Tagebuch Montag, 18. März 2019 – Noch nicht ganz Alltag
Was von den zwei Tagen konzentrierter und wochenlanger nebenbei erledigter Vorbereitung für meine kleine Partay am meisten bei mir hängengeblieben ist: der Respekt vor der körperlichen Küchenarbeit. Mir war schon klar, dass ich nicht mehr in der Lage dazu wäre, auch nur den Kellnerinnen- und Zapferinnenjob wieder zu machen, den ich in meinen Zwanzigern so mochte, aber ich war doch erstaunt davon, wie sehr mich die zwei Tage intensiver körperlicher Arbeit geschlaucht haben, auch wenn ich immer zwischendurch brav ein, zwei Päuschen gemacht habe, damit mein Rücken nicht irgendwann überhaupt keine Lust mehr hat. Am Sonntag auf den Weg in den Biergarten humpelte ich ernsthaft ein wenig, weil meine Füße einfach nicht mehr mitspielen wollten, nachdem sie zwei Tage lang mehr standen als gingen. Was dazu führte, dass ich nach der Heimkehr, als ich endlich wieder alleine in der Wohnung war, mir ein meinem Alter entsprechendes Fußbad nahm und dabei endlich die neue Staffel Queer Eye beginnen konnte. Da fühlten sich die Füße im Schaumwasser dann auch gleich nach Selfcare und Wellness an, ha.
Ich erwähnte es schon im letzten Eintrag: Ich merkte auch, wie wenig meine private Küche für etwas größere Gästemengen geeignet ist. Auch der Aufbau nervte über die 48 Stunden immer mehr. Wo ich mich sonst nölig daran gewöhnt habe, für Salz und Öl nach ganz links zur Küchenzeile zu gehen und für die Messer ganz nach rechts, weil die Zeile halt so bescheuert unterteilt ist, dass nirgends ALLES hinpasst, was man dauernd in den Händen hat, quengelte ich Freitag und Samstag irgendwann sehr laut und wünschte mir ein Skateboard oder eins von den Flughafenrollbändern herbei. Oder einfach eine Küchenzeile, die jemand gestaltet, der ab und zu mal am Herd steht, herrgottnochmal. Ich habe zum wiederholten Male gemerkt, wie wichtig die Arbeit der Spülkräfte in der Küche ist, denn auch das nahm bei mir irrwitzig viel Zeit in Anspruch: einfach wieder saubere Arbeitsgeräte zu haben. Dankbar war ich aber für meine tollen Messer und Schneidebretter, bei denen ich gemerkt habe, dass es sich eben doch lohnt, für solche Dinge etwas mehr Geld auszugeben.
Mein Geschenketisch ist immer noch nicht abgeräumt, weil ich mich immer noch über die vielen netten Karten und Gaben so freue. Und ich habe gestern auch diverse Male einfach dumm vor mich hingegrinst, weil mir der Samstag, trotz aller Arbeit und körperlicher Herausforderungen, so viel Spaß gemacht hat. Das war schön.
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Den Vormittag verbrachte ich am Schreibtisch, der inzwischen auch wieder wie ein Schreibtisch aussieht, und arbeitete vor mich hin. Nachmittags gönnte ich mir die letzte Staffelfolge von Kitchen Impossible und freute mich wie immer über Tim Raue, dessen Lachen ich einfach großartig finde und von dem ich nie genug bekomme. Von der Kochherausforderung fand ich den Campus Galli nicht so spannend, aber ich habe interessiert gesehen, dass wir Linsensuppe anscheinend immer noch so kochen wie vor 1200 Jahren: Linsen, Essig, Gemüse. Schmeckt halt. Außerdem habe ich mich sehr gefreut, bei der Zielvorstellung – also die Minuten in der Sendung, wo die Köch*innen den Kontrahent*innen die Länderflaggen hinlegen, die anzeigen, wo sie hinmüssen – das Karolus-Monogramm erkannt zu haben, das stellvertretend für den Campus Galli stand. Hat sich das Geschichtsstudium ja total gelohnt.
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Abends waren F. und ich erneut mit Schwager und Schwester verabredet, die erst heute mittag wieder zurück in den Norden fahren. Wir hatten so ein, zwei Helle und eine kleine Mahlzeit im Obacht geplant, aber wie des Öfteren kann man dort ganz hervorragend versacken und gute Gespräche führen. Es endete damit, dass meine Schwester schon mal in meinem Bettchen vorschlief, während wir anderen drei noch einen Absacker in meiner Küche zu uns nahmen, der bei mir aber schon aus Spezi bestand. Um kurz nach 2 musste das Schwesterherz dann doch geweckt werden und trat sehr schlaf- und anderweitig trunken den Weg ins Hotel an. Eine WhatsApp informierte uns darüber, dass die beiden auch gut angekommen waren, aber die sah ich erst heute morgen, denn ich fiel sehr schnell sehr bettschwer um. Aber auch das war schön: mal wieder Zeit mit der Familie zu verbringen. Weiß ich auch erst seit Kurzem zu schätzen, aber jetzt dafür umso mehr.