesehen. Drei Jahre lang haben wir quasi aufeinandergehockt und dann war 2015 irgendwie Funkstille. Das lag sicher daran, dass ich im ersten Halbjahr sehr mit mir selbst beschäftigt war und in den letzten sechs Monaten dann zusätzlich noch mit der neuen Beziehung, aber das ändert sich ja gerade alles wieder. Deswegen haben wir es am Mittwoch abend endlich mal wieder hingekriegt, stundenlang am Küchentisch zu hocken, sehr viel Wein zu trinken (meine Kopfschmerzen am Donnerstag morgen meinten: zu viel) und ausgiebig zu plaudern. Ich warf nebenbei noch Käse und Brot und Obst und Schokolade auf den Tisch und wir ließen es uns richtig gut gehen. Und Tee habe ich auch noch geschenkt bekommen! Ein perfekter Abend. Gerne wieder und gerne auch wieder regelmäßiger.
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Schreiben.
Am Donnerstag vertrieb ich erstmal die eben angesprochenen Kopfschmerzen und dann setzte ich mich wieder an den Schreibtisch, um mich Kiefer und Wagner zu widmen. Eigentlich hatte ich nach dem mühsamen Morgen mit einem eher zähen Nachmittag gerechnet, aber ich war blitzschnell im Schreibflow, und als ich nach fünf Stunden aus diesem Flow auftauchte, war die Hausarbeit quasi fertig. Also fertig im Sinne von: leider zu lang.
Mein Job als Kunsthistorikerin ist es (unter anderem), Kunstwerke zu beschreiben, um mich ihnen zu nähern. Das hätte in dieser Arbeit auch super funktioniert, wenn es nur die fünf oder sechs Bilder gewesen wären, von denen ich leichtsinnigerweise ausgegangen bin, bevor ich anfing, alle Kataloge im ZI durchzuwühlen. Inzwischen bin ich, wie ich bereits schrieb, bei 23 Bildern und ich ahne, dass da noch mehr sind. Deswegen habe ich heute einen Sprechstundentermin bei meiner Dozentin, um sie zu fragen, wo ich in meiner Arbeit kürzen kann oder soll, ohne dass die Qualität darunter leidet. Ich weiß, dass ich die Forschungspositionen sehr ausführlich dargelegt habe, denn genau an denen arbeite ich mich ja ab; ich kann die These „Die Gralsgeschichte im Parsifal ist ein direkter Vorläufer zum Blutmythos der Nationalsozialisten“ jedenfalls nicht unwidersprochen stehenlassen. Trotzdem ahne ich, dass ich da streichen kann und muss. Und dann wären wir wieder bei den Bildbeschreibungen, bei denen ich schlicht nicht weiß, ob das noch eine anständige wissenschaftliche Auseinandersetzung ist, wenn ich die Werke nur abbilde, aber nicht beschreibe. Ich weiß einfach nicht, ob ich damit genau den Teil meiner Arbeit vernachlässige, der mein Job ist.
Andererseits kenne ich natürlich genug kunsthistorische Aufsätze, die sich nicht mit detaillierten Bildbeschreibungen aufhalten, sondern sich auf das Wesentliche konzentrieren, an dem sie ihre Thesen entwickeln. Genau das habe ich natürlich auch gemacht; ich habe nur das Detail beschrieben, an dem klar wird, dass sich dieses Bild auf eine Wagner-Oper bezieht, weil genau dieses Detail Teil meiner Argumentation ist. Aber selbst das ist bei 23 Bildern schon viel zu viel für meine lausig geringe Zeichenzahl.
Ich warte meinen Termin heute ab und bin dann hoffentlich schlauer. Die Idee, aus dieser Arbeit mein Forschungssemester zu machen, habe ich wieder zu den Akten gelegt, denn, kurzfristig vergessen, ich bin ja gar nicht im betreffenden Modul angemeldet, sondern brav, wie es sich für das 1. MA-Semester gehört, in einem regulären Hauptseminar und damit komme ich aus der 50.000-Zeichen-Nummer nicht mehr raus. Trotzdem bin ich jetzt einfach mal positiv, hoffe, dass meine Dozentin einen schlauen Vorschlag hat und freue mich darüber, dass die Arbeit, wenn ich sie halbwegs so lassen darf, deutlich früher fertig ist als erwartet.
Ich muss auch allmählich mal anfangen, meine Lernkarten für die Barockklausur zu basteln.
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LeserInnenpost.
Ich reagiere quasi nie auf Mails, vor allem nicht auf die Fanpost, weil ich nie weiß, was ich schreiben soll, aber ihr sollt wissen, dass ich immer verlegen grinsend mit roten Bäckchen vor dem Rechner sitze, wenn ihr mir nette Worte zukommen lasst. Vielen Dank.