Was schön war, Mittwoch/Donnerstag, 18./19. Januar 2017 – Tippeditipp
Zwei Tage lang konzentriert an der Amnesty-Arbeit weitergeschrieben und jetzt sehr zufrieden. Also bis zum nächsten Korrekturgang, ist klar.
Am Mittwoch blätterte ich vormittags durch die Presseausschnittsammlung des Münchner Stadtarchivs zum Thema AI. Für diese Sammlung wurde anscheinend nur der München-Teil der SZ ausgewertet, denn zum Thema Friedensnobelpreis fand sich ein Artikel, der mehr über die Arbeit einer Münchner AI-Gruppe berichtete als über Stockholm. Zum Thema Fußball-WM 1978 gibt es nur zwei kleine Meldungen. Die WM war für Amnesty eine hervorragende Gelegenheit, auf Menschenrechtsverletzungen in Argentinien aufmerksam zu machen, denn, wie die FAZ am 8. April 1978 schlau kommentierte: „Wenn die ganze Welt ohnehin schon nach Argentinien blickt, lassen sich die Augen auch leichter auf andere Dinge in diesem Land richten.“
In der SZ war am 31. Mai 1978 zu lesen: „In einem Rundbrief an alle Pfarrerinnen und Pfarrer seines Bezirks sprach der Münchner Dekan Ernst Borger die Bitte Amnestys an die Kirchen an, sich für „die Wahrung und den Schutz der Menschenrechte einzutreten“. Im Gegensatz zu den Leserbriefautoren in der FAZ nannte er AI „über jeden Verdacht einseitiger politischer Stellungnahme erhaben“. Am 31. Mai 1978 veranstaltete der Münchner Bezirk von Amnesty in der Mensa des Olympiadorfes einen Informationsabend mit dem Titel „Fußball ja – Folter nein.“ Der Artikel berichtete über die 17 Deutsche, die in Argentinien verschwunden waren, darunter auch der damals noch als vermisst geltende Münchner Student Klaus Zieschank, der allerdings bereits im Mai 1976 ermordet worden war.
Nachmittags beendete ich meine FAZ-Recherchen im Historicum; ich habe jetzt knapp 800 Zeitungsartikel über Amnesty gelesen (oder überflogen).
Den Donnerstag verbrachte ich fast komplett am heimischen Schreibtisch, um meine Stoffsammlung in eine hübsche Form zu bringen bzw. die Artikel chronologisch und thematisch aufzubereiten. Der First Draft stand schon am Mittwoch Abend, aber am Donnerstag warf ich natürlich wie immer alles nach Herzenslust noch mal in der Gegend rum, verfeinerte, löschte, korrigierte. Und erklärte Sepp Maier, was mir sehr komisch vorkam.
—
Abends begann ich, Wolfgang Koeppens Das Treibhaus (1953) zu lesen, von dem ich mir Einsichten für die Masterarbeit verspreche. Dabei stieß ich auf einen schönen Satz von Novalis, der dem Buch vorangestellt ist:
„Der Prozess der Geschichte ist ein Verbrennen.“
Der Satz findet sich hier, wo auch noch andere schöne Dinge über Geschichte stehen. Zum Beispiel diese für mich sehr spannende Einsicht:
„Von wie wenig Völkern ist eine Geschichte möglich! Diesen Vorzug erwirbt ein Volk nur durch eine Literatur oder durch Kunstwerke, denn was bleibt sonst von ihm Individuelles, Charakteristisches übrig?“
Ich habe noch nie darüber nachgedacht, dass sich ein Volk – oder eine Nation – auch über Kunst definiert. Gleich mal in die Stoffsammlung für MA-Arbeit und Diss notieren.