Liegen lernen

Liegen lernen
(D, 2003)

Darsteller: Fabian Busch, Susanne Bormann, Fritzi Haberlandt, Sophie Rois, Anka Lea Sarstedt, Florian Lukas
Musik: Dieter Schleip
Kamera: Florian Hoffmeister
Drehbuch: Hendrik Handloegten, nach dem Roman von Frank Goosen
Regie: Hendrik Handloegten

Es hilft, in den 80er Jahren groß geworden zu sein, um Spaß an Liegen lernen zu haben. Ansonsten sind einem die kleinen historischen Einsprengsel wie die Bemerkungen zur Pershing II-Stationierung, die Wahl von Helmut Kohl zum Bundeskanzler und vor allem natürlich die Tagesthemen am 9. November 1989 ziemlich egal. Wenn man aber selber dabei war, kann man wenigstens kurz dieses sentimentale „Ach ja“-Gefühl genießen, bevor die ansonsten leider relativ belanglose Handlung weiter an einem vorbeizieht.

Liegen lernen erzählt die Geschichte von Helmut, seinem Erwachsenwerden, seiner ersten großen Liebe Britta, die ihm das Herz bricht, und seinen darauffolgenden Liebschaften, die alle nicht funktionieren – der Film behauptet, weil Helmut eben nie über Britta weggekommen ist. Ich behaupte, weil sonst gar nichts in Liegen lernen passiert wäre.

Die Geschichte von „Junge trifft Mädchen“ haben wir ja nun schon wer weiß wie oft gesehen. Sie ist ja auch immer wieder spannend. Eigentlich. Liegen lernen ist leider gar nicht spannend, weil nichts passiert, was wir nicht schon dutzende Male erlebt, in Büchern gelesen oder von Freunden gehört haben. Liegen lernen fühlt sich an, als ob dir jemand seine Lebensgeschichte erzählt: amüsant, durchaus unterhaltsam, aber man fragt sich die ganze Zeit: Was soll das hier werden? Kommt da nochmal ne Überraschung?

Ab und zu wacht Liegen lernen aus seinem gemütlichen Erzählfluss auf, und es geschehen ein, zwei Dinge, über die man sich schon wahnsinnig freut, weil eben mal was passiert. Die sind dann aber nach drei Minuten abgearbeitet, und der Film fährt das Tempo wieder runter. Irgendwann nähert man sich dann entspannt dem Ende, das wir bereits in der ersten Minute ahnen, denn der Film ist eine einzige lange Rückblende mit Voice over, und dann ist eben Schluss. Liegen lernen ist einer dieser Filme, die niemandem weh tun, wo man ab und zu schmunzelt, sich einige Male über einen schönen Satz freut und aus denen man nach anderthalb Stunden rauskommt und sie sofort wieder vergisst.

Es fühlt sich nicht wie verschwendete Zeit an, den Film gesehen zu haben, aber irgendwie wurde ich persönlich die ganze Zeit das Gefühl nicht los, dass ich mich, anstatt ins Kino zu gehen, auch mit einer alten Schulfreundin hätte treffen können, um nochmal darüber zu quatschen, wie aufregend damals die Vorbereitungen zur Abifeier waren. Aber ehrlich gesagt will ich genau darüber nie wieder reden: Die Zeit, in der man alte Schulgeschichten aufwärmt und sich fragt, was eigentlich aus dem Blödmann aus der Parallelklasse geworden ist, ist irgendwann vorbei. Irgendwann sind Schule und Erwachsenwerden einfach Vergangenheit. Die gehört in ein Fotoalbum, in dem man irgendwann aus Langeweile mal wieder blättert, weil man nichts besseres zu tun hat. Und so kam mir leider Liegen lernen vor: wie ein Film, der irgendwie gedreht wurde, weil man gerade nichts besseres zu tun hatte.

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