Tagebuch Mittwoch, 13. Februar 2019 – Besser, Baby!
Hervorragend durchgeschlafen. Die Nase ist noch nicht ganz wieder frei, aber die Grundkonstitution würde ich jetzt schon mit „quasi gesund“ angeben. Deswegen voller Tatendrang die Küche ein bisschen umorganisiert, in der ich nun seit ungefähr vier Monaten rumkoche und in der ich immer noch vergesse, dass ich auf einmal mehr Schränke habe. Beim Umzug habe ich vieles einfach wieder dahingestellt, wo es in der alten Wohnung auch stand, bis mir vor Kurzem auffiel, dass ja gar nicht so viel offen rumstehen muss – das kann auch alles hinter Türen!
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Ich erledigte Kram am Schreibtisch und rutschte vom Martinů-Hören auf YouTube kurz zu Dvořák: Diese Aufnahme von der „Neuen Welt“ aus dem Münchner Gasteig von 1991 ist großartig. Nehmt euch nach Feierabend mal ein Stündchen und hört rein.
Ach, und die Akzente funktionieren jetzt ohne Wikipedia-Copypaste, danke an die Hinweisgeber*innen per Mail, Twitter und Instagram: Ich habe der deutschen Tastatur noch die tschechische hinzugefügt, und jetzt bekomme ich nach dem Umschalten beim längeren Drücken der U-Taste auch brav den Kringel. Martinůůůůůů!
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Dann schaute ich die neue Folge von This Is Us, die mir sehr gut gefiel. Die neue Staffel nervt mich ein bisschen, weil sie plötzlich so irre viel Action bringt und so viele neue Schauplätze aufmacht, wo die alten noch gar nicht abgespielt sind. Diese Folge fühlte sich wieder an wie gutes, altes This Is Us: ein kleines Kammerspiel, nur die wichtigen Akteure, nicht wieder die ganze Peripherie in eine Folge gequetscht, nicht drei Dramen auf einmal, sondern nur eins. Mehr davon bitte.
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In der aufgeräumten Küche gleich mal ein neues Brot angesetzt. Ich habe jetzt SONNE! in meiner Küche! Und eine neue Edelstahlschüssel, in die die Brotteige von Herrn Geissler hoffentlich besser passen als in meine gute alte Plastikschüssel von Mama. Die quillt nämlich über.
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Nachmittags fiepste mein Handy und zeigte mir ein Geschenk in der Packstation an, siehe Extra-Eintrag. Ich ging deutlich schnelleren Schrittes als gestern zum Abholort und stellte dort fest, dass der liebe DHL-Mensch mein kleines Päckchen in das vermutlich größte Fach geworfen hatte, das da war, ganz nach hinten – und dazu noch das Fach ganz oben. Und so stand ich Zwerg vor dem gelben Mount Everest und konnte mein Päckchen von unten bewundern, es aber überhaupt nicht erreichen. Weil gerade niemand Großes die Straße entlang kam, dachte ich, ach komm, machste dich halt erstmal zum Affen. Und so schleuderte ich meinen Rucksack mit Schmackes ins Fach, immer bedacht, ihn noch an einem Gurt festzuhalten, nicht, dass er auch noch außerhalb meiner Reichweite gelangte. Ich brauchte auch nur zwei Versuche, bis der Rucksack das Päckchen nach vorne beförderte, wo ich halbwegs elegant an es herankam. Ich musste an die ganzen Tiere denken, die mit schweren Dingen nach Nüssen oder ähnlichem werfen, um sie zu knacken, und war eigentlich ganz beeindruckt von mir, dass ich die guten alten Atavismen noch aktivieren konnte, ich Säugetier.
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Abends griff ich wieder zu Ottolenghis Simple-Kochbuch und genoss eine herrliche Linsen-Tomaten-Suppe mit Kokos und Curry, Rezept kommt morgen. Dann lungerte ich Zeitung lesend auf dem Sofa rum, bestellte meine virtuelle Farm und genoss es sehr, nicht mehr dauernd nach Taschentüchern greifen zu müssen.
Abends diesen Blogeintrag und den Dankeschön-Blogeintrag getippt und dabei die neuen Bücher gestreichelt. Bücher sind so wunderbar! Musik ist so wunderbar! Gutes Essen ist so wunderbar! Schau an, wie gut die Laune wieder ist, wenn man gesund ist, total erstaunlich.
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Und dann war ich so guter Laune, dass ich bis morgens um 4 nicht einschlafen konnte. Ich versuchte es ein-, zweimal, dachte an meine üblichen Einschlafrituale, aber mein Kopf wollte lieber an alle Salatrezepte dieser Welt denken, die ich für meine kleine Partay demnächst schnippeln könnte, an die Bücher, die ich heute zurückbringen und die, die ich heute ausleihen will, an eine lustige Einladung, die gestern bei mir im Briefkasten lag und die mich in Erinnerungslaune brachte, und so knipste ich immer wieder das Licht an, las, versuchte wieder zu schlafen, und las weiter.
Zunächst griff ich zum hier schon mal erwähnten Buch zur Zukunft der Menschheit, weil ich dachte, ein Aufsatz über „Die Vermeidung existentieller Risiken als globale Priorität“ müsste mich doch bestimmt langweilen, aber das tat er natürlich nicht; ich war eine Stunde damit beschäftigt, „Hm? Ach was!?! Firlefanz!“ an den Rand zu schreiben und war weiterhin hellwach.
Und vier Uhr morgens zog und faltete ich den Brotteig nochmal, praktisch, wenn man wach ist. Und dann griff ich zu einem der neuen Bücher und folgte dem Butler Stevens ins England der 1950er Jahre, wo er mir bedächtig und wohlüberlegt und äußerst vorsichtig formuliert seine Geschichte erzählte, ich meine, in gedämpftem Plauderton. Das beruhigte mich derart, dass ich um halb fünf endlich ein bisschen müde wurde, das Buch zur Seite legte und sofort einschlief.
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Sydney Opera House: the designs that didn’t make it – in pictures
Wer wissen möchte, wie das Sydney Opera House hätte aussehen können, wenn es nicht Utzons großer Wurf geworden wäre, kann sich hier einige der über 200 Wettbewerbsentwürfe als neues Rendering anschauen. Klar sind die nicht so irrwitzig wie das, was es schließlich geworden ist, aber ich finde die alle durchaus reizvoll. Bis auf das letzte, das von einem Dirigenten gestaltet wurde. Ähem.
(Via @Simon Kuestenmacher)