Tagebuch Dienstag, 9. Juli 2019 – Ein Fleißbienchensticker für die Doktorandin

Morgens Zeug erledigt, was erledigt werden musste: Steuer. Umschlag mit Steuerunterlagen zur Post bringen, weil ich nicht wusste, ob auch die Großbriefe teurer geworden sind und ich eh keine Briefmarken mehr hatte – Info: jetzt 1,55 statt 1,45. Eingekauft. Paket aus Paketshop geholt. Das alles per Fahrrad, denn gestern streikte die MVG recht großflächig, wobei mir das ziemlich egal war, denn meine anzusteuernden Punkte sind zu Fuß oder eben per Rad eh schneller erreichbar als mit Tram und Bus. Bei jeder Fahrt freute ich mich wie bescheuert über mein Rad: die Leichtigkeit, mit der ich es bewegen kann im Gegensatz zu meiner eigenen körperlichen Schwerfälligkeit, der Fahrtwind, der immerhin auf 500 Metern vorhandene deutlich sichtbare Radweg neben den Autos, der mir immer lieber ist als die Buckelpiste zwischen Beifahrertüren und Fußgängern. Vor mir fuhr auf einer dieser Buckelpisten ein E-Scooter, der mich bemerkte und kurz einen Schlenker auf den Fußweg machte, damit ich überholen konnte. Dankeschön! (Ich hasse euch trotzdem alle, seit ich in Wien mal fast von einem in der Fußgängerzone umgefahren wurde.) Gestrampelt, Zeug erledigt, nach Hause gestrampelt, alles toll gefunden. Irgendwann werde ich anfangen zu singen, wenn ich radele.

Dann den kompletten Tag am Schreibtisch gesessen und in die Dissertation vertieft gewesen. Gefühlt habe ich zwei Sätze zu Papier gebracht und den Rest der Zeit in Archivsuchmasken, meinen eigenen Unterlagen, Büchern und Aufsätzen gestöbert, aber vermutlich habe ich doch mehr geschrieben.

Wie ich gestern twitterte: „Mein Doktorvater im Februar so launig: „Lücken schließt man am besten beim Schreiben.“ Ich so im Juli: „IMMER WENN ICH EINE LÜCKE GESCHLOSSEN HABE, FALLEN MIR DABEI FÜNF NEUE AUF!“ Ahne allmählich, warum Dissertationen so lange dauern. *wimmernd ab*“

Unterbrochen wurde die Arbeit nur durch die Mittagspause um 14 Uhr, in der ich die neueste Masterchef-Australia-Folge guckte. Die Staffel ist nächste Woche schon durch, dann muss ich in der Mittagspause die Wand anschauen.

Um 17 Uhr warf ich vier Kartoffeln auf den Backofenrost, holte sie um 18 Uhr mit der inneren Feierabendglocke heraus und ließ sie abkühlen, während ich den Rechner auf zwei externe Festplatten backuppte sowie die Word-Dateien auf einen Stick und in die Cloud zog. (Ab wievielen Sicherungskopien gilt es als übertrieben?)

Dann verarbeitete ich die Kartoffeln zu herrlich fluffigen Gnocchi (mal ohne Ei) und genoss sie auf dem Balkon. Ich – saß – freiwillig – in – der – Sonne. Immerhin strategisch im kleinen Schatten des Pfostens platziert.

Ich habe es noch nicht ganz durchgehört, aber ich verweise natürlich gerne auf die erste Podcastfolge von Talking History von und mit Charlotte Jahnz und Moritz Hoffmann.