Tagebuch Mittwoch/Donnerstag, 11./12. März 2020 – Home Office
Mittwoch wollte ich eigentlich brav komplett zuhause bleiben, musste aber noch ein Buch in die Uni-Bibliothek zurückbringen, was ich am Tag vorher völlig verschnarcht hatte. Also aufs Rad gestiegen, Buch abgegeben, danach gleich eingekauft und dann zwei Tage Home Office gemacht. Wobei: Die kleine Vitrinenausstellung zu Oskar Maria Graf in der UB habe ich mir gerne angeschaut. Und sehr über ein Foto von Graf und Brecht lachen müssen.
Erst durch die Bildunterschrift die Initialien OMG bemerkt. Nett.
—
Je mehr Bilder ich aus Italien sehe, desto mehr ahne ich, dass an der Selbstisolierung vermutlich sehr viel dran ist. Ehe hier Ärztinnen darüber entscheiden müssen, wer die würdigere Patientin fürs Beatmungsgerät ist, sollte ich vermutlich dringend zuhause bleiben, um mich nicht anzustecken und auch niemand anders anzustecken. Zur Info: Mir geht’s gut, keine Symptome, alles prima. Aber man weiß ja nie, wer vor ein paar Tagen neben mir im Archiv gesessen oder in der S-Bahn gestanden hat.
Das ist dann auch das Problem für nächste Woche: Da hätte ich eigentlich zwei Archivtermine und ein nettes Abendessen im Lieblingslokal geplant und ins ZI müsste ich auch dringend mal wieder. Vermutlich sollte ich das sein lassen. Seufz. So viel zum Thema: Vielleicht werde ich ja doch bis Juni mit der Diss fertig.
—
Bis gestern hatte ich ein schlechtes Gewissen, immer noch nicht mit der Präsentation fürs Doktorandenkolloquium nächste Woche angefangen zu haben, obwohl ich natürlich seit Wochen weiß, was ich erzählen will. Seit gestern weiß ich: Bis Mai muss ich mich um die Powerpoint nicht kümmern, denn das Kolloquium wurde verschoben. Keine Veranstaltungen mehr mit mehr als zehn Leuten an der LMU.
—
Das Stadtarchiv München hat Stühle aus dem eh schon kleinen Lesesaal entfernen lassen, damit man nicht so nah zusammensitzt. Bin gespannt, wie lange es noch geöffnet ist.
—
Dafür gab’s gestern ein Hauskonzert mit Igor Levit (und Stand jetzt 162.000 Zuschauer*innen), und wer noch nicht in den Mann verliebt ist, der müsste es spätestens jetzt sein, wenn man ihn auf Socken die Waldsteinsonate hat spielen sehen. Heute um 19 Uhr gibt’s wieder was Schönes. Wie toll, den Mann mal „live“ gesehen zu haben.