Tagebuch Dienstag, 18. Juni 2019 – #disslife

Um 8.30 Uhr einen Termin im Bürgerbüro für 9.30 Uhr gemacht, um mal wieder um eine Melderegisterauskunft zu bitten. Dieses Mal saß ich nicht in der coolen grünen Wartezone, sondern in der lauten roten und musste auch bis kurz nach 10 warten. Dafür war die Auskunft halbwegs erfolgreich, wenn auch nicht in dem Sinne, wie ich sie gerne gehabt hätte.

Zuhause zwei Briefe ausgedruckt an Menschen, die eventuell Vorfahren oder Verwandte haben, die eventuell mal Unterlagen von Protzen in der Hand gehabt haben könnten und die sie eventuell noch besitzen. Die werfe ich heute ein und brauche viele gedrückte Daumen. Der Mann gibt quellenmäßig leider nicht so viel her, daher gebe ich jetzt Geld für Auskünfte aus und schreibe Briefe an unbekannt.

Den Rest des Tages am Schreibtisch verbracht. Das erste Kapitel, das bisher den Titel „Biografische Notizen“ trug, aber jetzt „1887–1925: Vom Lithograf zum Kunstmaler“ heißt, komplett ausgedruckt, weil ich es mit dem zweiten Kapitel, das bisher „Ausstellungsbeteiligungen zwischen 1924 und 1956“ hieß, vermählen möchte. Meinen thematischen Aufbau habe ich zugunsten eines chronologischen gekippt, und so werden aus dem bisher erarbeiteten zweiten Kapitel gleich mehrere, die momentan „3. 1926–1934: Motiv- und Stilsuche“, „4. 1934–1941: Die Motive der Reichsautobahn“ und „5. 1941–1945: ?“ heißen. Bei 5 neige ich zu „Die Blümchen der Ostmark“, aber das ist ein Arbeitstitel, damit ich keine schlechte Laune kriege.

Und dann saß ich da vor den Ausdrucken, überflog die ersten Seiten und merkte: Nee, du musst echt erst Quellen und Forschungsstand erläutern, damit du nicht dauernd doppelt und dreifach Dinge erklären musst. Also tat ich das, wühlte mich durch diverse kopierte, gescannte oder fotografierte Archivalien und schrieb, mit einer 50-minütigen Masterchef-Australia-Pause, bis 19 Uhr durch.

Danach sicherte ich alles tausendmal in verschiedenen Medien und hatte das Gefühl, seit Anfang März, seitdem ich begonnen habe zu schreiben, keinen Schritt vorwärts gekommen zu sein. Vor mir liegen 70 Seiten, aber es fühlt sich so an, als hätte ich noch gar nichts gesagt.

Ich muss mir dauernd selber vorbeten, dass sich das so anfühlt, weil ich den ganzen Kram schon fast auswendig kann, ich aber trotzdem mal eben 70 Seiten vollgeschrieben habe mit Dingen, die so noch niemand in einen Zusammenhang gebracht hat. Das passt vermutlich alles, aber ich stecke gerade in einer Phase des „Was mach ich hier überhaupt“. Gut, dass es auf Twitter diverse Doktorand*innen und Doktores gibt, die Tipps für solche Tage haben: The Valley of Shit.

Müsli mit Erdbeeren und zwei Kannen Cold-Brew-Ingwer-Orange-Tee. Großartiges Zeug! Wie Ingwerlimo, nur nicht so scharf. Abends eine riesige Schüssel Caesar Salad mit einer selbstgeschlagenen Majo, die im ersten Versuch geklappt hat. Wie es sich bei 29 Grad gehört, verdammte Anstrengung!

Mit F. auf dem Balkon rumgelungert, er ein Bierchen, ich weiter Ingwertee, der Lichterkette zugeguckt und den schnatternden Damen auf dem Balkon schräg gegenüber. Erst als sie sich gegenseitig YouTube-„Komiker“ vorspielten, wollte ich rein.

Gemeinsam eingeschlafen.