Was schön war, Samstag, 16. Juni 2018 – Mein erster Bloomsday

Auf diesen Tag hatte ich quasi hingearbeitet: Ich wollte den Ulysses bis zum 15. Juni durchgelesen haben (I did it!), damit ich am 16. stolz den Bloomsday begehen konnte. Nicht in Dublin, aber immerhin mit dem Kauf von Zitronenseife, die ich auch brav in der Hosentasche mit mir herumtrug, wenigstens von der Lush-Filiale bis nach Hause.

Das Praktische an Lush ist ja: Selbst wenn man nicht weiß, wo genau es auf der Sendlinger Straße ist, riecht man es schon hundert Meter entfernt. So ging es mir auch; ich kam von der U-Bahn am Sendlinger Tor, ging in Richtung Asamkirche, und kurz hinter dieser roch ich schon die übliche Duftwolke. Ich habe seit Jahren nicht mehr bei Lush eingekauft, hatte den Geruch aber sofort wieder in der Nase. Eine freundliche Dame zeigte mir ihre beeindruckende Auswahl an Zitronenseifen, ich nahm gleich die erste, die am wenigsten Firlefanz hatte und noch dazu hübsch aussah, gönnte mir noch eine Nachtcreme und ging wieder aus dem Parfumschuppen an die frische Luft.

Wenn ich eh schon in der Nähe der Asamkirche bin, gucke ich natürlich auch rein. Fünf Minuten barockester Barock sind immer drin.

Die üblichen Touris machten ihre Bilder, und als ich mich wieder dem Ausgang zuwandte, kam eine ganze Gruppe hinein, alle schon die Kameras im Anschlag – und größtenteils in Argentinien-Trikots gewandet. Ich flüsterte ein „Good luck for the game today!“ in ihre Richtung, aber ich glaube, das war so außerhalb des kirchlichen oder touristischen Kontextes, dass ich nur lächelndes Starren zurückbekam. Wenn ich mein Finnbogason-Trikot angehabt hätte, wäre das vielleicht verständlicher gewesen. (Für die fußballfreie Zone: Gestern spielte Argentinien gegen Island in der WM. Der Herr Finnbogason spielt für Island, aber auch für Augschburg, und ich habe ein FCA-Trikot mit seinem Namen drauf.)


Sehen Sie die Figuren unten rechts? Diese Kirche ist so irre.

Nach der Kirche ging ich wieder in Richtung Sendlinger Tor, als ich mich an eine Twitter-Reply vom German Abendbrot erinnerte, die ich bekam, als ich vom neu entdeckten Nilgiri-Tee schwärmte. Sie fragte, ob ich den vom Teahouse an der Sendlinger kenne. Kannte ich noch nicht – aber seit gestern schon, denn ich ließ mir einfach mal 100 Gramm abwiegen und kochte zuhause eine schöne Kanne. Er kam mir deutlich zitroniger vor als der Nilgiri vom Dallmayr, was gut zu meiner Hosentasche passte.

Vor der Teekanne kamen aber noch der Supermarkt und der Buchladen dran. Im Buchladen holte ich meine zwei neuen Joyce-Bücher ab, und ich fand es sehr schön, dass sie genau am Bloomsday für mich bereitlagen. Ich hatte sie erst Freitag bestellt und mich auf Montag eingerichtet.

Danach ging ich zum Supermarkt und erstand ein Pfund Mehl sowie frische Hefe; das neue Brotbackbuch lockte. Eigentlich wollte ich mich sofort an Baguettebrötchen und Fladenbrot machen, aber ich dachte, fängste doch mal schlau mit dem ersten Rezept im Buch an, dem Grundrezept, das danach in 100 Variationen abgefiedelt wird. Die Unterschiede zum Topfbrot beschreibe ich vermutlich ein epischer Breite, wenn das Brot fertig ist; noch ist es ein Teig in meiner Küche, den ich direkt nach Veröffentlichung dieses Blogbeitrags in einen Laib verwandeln werde. Schauen Sie auch morgen wieder vorbei!

Mit frischem Tee, der Zeitung und zwei neuen Büchern lungerte ich dann des Rest des Tages auf dem Sofa herum und schaute ein Fußballspiel nach dem anderen. Zunächst mühte sich Frankreich sehr ab, was mir noch wurscht war, denn ich wartete natürlich auf #ARGISL, brav im Trikot, wie sich’s gehört. Dort durfte ich auch sehr laut jubeln, denn ALFREDFINNBOGASON (hier Stadionlautstärke in der Stimme vorstellen) schoss das erste WM-Tor für Island in dessen Fußballgeschichte. Das Spiel endete 1:1 unentschieden, was quasi ein Sieg war.

Ja, F. und ich DMen manchmal auf Englisch. Und der Mann weiß, dass es nicht „don’t“ heißt. Und ich weiß seit gestern, dass die Wikinger keine Hörner hatten.

Auf Peru gegen Dänemark verzichtete ich größtenteils, weil ich endlich die ersten Folgen der neuen Staffel Queer Eye gucken wollte. Ich war sofort wieder der Puscheligkeit der fünf Herren verfallen und bin begeistert darüber und fasziniert davon, dass es manche TV-Formate schaffen, mich nach fünf Minuten in eine Decke von Heimeligkeit zu wickeln.

Abends schlenderte ich dann über den Alten Nördlichen Friedhof zu F. und wir schauten Kroatien gegen Nigeria gemeinsam, tranken Wein, knabberten Salzgebäck und quatschten danach noch unter dem Sternenhimmel.

Mein erster Bloomsday war ein wirklich schöner Tag.