Was schön war, Samstag/Sonntag, 13./14. Juli 2019 – Wellness

Gemeinsam aufgewacht.

Rosinensemmeln vom Bäcker geholt auf dem Weg von F. zu mir. Daran musste ich mich erst gewöhnen, dass die norddeutschen Rosinenbrötchen etwas anderes sind als die süddeutschen Rosinensemmeln. Die Brötchen sind, soweit ich weiß, ich habe sie noch nie selbst gebacken, Milchbrötchenteig, eventuell Hefe? Die Rosinensemmeln sind schwerer und kommen mir fast wie Quarkteig vor. Ich hatte noch etwas Lemon Curd übrig, und damit waren sowohl Frühstück als auch Mittagessen erledigt.

Nachmittags den totalen Putzflash bekommen. Ja, Wohnungsputz ist nicht unbedingt etwas, was ich dauernd auf die „Was schön war“-Liste setzen würde, aber das Gefühl, damit fertig zu sein und eine saubere Wohnung zu haben, auf jeden Fall. Eigentlich wollte ich nur das Bad machen, der Rest war irgendwie noch erträglich, aber hey, wenn man den Staubsauger schon mal in der Hand hat?

Mir fiel mal wieder auf, dass ich lieber alles am Stück erledige als hier ein bisschen, da ein bisschen rumzupuscheln. Ich hatte mir vor ewigen Zeiten mal einen Putzplan in diesem Interweb runtergeladen, der einem das tägliche Ordnunghalten erleichtern sollte. Anscheinend bin ich schon ordentlich genug, denn ich muss nicht daran erinnert werden, den Herd nach dem Kochen zu putzen oder die Arbeitsfläche von Krümeln zu reinigen. Der Plan schlägt allerdings auch vor, jeden Tag ein Zimmer in Ordnung zu bringen, damit es eben nicht so ein Berg ist, den man erledigen muss. Das hat bei mir nie funktioniert – wenn ich das Schlafzimmer saugen und staubwischen kann, dann mache ich das im Arbeitszimmer auch gleich. Ich will vor allem gar nicht jeden Tag putzen – ich finde, einmal in der Woche am Stück deutlich angenehmer als ständig irgendwas machen zu müssen.

Daran musste ich denken, als ich Samstag einen Artikel aus der New York Times las und vertwitterte: How to Be Happy. Der Artikel ist nicht so esoterisch oder albern wie man glauben mag, da sind ein paar schöne Dinge dabei, und manche praktiziere ich schon länger. Zum Beispiel, zu mir und meinem Körper nett zu sein und ihn nicht dauernd auszuschimpfen. Der Tipp steht, glaube ich, in jedem Nicht-Diät-Ratgeber: Würdest du über den Körper deiner Freundin so herziehen? Nein? Dann lass das auch bei deinem eigenen sein.

Die Idee, die eigene Geschichte aus einer anderen Perspektive aufzuschreiben, um Dinge im Kopf klarzukriegen, fand ich spannend, das probiere ich aus. Und auch die Idee, ab und zu im Grünen spazierenzugehen, gefällt mir immer besser. Auch wenn spazierengehen seit Weihnachten immer schwerer fällt – seit ungefähr sechs, sieben Monaten merke ich, dass ich rechts deutlich mehr humpele als früher. Wenn ich barfuß in meiner Wohnung unterwegs bin, ist das seltsamerweise einfacher als draußen mit Schuhen. Denke jetzt über Barfußschuhe nach. Oder werde einfach nur noch radeln.

Wie ich Samstag twitterte: Wenn mir jemand vor sechs Wochen erzählt hätte, wie oft ich einfach nur stumm auf meine Balkonblumen gucke, sei es aus dem Küchenfenster, vom Schreibtisch aus oder morgens und/oder abends beim Gießen und Ausputzen – ich hätte ihn für bescheuert erklärt. Ich hätte nie gedacht, wie sehr diese kleinen bunten Billogewächse mich glücklich machen und wie sehr ich kurz runterkomme. Außerdem habe ich mich selten so nützlich gefühlt wie in den Momenten, in denen Bienen und Hummeln bei mir zu Gast sind. Das war gut ausgegebenes Geld.

Apropos Geld, noch ein Tipp aus dem Artikel: „Spend money on experiences, not things.“ Ja. Auch das war für mich überraschend, wie viel mir die Urlaube mit F. bedeuten, wie sehr es mir gut tut, aus dem Alltag rauszukommen. Ich empfinde meine Tage meist nicht als anstrengend, aber wenn ich sie bewusst anders verbringe, merke ich schon, dass ich ruhiger werde. F. geht es genauso, was mich sehr freut, und deswegen gönnen wir uns demnächst mal wieder ein kurzes Wochenende außerhalb von München.

Zurück zum Putzen: Ein Tipp aus dem Artikel ist vermutlich nichts für mich, aber ich gebe den mal weiter: „Do any task that can be finished in one minute.“ Also: schreib die eine E-Mail, die du seit Tagen vor dir herschiebst. Räum die Müslischale vom Frühstück in den Geschirrspüler. Leg zwei Shirts zusammen. Warum das nichts für mich ist, habe ich oben anklingen lassen: Wenn ich eh schon am Geschirrspüler stehe, kann ich ihn auch ganz einräumen. Wenn ich zwei Shirts falte, kann ich auch zehn falten. Und so weiter. Aber die Grundidee ist gut: Man kriegt Dinge gebacken und es bleiben immer weniger davon übrig.

Den Rest des Samstags eine gnadenlose Sofakartoffel gewesen, vier FAZ nachgelesen und Lost nebenbei laufen lassen. #rewatch

Ab und zu entspannt auf dem Sofa im Arbeitszimmer gesessen und über den Balkon ins Grüne geguckt bzw. dort dem Regen zugeschaut. Mein Lieblingsgeräusch ist Regen.

Abends die restliche Salsiccia verbraucht und mit einer schönen Tomate, grünen Bohnen und Kartoffeln in der Pfanne angebraten.

Sonntag ohne Wecker aufgewacht. Zwar alleine, aber das ist auch in Ordnung. Ich genieße mein Schlafzimmer auch nach mehreren Monaten sehr im Unterschied zum blöden Schlafsofa vorher. Noch eine Anmerkung aus dem NYT-Artikel: das Bett zu machen, ist morgens ein kleines Erfolgserlebnis und abends kommt man in eine angenehme Atmosphäre und an einen aufgeräumten Ort. Meine Rede.

Ein neues, aber eigentlich altes Baguetterezept ausprobiert. Das sah irgendwie seltsam und nicht besonders appetitlich aus, als es aus dem Ofen kam, aber es musste noch auskühlen, bevor ich es anschneiden und mich vergewissern konnte, dass es vermutlich misslungen war. Traurig geworden, auch aus anderen Gründen.

Aber dann nicht muffig auf dem Sofa versackt, sondern mir vom MVV-Radroutenplaner eine winzige Tour erstellen lassen. Ich wollte es nicht gleich übertreiben und dachte, so zehn, fünfzehn Kilometer sollte ich hinkriegen. Ja, ich weiß, für viele von euch ist das der tägliche Arbeitsweg per Rad. Für mich nicht, sowohl Uni als auch ZI sind nur gut ein kleines Kilometerchen von mir weg. Und F. wohnt noch näher an mir dran. Daher radele ich selten längere Strecken.

Die App verwirrte mich allerdings sehr, die Sprachführung klappte aus unerfindlichen Gründen nicht, die ersten acht Kilometer war ich quasi nur damit beschäftigt, rechts ranzufahren und zu gucken, wo ich lang musste, denn ich wusste es schlicht nicht und hatte darauf gehofft, dass die App mir das sagt. Die sagte mir aber nur, dass ich gerade von der Route abwich, aber nicht, wie ich wieder zurückkäme. Ausgeschaltet, auf Google Maps das Ziel gesucht und dann irgendwie nach Gefühl gefahren. Ab da an war es deutlich entspannter.

Wobei ich zugeben muss: Generell scheint das zu funktionieren. Ich hatte nicht „schnellste Route“, sondern „grüne Route“ eingegeben, weil ich endlich mal ein paar schöne Wege in München kennenlernen wollte. Die führten mich zwar zunächst weiter an fiesen vierspurigen Straßen entlang, aber immerhin waren da die Radwege ausreichend breit und sogar asphaltiert anstatt wie manchmal aus bröckeligen Gehwegplatten, die von Wurzeln untergraben sind, zu bestehen. Irgendwann war ich dann sogar in einer Fahrradstraße, und so fühlt sich Radfahren vermutlich in den Niederlanden an: nur Radler*innen unterwegs, mit Kinderanhänger oder ohne, alle im entspannten Tempo, ab und zu auch Fußgänger, die aber wussten, dass sie aus dem Weg gehen konnten, und kein einziges Auto auf mehreren Kilometern. Herrlich.

Ich war bei bedecktem Wetter losgefahren und hatte mich nicht eingecremt, auch die Sonnenbrille hatte ich zuhause gelassen. Stattdessen lag die Regenjacke im Korb auf dem Gepäckträger, worüber ich mit den unbeschatteten Augen rollte, als die Sonne schön rauskam, aber als es zu nieseln begann, hatte ich überhaupt keine Lust anzuhalten, es war gerade so nett! Ich hatte auch keine Lust zu fotografieren, um ordentlich bei Insta belegen zu können, dass ich vor der Tür war, selbst nicht als ich über eine äußerst malerische Brücke radelte, die über ein arg fotogenes Bächlein führte. Ich wollte bloß fahren. Und das tat ich dann.

Am Ziel wollte ich eigentlich mein Rad kurz anschließen und ein bisschen spazierengehen, aber es regnete weiterhin und ich war gerade so schön im Schwung, dass ich einfach weiterfuhr und mir den Weg wieder nach Hause suchte. Nach anderthalb Stunden war ich wieder daheim, verschwitzt und nassgeregnet und vermutlich mit Sonnenbrand und heute tun mir erwartungsgemäß ein bisschen die Knie weh, aber das war alles egal. Es war herrlich.

Und dann schmeckte das hässliche Baguette sogar!

Als Rausschmeißer etwas, das nicht ganz so schön war, aber das hier ist ja mein Blog und kein Werbetext, da darf die Copy auch ruhig mal überhaupt nicht mehr zur Überschrift passen. Eine Nachricht meiner Zyklus-App: „Cycle Day 87, 53 days late.“ Und das muss ich jetzt wieder auf Null stellen. Mist.

(Die Sätze tippte ich gestern abend und jetzt beim Drüberlesen sieht es eventuell so aus, als wäre ich schwanger gewesen. Äh. NEIN. Es ist die andere Möglichkeit, wenn die Tage länger wegbleiben und ich begrüße sie mit offenen Armen.)