Tagebuch Freitag/Samstag, 21./22. Februar 2020 – Interview und Franzbrötchen
Am Freitagvormittag war ich zu einem Gespräch im Café in der Alten Pinakothek verabredet. Mein Gesprächspartner war der ehemalige Leiter des Lenbachhauses, der anscheinend vorher nochmal durchs Haus gegangen war, er trug jedenfalls noch das Tagesbändchen der Pinakothek am Handgelenk. Helmut Friedel war 1976 für den einzigen etwas längeren Text zu Protzen verantwortlich gewesen – immerhin zweieinhalb Seiten –, der als Katalogersatz in der einzigen Ausstellung auslag, die Protzen jemals bekommen hat.
Protzen starb 1956, seine Frau Henny Protzen-Kundmüller 1967 und laut der Testamentsverfügung erhielten die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen und das Lenbachhaus ungefähr gleich viele Werke der beiden; der Rest ihres Oeuvres ging an Freunde und Verwandte – das ist die Formulierung, die mir durch Archivalien bekannt ist und die mich wahnsinnig macht, weil ich keine Namen habe, nach denen ich suchen könnte, um noch Werke aufzutreiben, die ich noch nicht lokalisieren konnte. Aber gut. Die Listen von Pinakothek und Lenbachhaus habe ich natürlich seit Ewigkeiten und durch die Archivsuche im Lenbachhaus auch den Text von Friedel. Die Ausstellung von 1976 war quasi die Gegenleistung der beiden Häuser für die Annahme des Erbes: Sie mussten dem Ehepaar eine Gedächtnisausstellung ausrichten und laut der wenigen erhaltenen Unterlagen hatte darauf niemand so recht Lust. Auch Friedel antwortete auf meine Anfrage-Mail nach einem Gespräch, dass es seltsam sei, an seine „Jugendsünden“ erinnert zu werden und er wisse nicht, ob ihm überhaupt noch etwas einfiele.
Tat es aber. Wir hatten eine gute halbe Stunde, mehr gab’s zu dem Herrn Kunstmaler nicht zu sagen, aber ich fand es spannend, etwas mehr über die kuratorische Arbeit in den 1970er zu erfahren, gerade im Bereich der NS-Kunst. Auch mal zu hören, was überhaupt als Wissensstand noch da war, wie man an Werke kam oder ob Protzen noch ein Name war, den man kannte. Ein paar Dinge kann ich auf jeden Fall in der Diss unterbringen, und ansonsten fand ich es einfach nett, mit jemandem zu reden, der neben mir vermutlich der einzige lebende Mensch auf diesem Planeten ist, der sich mal länger als fünf Minuten mit diesem Künstler befasst hat.
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Abends ging es mit F. auf eine kleine Feier, für die ich für mich etwas überraschend eingeladen wurde, was mich aber sehr gefreut hat. Ich sah ein Modell für eine Skulptur, das mir sehr gefiel, und hörte einiges über die Wege vom Gedanken zu fertigen Werken bzw. zu künstlerischen und kunsthistorischen Arbeitsprozessen. Nebenbei aß ich sehr gut und freute mich mal wieder über Rotwein.
Seit dem Abend neu im Gesprächsrepertoire: „That’s between the Sultan and Allah.“ Werde ich jetzt überall anbringen, wenn doofe Fragen kommen. „UND WAS MACHST DU NACH DEM STUDIUM?“ „Das bleibt zwischen mir und dem Fliegenden Spaghettimonster.“
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Den Samstag verbrachte ich fast komplett mit Backen und Serien. Ich hatte Freitag nach dem Rezept aus dem Ploetzblog schon einen Vorteig angesetzt, um Samstag backen zu können, dabei aber einen Flüchtigkeitsfehler gemacht. Daher griff ich noch zu einem zweiten Rezept, welches das Ploetzrezept variierte, kombinierte beide und das Ergebnis war ziemlich gut. Trotzdem setzte ich erneut einen Vorteig an, dieses Mal ohne Fehler, und werde heute nochmal backen. Weil ich aber vorher nicht wusste, ob es klappt, testete ich noch ein drittes Rezept an, das weniger Vorbereitungszeit brauchte, und das war erwartungsgemäß nicht ganz so, wie ich es haben wollte. Gut, aber nicht meins.
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Eigentlich dachte ich, dass Augsburg gestern in Leverkusen spielte, tun sie aber erst heute. Also sah ich Serien statt Fußball. Die zweite Staffel von GLOW gefällt mir bisher besser als die erste, und die ganzen 80er-Jahre-Songs machen mich fertig mit Erinnerungsflashbacks.
Dann versuchte ich, Hunters zu mögen, weil Celebrity Crush Josh Radnor mitspielt. Den Piloten hielt ich sehr nölig durch, die zweite Folge dann schon nicht mehr. Was für ein Scheiß. Wer eine längere Einschätzung braucht, lese bitte beim Spiegel („Auf geschmacklosere Weise ist der ÂHolocaust noch nicht zu Unterhaltungsware verwurstet worden.“) oder der FAZ („Jahrzehnte an Aufarbeitung des Faschismus werden der Unterhaltung willen schmutziger Gewaltpornographie geopfert. Was uns Amazon präsentiert, ist eine Zumutung.“).