Tagebuch Dienstag, 30. Oktober 2018 – Wuseln
Gestern war Feedbacktag für mehrere Kunden, so dass ich dauernd zwischen Jobs hin- und hersprang, weil alle JETZT SOFORT noch Änderungen haben wollten. Ich lasse Texte ja gerne eine Nacht liegen, weil sie am nächsten Tag immer anders klingen und einem immer noch irgendetwas auffällt, was man verbessern könnte, aber wir haben ja alle keine Zeit. Zwischen den Jobs kam ich nicht so richtig dazu, etwas anderes zu machen, weil mein Mailfach dauernd rumpingte. Die Zeitung las ich quasi bis abends zum Fußballspiel in Etappen anstatt in einem Rutsch in der Mittagspause, denn auch in der schrieb ich an Dingen.
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Deswegen verschob ich auch gleich Einkaufen und Altpapier wegbringen und so auf heute und den letzten noch fälligen Ikeabesuch auf irgendwann. Für den muss ich auch in den – Schockschwerenot – zweiten Ikea in München, von dem ich nicht mal weiß, wie ich zu ihm hinkomme. Ich hatte mir außer für die Küche die schlichtestmöglichen Lampenschienen für die Zimmerdecken ausgesucht, die ich finden konnte, weil ich Deckenlicht fürchterlich finde. In meinen Zimmer stehen immer fünf bis zehn andere Lichtquellen, von Steh- zu Tischlampen bis Lichterketten und Teelichtern, damit ich bloß nicht das bescheuerte Licht von oben anmachen muss. In meiner oberen Wohnung hingen ernsthaft sechs Jahre lang die nackten Glühbirnen an der Decke, weil ich sie eh nie anschaltete, außer im Bad und im Flur, und da war das Licht so hell und unabgeschirmt prima.
Hier unten möchte ich jetzt aber doch mal wieder was Vernünftiges, und so suchte ich nach Lampen, die quasi gar nicht auffallen. Der oben verlinkte Viererspot hängt schon im Arbeitszimmer und schmeißt prima Licht, wenn ich ihn denn anmache (zwei Stehlampen und eine Tischlampe machen ihren Job auch super), und für Flur (bisher nur eine Birne, ich möchte aber an zwei Stellen Licht), Schlafzimmer (drei Tischlampen, reichen locker) und Bibliothek (drei Stehlampen, reichen noch lockerer) möchte ich diese Lampe als unauffällige Zweierschiene haben. Die suchte ich bei Ikea-Brunnthal aber bei meinem letzten Großeinkauf vergeblich, bis mir eine nette Mitarbeiterin sagte, dass sie die nur in Ikea-Eching hätten. Oder online halt. Aber da ich ja jetzt Platz für theoretisch VIEL MEHR WEIHNACHTSDEKO habe als vorher, kann ich ja nochmal unauffällig im anderen Ikea einkaufen gehen. (Ich dekoriere für kein Fest außer Weihnachten, aber da darf es gerne total aus dem Ruder laufen.)
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Die Gehirnkapazität, die nicht für Texten und Zeitunglesen drauf ging, war damit beschäftigt zu überlegen, ob ich zum Fußball nach Augsburg fahren sollte. Gestern spielte der FCA gegen Mainz im DFB-Pokal und der Anstoß war um fucking 20.45 Uhr. Wenn es ein Ligaspiel gewesen wäre, hätte ich nicht nachdenken müssen, denn das wäre brav nach 90 Minuten plus Halb- und Nachspielzeit gegen 22.45 zu Ende gewesen, was mir genug Zeit gegeben hätte für Fußweg zur Tram und Tramfahrt zum Bahnhof, wo um 23.45 der letzte Regionalzug nach München fuhr, den ich mit dem kostengünstigen Bayernticket hätte nehmen können. Im DFB-Pokal besteht aber die Möglichkeit zu Verlängerung und eventuell sogar noch Elfmeterschießen, und auch wenn es nur in die Verlängerung ginge, müsste ich vor Spielende gehen, um den Zug noch zu kriegen. Oder ich nehme den ICE um 00.21, der dann aber teurer ist, und ich wäre noch später im Bett.
Ich konnte mich den ganzen Tag nicht so recht entscheiden, wollte eigentlich gerne wieder ins Stadion, vor allem alleine, weil ich es ganz nett finde, nicht immer in Gesellschaft sein zu müssen. Um halb sieben sagte mein Bauch dann sehr nölig Nein, und ich quengelte bis zur 87. Minute des Spiels über die Anstoßzeit und außerdem über das Spiel, bei dem Augsburg hinten lag – bis eben zur 87. Minute, als Gregoritsch den Ausgleich schoss und es in die Verlängerung ging, während der ich hätte gehen müssen. So war ich endlich entspannt, der FCA gewann das Ding sogar noch, ich war ein bisschen traurig, nicht dabeigewesen zu sein, aber gleichzeitig sehr dankbar dafür, dass mein Bett nur 90 Sekunden entfernt war und nicht 90 Minuten, ich Schönwetterfan.
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(Ja, mir ist das durchaus klar, dass es eine gewisse Unstimmigkeit gibt zwischen „Ich werfe sinnlos viel Geld für Weihnachtsdeko raus“ und „Ich quengele über 30 Euro mehr für einen Zug“. Aber: Weihnachten macht glücklich. Zugfahren nur so bedingt. Vor allem morgens um eins.)