Was schön war, Donnerstag, 24. Oktober 2019 – Warten und räumen
Eigentlich hatte ich einen Telefontermin mit meiner Steuerberaterin, aber die Dame bzw. deren Anruf ließ auf sich warten, und so saß ich sinnierend auf dem Sofa, guckte mich um und dachte: Wäre schon schön, hier Gardinen zu haben.
Dazu muss man wissen, dass ich in den letzten beiden Tagen die achtteilige Serie Raumkünstler (Interior Design Masters) gesehen habe und mit sowas darf man mich ja nicht alleine lassen. Ich habe mir in den letzten Jahren so einen Hauch von Geschmack antrainiert, was Raumgestaltung angeht, indem ich auf Pinterest rumlungere, Einrichtungsblogs lese oder auf Instagram durch hunderte von Fotos oder Hashtags scrolle. Ich weiß immer noch nicht, wie Räume wirklich funktionieren, wie sie wohnlich werden und warum bei mir BoHo Chic immer nur wie unaufgeräumter Schraddel aussieht, aber ein paar Grundlagen habe ich kapiert. Behaupte ich jedenfalls. Für Dekoschnickschnack (aka „Rumsteherchen“) habe ich immer noch überhaupt kein Händchen, weswegen ich den klaren, minimalistischen skandinavischen Stil sehr gerne mag. Dachte ich jedenfalls.
Bis vor einem Jahr musste ich den Großteil meiner Habseligkeiten in eine 1-Zimmer-Wohnung quetschen. Seit letztem September habe ich etwas mehr Platz und habe es sehr genossen, wie wenig hier rumsteht und wie leer die Wände sind. Ruhig. Aufgeräumt. Oder neuerdings: ein bisschen zu nackt. Und so dachte ich über Gardinen nach, die bisher nur in Schlaf- und Arbeitszimmer hängen, aber nicht in der Bibliothek.
Ich erspare euch Details und Fotos, aber ich habe gestern drei Bücherregale aus- und umgeräumt, eins ist ins Arbeitszimmer gewandert, ein anderes von dort in die Bibliothek, dort verschob ich ein drittes und holte auch den gemütlichen Lesesessel rüber, der bisher im Arbeitszimmer eher ein Abstandshalter zu Luise war, damit ich nicht morgens schlaftrunken in sie reinrenne. (Sie ist wirklich ein Altbaugemälde und müsste viel höher hängen, aber nun gut.) Außerdem wurden ein paar Steh- und Tischlampen neu positioniert, ich wagte eine Art throw, aber keine Decke, sondern meine dicke Strickjacke, und holte einen Blumentopf vom Balkon nach drinnen, der angeblich auch als Zimmerpflanze funktioniert, wir werden sehen, ob die Werbung da recht hat. Ich zerrte Bilder aus den Schränken und hängte sie auf bzw. vorhandene um, tauschte endlich mal die zwei kaputten Glühbirnen aus, für die ich seit Wochen zu faul gewesen war, suchte immerhin zwei (ZWEI!) Bücher beim Umräumen aus, die jetzt in den Hausflohmarkt kommen, bastelte eine Garderobenstange an das bisher dort nur halbfunktional rumstehende Regal, stellte Vasen und Kerzen auf und fand das alles abends ganz wunderbar, als ich mit meinem inzwischen kalt gewordenen Tee auf dem Sofa saß.
Gardinen habe ich immer noch nicht, aber ich finde bestimmt noch mehr Serien, die mich anstupsen. Und meine Steuerberaterin ruft dann hoffentlich Montag an.