Was schön war, Freitag, 10. Juni 2016 – Bürgertum und Fußball
Endspurt für mein vorletztes Referat in diesem Semester. Die Familienfeste und Leo sind abgearbeitet bzw. werden noch zu Hausarbeiten, vor mir liegen noch die Frankfurter Küche und das Referat im Biografieforschungsseminar. In diesem Kurs stellen wir Referent*innen jeweils eine Biografie vor und ordnen sie in den Kontext der anderen Biografien ein, die wir schon kennengelernt haben bzw. beziehen uns auf Texte, die sich mit der Schreibaufgabe Biografie beschäftigen.
Als olle Werbetante habe ich bei den Referatsvorschlägen in der ersten Sitzung sofort Synergiepotenziale festgestellt, denn ein Thema war das Buch Frauen und Männer des Bürgertums von Rebekka Habermas, das ich vermutlich auch im Kurs über die Kindheit und Jugend im 19. Jahrhundert gut würde brauchen können. Ich bekam das Thema, las das Buch auch schon auszugsweise für das Festreferat, begann aber erst gestern damit, es mal anständig von vorne anzufangen. Also brav mit Forschungsstand, Forschungsvorhaben, was soll das eigentlich usw. Damit hatte ich gestern den ganzen Tag sehr viel Spaß, denn das Buch ist nicht nur aufschlussreich, sondern auch sehr lesbar geschrieben.
In der Rezension von hsozkult wird beschrieben, dass Habermas die zu erforschenden Egodokumente in drei Teile gliederte; einer davon ist die Arbeit. Ich habe gestern minutiös am Tag einer bürgerlichen Hausfrau teilgenommen, weiß nun, welches Obst und Gemüse angebaut wurde, wieviel Arbeit es machte, Kleidung herzustellen und welche Wege dafür nötig waren. Sehr grinsen musste ich über die Essenszubereitung. Das war seit langer Zeit eine reine Frauendomäne, aber Anfang des 19. Jahrhunderts begannen Bürger und Bürgerinnen, Nahrung auch als Konversationsstoff zu entdecken. Es wurde also nicht mehr schlicht gegessen, was auf den Tisch kommt, sondern es wurde erstmal darüber diskutiert. Und obwohl Männer (laut Habermas) nicht die geringste Ahnung davon hatten, wie man jetzt Birnen einweckt oder Fleisch anständig anbrät, mussten sie ihre Meinung dazu abgeben. Mansplaining in Reinform. Im 19. Jahrhundert. Tolles Buch.
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Abends endlich mal wieder beim ehemaligen Mitbewohner auf der Couch rumgelungert, gut verköstigt worden und gemeinsam Fußball geguckt. Das haben wir viel zu lange nicht mehr gemacht.
Entspannt über den Königsplatz nach Hause geradelt.