Ein kontinentales Dankeschön …

… an Gabriele, die mich mit John Iliffes Africans: The History of a Continent überraschte. Das Buch wurde vermutlich in einem der vielen Artikel erwähnt, die ich in den letzten Monaten zum Thema Sklaverei und/oder Rassismus gelesen habe, ich weiß leider nicht mehr in welchem, aber ich erinnere mich daran, dass es als grundlegender Text genannt wurde, und grundlegende Texte sind ja immer gut.

Wenn ich in diesem Zusammenhang mal wieder auf das 1619-Projekt der New York Times aufmerksam machen dürfte, das ins Essays, Podcasts und weiteren Medien die Geschichte der Schwarzen amerikanischen Bevölkerung aufbereitet? Hier der Link zu einigen Gedichten und Storys, die mit diesem Satz angeteasert werden:

„I slide my ring finger from Senegal
to South Carolina & feel the ocean
separate a million families.“

Auch deswegen – wegen der Middle Passage – wollte ich mehr über die Ursprungsländer der Menschen wissen, deren Nachkommen sich heute Afro-Amerikaner nennen. (Wobei ich oft an ein Zitat von Whoopi Goldberg denken muss: „I am not an African-American. I am an American.“) Vor längerer Zeit hatte ich schon Kongo: Eine Geschichte gelesen, das ich euch sehr ans Herz legen kann, und jetzt bin ich sehr auf Africans gespannt.

Ach, wo ich eh gerade Links zum Thema durch die Gegend werfe: Hier einer zum New Yorker, in dem Maya Phillips über das National Museum of African American History and Culture (NMAAHC) schreibt, drei Jahre nach seiner Eröffnung. Ich durfte für den Ausstellungskatalog zu „New Museums“ auch über dieses Gebäude schreiben, und ihr könnt den Text auf meiner Arbeitswebsite lesen. Oder immerhin seine englische Übersetzung.

Gestern habe ich außerdem Michelle Obamas Becoming durchgelesen, was einerseits toll war, andererseits anstrengend. Ihrer Let’s-Move-Kampagne, die gegen Fettleibigkeit bei Kindern vorgeht, stehe ich in einigen Punkten kritisch gegenüber (BMI als Maßstab, was völliger Kappes ist), anderen Dinge, die die Obamas im Weißen Haus angestoßen haben, deutlich weniger (besserer, selbstverständlicherer Zugang zu Bildung, gerade für Schwarze Kinder). Im Buch schreibt sie auch über den Wahlkampf, bei dem sie gegen das Stereotyp der angry black woman anarbeiten musste, damit die armen Weißen keine Angst mehr vor ihr haben. Dieses Denken hat sie anscheinend immer noch gezwungenermaßen verinnerlicht, was mich irre macht. Nettsein schafft keine Veränderungen, und Rassist*innen erreicht man nicht mal als Friedensnobelpreisträger. Ihre Erschöpfung sieht man ihr im Clip ein bisschen an.

Aber eher ich mich weiter aufrege: Vielen Dank für das Geschenk, ich habe mich sehr gefreut. Scheint ein Thema zu sein, was mich wirklich interessiert. Achtung, sehr ausgelutschter Begriff, aber trotzdem ein wichtiger: Das Thema macht mir immer wieder bewusst, welche Privilegien ich habe. Ich habe als dicke Frau in unserer Gesellschaft durchaus mit Vorurteilen zu kämpfen, aber ich habe noch nie Probleme wegen meines Namens oder meiner Hautfarbe gehabt und ich habe keine Ahnung, wie sich das anfühlt. Also höre ich den Leuten zu, die das leider wissen.