Tagebuch Sonntag, 12. April 2020 – Fragwürdige Errungenschaft
Soviel zum Thema „Sonntag steh ich früh auf und fahre Fahrrad.“ Ich war um kurz vor 6 wach, was mir einfach zu früh war, also blieb ich liegen und schlief bis 8, und dann war es einfach zu spät, um noch vor den Massen an Osterspaziergängern wegzukommen. Jedenfalls war das meine innere Argumentation, als ich gemütlich aufs Sofa schlurfte, wo ich den Vormittag mit Serien und Schokomüsli verbrachte.
—
Nachmittags setzte ich mich brav an die Diss und merkte bei diesem Büchlein von 1941, wieviel ich in den letzten Jahren gelernt habe. Ich besitze inzwischen die Inselbegabung, Nazimaler zu erkennen, ohne das Gemälde vorher schon mal gesehen zu haben. Das ist super, weil damit wirklich niemand was anfangen kann. Kein Sammler braucht mich als Gutachterin, kein Museum als Kennerin, weil keiner den Kram aufhängen will. Aber ich hatte gestern immerhin ein paar gute Minuten, als ich langsam scrollte und Namen vor mich hinmurmelte: „Gerhardinger … Wissel … Amorbach – oh, doch nicht, Spiegel, stimmt … Junghanns … ach, der olle Padua … Peiner … ach Mist, Schmitz-Wiedenbrück hätte ich erkennen müssen … Schrimpf … oh, Protzen, yay, guter Fund … Hilz … Ziegler … meh, Erler hätte ich auch wissen können … ah, nochmal Gerhardinger, das kenne ich sogar …oh, Heise! Gleich zweimal, ts … das Petersenbild kenne ich, woher bloß … ach guck, Frau Troost … den Herrn Birnstengl kenne ich nicht, gleich mal googeln.“
—
1939 abgeschlossen. Und falls jemand von euch auf Taylor & Francis Zugriff hat, würde ich mich sehr über ein PDF dieses Buchkapitels freuen. (Ja, diese gewissen alternativen Möglichkeiten, an akademische Aufsätze zu kommen, habe ich schon probiert.) Hat sich erledigt, dankeschön, Universum!
—
Der moderne Osterhase hängt übrigens heutzutage was an die Wohnungstürklinke und schreibt dann aus sicherer Entfernung eine DM, dass was an der Wohnungstürklinke hängt. (Herzaugen-Emoji.)
Scrooge McMaulwurf. Der Maulwurf war nicht in der Tüte, den habe ich nachträglich reingesetzt, um mich per Bild beim OsterF. zu bedanken. Neuerdings schicken wir uns Fotos von unseren Tätigkeiten, damit der Tag nicht so langweilig ist, und ich inszeniere halt den kleinen Maulwurf, der am Rechner sitzt oder vor einem Teller Spargel oder in einer Tüte Ostereier, weil ich keine Lust auf Selfies habe. #nachrichtenausderquarantäne