Was schön war, Samstag, 22. Oktober 2016
Was nicht ganz so schön war: Seit ich Mittwoch in der kalten Arena zum Fußballgucken war, macht meine Lunge wieder etwas mehr Geräusche als mir lieb ist. In der Nacht zum Samstag bin ich von meinem eigenen Pfeifen aufgewacht und habe seit Ewigkeiten mal wieder Spray dagegen genommen. (Dabei festgestellt, dass es schon abgelaufen ist – so lange habe ich es schon nicht mehr gebraucht.)
Den ganzen Tag über war ich etwas kurzatmig, was mich nicht gestört hätte, wenn mein Tagesplan nur daraus bestanden hätte, auf dem Sofa zu sitzen und ein Buch zu lesen. Aber eigentlich wollte ich gegen 17 Uhr aufbrechen und um 18.30 wieder im Stadion sein. Da mein ganzer Lungenscheiß aber vor fünf Jahren damit begonnen hatte, dass ich nicht anständig dick angezogen in einer kalten Arena gesessen habe, bin ich seitdem sehr vorsichtig. Inzwischen habe ich vernünftige Stadionklamotten und dazu noch eine Decke, aber ich merkte, dass meine Lust, zwei Stunden in der Kälte zu sitzen, nicht groß genug war. Scheiß auf die bezahlte Karte, Lunge geht vor. Also blieb es dabei, auf dem Sofa zu sitzen und ein Buch zu lesen.
Das war dann auch das Schöne am gestrigen Tag, denn viel mehr habe ich nicht gemacht. Ich kochte mir eine große Kanne Earl Grey, irgendwann abends dann noch ein Süppchen und las den ganzen Tag. Das Buch Franz Joseph I.: Kaiser von Österreich und König von Ungarn kann ich jetzt, wo ich es durch habe, weiterempfehlen. Es gibt einen guten Einblick in die lange Regierungszeit des Kaisers, Sisi kommt vor, übernimmt aber nicht die Hauptrolle, man erfährt viel über das Taktieren (oder das Nicht-Taktieren) und der Erste Weltkrieg beendet alles sehr unrühmlich. Ich habe gemerkt, wie sehr ich inzwischen daran gewöhnt bin, Fachliteratur zu lesen, die sich mit Darstellungen von einzelnen Akten eines Lebens oder winzigen Zeitausschnitten befasst, mit einzelnen Entscheidungen oder einem einzigen politischen Prozess. Ich erwischte mich öfter dabei zu denken, he, Moment, das ist alles, was du mir darüber sagen willst? Da gibt’s doch bestimmt noch viel mehr? Bis mir wieder klar wurde, dass das hier eben ein Ãœberblickswerk ist. Und dafür ist es ziemlich klasse. (Und sehr gut lesbar.)