Was schön war, Samstag, 7. April 2018 – Vorletztes Heimspiel für mich
Lange ausgeschlafen, ohne Wecker wachgeworden, unalleine (hach!). So lange im Bett rumgequatscht, dass ich danach keinen morgendlichen Flat-White-Durst mehr hatte, sondern richtigen Hunger. Da der Rest des Tages ein Stadiontag war, gönnte ich mir eine halbe Packung Pizzafertigteig, den ich großzügig mit Zwiebeln, Tomätchen, ein bisschen Salami, ein paar Chilischoten und Mozzarella belegte. Dazu gab es wieder Aeropress-Kaffee, der wirklich richtig gut ist. Und so schnell fertig! Und nur eine Tasse! Grandioses Teil.
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Die Zeit reichte so gerade zum Pizzabelegen, backen und essen, zum Bloggen und zum stadionfein machen, dann fuhr ich schon zum Bahnhof. Bei der Klamottenwahl musste ich sehr darüber grinsen, dass ich vor drei Wochen noch drei Schichten Kleidung übereinander trug und Handschuhe, Mütze und Decke dabei hatte, während ich gestern mein Frühlingshoodie über mein Finnbogason-Trikot streifte und mir Sonnenbrille und Sonnencreme ins Stadiontäschchen packte. Wir nahmen heute den früheren Zug, denn F. und ich wurden von zwei Bayernfans begleitet, die noch am Stadion ihre Karten holen mussten; der FC Augsburg spielte gegen den FCB.
Normalerweise freue ich mich, wenn auch Fans der gegnerischen Mannschaft in München in den Zug steigen, aber gestern war der halbe Zug voll mit FCB-Fans – und leider auch das Stadion. Die Tore für den Gegner wurden fast ebenso laut bejubelt wie für die Heimmannschaft und das war ein bisschen irritierend. Mir fiel auch auf, dass ich, im Gegensatz zur letzten Saison, eindeutig auf der Seite von Augsburg war und den Gegner und seine Marotten so richtig scheiße fand. Ich hatte ganz vergessen, wie anstrengend Bayern ist, wenn man dieser Mannschaft mal nicht die Daumen drückt (wie vor wenigen Tagen in der Champions League gegen Sevilla). 25 Minuten lang ließen sie Augsburg machen und sogar ein Tor schießen, dann erinnerten sie sich wieder daran, dass sie Bayern München sind und von da an hatte Augsburg keine Chance mehr. Die vier Bayern-Tore fielen quasi mit Ansage, denn der FCB war sichtbar schneller, präziser, konzentrierter, besser eben. Und auch wenn ich wegen der Heimniederlage theoretisch hätte nölig sein müssen, wurde mir doch wieder klar, wieviel Spaß es macht, dieser Mannschaft zuzuschauen – das ist schon ein toller Fußball, den sie selbst mit der sogenannten B-Elf spielen. Auch Augsburg spielte sichtlich besser als in den letzten Heimspielen, und so konnten wir halbwegs gut gelaunt nach Hause fahren. Die Niederlage war zu erwarten gewesen, daher waren wir höchstens ein winziges bisschen enttäuscht.
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Abends ging F. noch auf eine Party, die ich ohne zu überlegen abgesagt hatte. Ich fand es nett, eingeladen zu werden, aber ich bin inzwischen wirklich in einem Alter angekommen, wo ich weiß, dass ich auf diese Massenveranstaltungen nie Lust habe. So war es auch gestern; ich hatte in keinem Augenblick das Gefühl, diese Entscheidung vielleicht doch hinterfragen zu müssen. Ich weiß, dass da nur nette Leute gewesen wären, aber es wären eben 30 von ihnen auf einem Haufen gewesen, und das ist einfach nicht mein Ding. So verbrachte ich den Abend alleine und zufrieden mit The West Wing und dem Aktuellen Sportstudio auf dem Sofa und knipste das Licht aus, als mir beim Lesen im Bett mein Buch auf die Nase fiel.
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Eine der beiden Mitfahrer*innen gestern war eine Bekannte (mit doppelter Staatsbürgerschaft), mit der ich öfter in der Allianz-Arena war. Die Dame schreibt auch ein Blog, und vor Kurzem fanden sich darin zwei Einträge, die überhaupt keine gute Laune machen, die ich euch aber trotzdem verlinken möchte. Sie und ihr Mann haben an einer Fahrt zur Gedenkstätte Auschwitz teilgenommen, die von Erinnerung vereint organisiert wurde, ein Projekt, das unter anderem vom FCB und vom TSV 1860 München unterstützt wird, also von zwei Vereinen, die sich alles andere als grün sind. Ihren Bericht habe ich oben in der Überschrift verlinkt, hier ist der Blogeintrag zum ersten Teil des Programms, in dem die Gruppe eine Ausstellung im NS-Dokumentationszentrum sowie die Gedenkstätte Dachau besuchte. Auch die SZ berichtete über das Projekt. Auf der FCB-Seite findet sich ebenfalls ein Artikel.
„Völlig erschüttert steht man zum Schluß vor dem Book of Names, in dem alle Opfer der Shoah namentlich aufgeführt sind. Ein unwirkliches Zeugnis, so bedeutend, so schmerzhaft und so brutal. Umso wichtiger ist der letzte Raum, der mit seinen Bänken dazu auffordert, sich kurz niederzulassen und durchzuschnaufen, um das Gesehene kurz sacken zu lassen. Hier wirkt das Zitat des Überlebenden Primo Levi, das an der Wand zu lesen ist, besonders stark:
„It happened, therefore it can happen again: this is the core of what we have to say.“
Und auch der Hinweis des Guide, wie wichtig es ist, darauf zu achten, dass so etwas nie wieder passieren darf und auch Schweigen letztlich Zustimmung sei, wirkte hier ganz besonders.“