Tagebuch Montag/Dienstag, 6./7. April 2020 – Zwei Tage, zwei Jahre
In zwei Tagen zwei Jahre Korrekturlesen der Diss fertiggekriegt, nämlich 1936 und 1937. Also „fertig“ wie in: Was online zu ergänzen war, habe ich ergänzt, aber es sind immer noch ein paar Stellen neongelb markiert, wo ich Fußnoten auffüllen muss mit hübschen Angaben, wo ich diese bestimmte Info denn wohl herhaben könnte. Das sind Aussagen, von denen ich weiß, dass sie stimmen – ich sitze an diesem Thema ja schon länger –, die ich aber trotzdem belegen möchte. Es fehlen auch noch ein paar Details, bei denen ich vertiefende Dinge anbringen möchte, von denen ich noch keine Ahnung habe wie zum Beispiel Holzschnitte. Die waren plötzlich wieder irre en vogue. Oder auch nicht plötzlich, keine Ahnung, ich habe mich noch nie mit Holzschnitten befasst, ich kenne ein paar aus der politisch linken Ecke der 1920er, aber das ist nur so fieses Halbwissen. Daher würde ich gerne durch ein paar Standardwerke zu Holzschnitten huschen, von denen ich jetzt noch nicht einmal weiß, wie sie heißen.
Außerdem ignoriere ich beharrlich das Abbildungsverzeichnis, was vermutlich irgendwann 150 Bilder umfassen wird, wenn ich so weiter mache und hinter jedem zweiten Werk, das ich erwähne, „Abb. x“ einfüge. Daher: Erst einmal durch den Text gehen, dann gucken, welche Bilder wirklich nötig sind. Die 29 Autobahnbilder sind natürlich gesetzt, genau wie diverse von anderen Malern. Aber was ich darüber hinaus noch von Protzens Werk präsentieren möchte, um es fassbar zu machen, weiß ich halt erst, wenn der Text und die Zusammenfassung und die große Erkenntnis stehen.
Ebenfalls weiterhin ignoriert: die Angabe „ebd.“ in Fußnoten. Noch steht immer alles namentlich da, also beispielsweise „Schmidt 2012“ fünfmal hintereinander und eben nicht „ebd.“. Aber auch nicht „Schmidt, Marlies: Die „Große Deutsche Kunstausstellung 1937 im Haus der Deutschen Kunst zu München“. Rekonstruktion und Analyse, Dissertation Halle/Saale 2012“. Erst wenn der ganze Text steht, suche ich die erste Fundstelle des Werks, um den Titel komplett hinzucopypasten und danach lauter kleine ebendas einzufügen. Darauf freue ich mich jetzt schon, das ist seit Jahren einer der letzten Handgriffe an meinen akademischen Texten. Ja, Handarbeit. Erneut: Das gibt mir ein bisschen Kontrolle über den Textberg. Lieber fünfmal zu oft über den Text geguckt als einmal zu wenig. (Gilt nicht für Blogeinträge.)
Seitdem die Bibliotheken und das ZI geschlossen sind, treibe ich mich so oft in Datenbanken rum wie nie zuvor während des Studiums. Wozu auch, da stand ja immer alles physisch vor meiner Nase, und ich blättere lieber als zu scrollen – oder 80-mal zu klicken, um durch einen dicken Ausstellungskatalog zu kommen. Trotzdem bin ich gerade sehr dankbar darüber, dass es diese Datenbanken gibt. Ich zitiere jetzt zwar recht oft amerikanische Aufsätze oder Buchkapitel, weil die deutlich großflächiger als deutsche auf JSTOR rumliegen, aber mei, die Damen und Herren wissen auch, was sie schreiben. Nebenbei luscherte ich durchs halbe Bundesarchiv, denn auch die haben Digitalisate online, zum Beispiel aus der Reichskanzlei. Leider nicht das, was ich mir im Februar vergessen hatte auszuheben.
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Am Montag läutete ich offiziell das Ende des Winters ein, indem ich meinen kleinen Tisch aus dem Keller holte und ihn auf dem Balkon platzierte. Auch die lauschige Lichterkette hängt jetzt wieder am Geländer. Leider habe ich noch keine Blumen, aber seit meinem gestrigen Bauernmarktbesuch immerhin das nächstbeste zu Blümchen.
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Montag abend und Dienstag früh die Folge Kitchen Impossible mit Tim Raue nachgeholt, wo die beiden unter anderem erstmals gemeinsam im gleichen Lokal gegeneinander antraten. Was sie machen mussten: Wiener Schnitzel, Kartoffelsalat und Kaiserschmarrn. Das war so wunderbar, den beiden dabei zuzusehen, wie sie sich über die schönste Panierung der Welt freuen konnten. Das sind für mich die besten Folgen der Sendung: keine irrwitzigen Zubereitungsarten mit 17 Hilfsmitteln, sondern eigentlich simple Rezepte, die aber so fein verbessert wurden, dass auch der 2-Sterne-Koch sehr lange überlegen muss. Ich werde mich heute noch einmal nach draußen trauen, um mich für die Osterwoche mit Lebensmitteln einzudecken, und ich werde so dermaßen Kalbfleisch kaufen müssen. #vorfreude Eigentlich wollte ich gestern auf dem Markt schon Gemüse holen, aber das war mir zu voll. Ich hatte auf frische Luft gehofft und die Leute haben auch an den Ständen brav Abstand gehalten, aber dafür zogen sich die Warteschlangen so dusselig kreuz und quer über den Kirchenvorplatz, dass man da leider nirgends Abstand halten konnte. Also nur schnell die Kräuter geholt und wieder nach Hause hinter die sichere Haustür.
F. und ich sprachen gerade vorgestern darüber, wie ungesund das für einen selbst ist, jeden Menschen für eine Ansteckungsquelle zu halten, aber ich kann mich davon nicht ganz freimachen.
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Vorgestern gab’s ewig belegtes Brot und Gemüse zum Rumknabbern, weil frisches Brot halt locker als Mahlzeit reicht. Gestern zauberte ich aus den aufgehobenen Schalen des letzten Spargelgelages einen Sud, den ich per Mehlschwitze und Sahne und Ei in ein ganz hervorragendes Spargelcremesüppchen verwandelte. Unfotogen (ich brauche Suppenschalen!), aber sehr gut.
Noch auf den Einkaufszettel neben Kalbfleisch und Gemüse: mehr Spargel! (Und neue Nougat-Ostereier.)
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Gerade heute fand ich den Newsletter von Christian Fahrenbach, „WTH America“ sehr lesenswert. Auch er hat Corona zum Hauptthema, aber das liest sich etwas differenzierter als die Katastrophenmeldungen, die mir sonst aus den USA bekannt sind.