Tagebuch Montag, 20. April 2020 – Entscheidende-Absätze-Formuliert-Haben-Depri-Loch #disslife
(Fällt mir jetzt erst beim Tippen auf, dass gestern des „Führers“ Geburtstag war. Wie passend.)
Seit September 2017 grabe ich an meinem Thema rum und habe diverse Schlenker gemacht, bis ich angekommen bin, wo ich jetzt stehe. Mit dem eigentlichen Schreiben begann ich im Februar 2019. Ich bin noch nicht ganz fertig, aber es fehlt nur noch das letzte Drittel des Schlusskapitelchens mit der Einordnung und der Zusammenfassung. Aber im Prinzip bin ich jetzt fast durch. Jedenfalls schrieb ich gestern den Satz, der genau das Gegenteil von dem sagte, was ich eigentlich sagen wollte, als ich mit diesem Thema loslief: „Damit kann man Protzen eindeutig als Profiteur des NS-Systems einordnen.“ Forschung. So überraschend!
Direkt nach diesem Satz fiel ich in das erste Depri-Loch des Tages, kämpfte mich aber wacker durch die Jahre 1946 bis 1956, dem Todesjahr des Herrn. Jetzt kommt noch der Schlussteil, der zu einem Großteil schon steht, aber zu dem hatte ich gestern keine Konzentration mehr. Ich bin nur noch aufs Sofa gekrochen und war traurig darüber, dass die Diss gefühlt fast fertig ist.
Natürlich bin ich noch nicht fertig. Ich brauche per Fernleihe noch die Kataloge zu vier Ausstellungen, die nicht in München sind. Einer davon war sogar schon mal hier, aber an irgendeinem Freitag im März meinte ich launig zu mir, ach, den hole ich mir Montag, und dann ging Montag gar nichts mehr. Die anderen drei haben sich nie auf den Weg gemacht, die muss ich nochmal anfordern. Die Unibibliothek beginnt in dieser Woche wieder langsam, ihren Ausleihbetrieb hochzufahren, die Lesesäle bleiben aber weiterhin geschlossen, daher weiß ich selbst noch nicht, ob die Fernleihe funktioniert, denn die so angeforderten Werke bekommt man ja eigentlich in einen Lesesaal geliefert.
Außerdem muss ich mir zwei Archivalien aus dem Staatsarchiv noch einmal ausheben lassen, da habe ich etwas schludrig zitiert, das würde ich doch gerne nochmal im Original vor mir haben und notfalls korrigieren. Dann fehlt noch total das Archiv des Deutschen Museums, in dem ich noch nie war, und in der dortigen Bibliothek wollte ich noch ein paar Jahrgänge technische Zeitschriften durchblättern. Und als Abschluss fahre ich nochmal ins Kunstarchiv in Nürnberg, um ein viertes und letztes Mal durch den kompletten Nachlass zu wühlen, ob ich was Entscheidendes übersehen habe, wovon ich nicht ausgehe.
Für das Abbildungsverzeichnis muss ich noch in diverse Bibliotheken und ebenfalls ins Kunstarchiv, weil viele von Protzens Gemälden dort immerhin als Schwarzweißfoto vorhanden sind, aber sonst nirgends. Und dann kommen natürlich noch die üblichen 17 weiteren Korrekturgänge, der erste war gestern durch. Ich habe also noch was zu tun, aber die großen Absätze und Erkenntnisse, auf die man 300 Seiten lang zuschreibt, die stehen jetzt.
Ich habe kein Schlusswort für diesen Eintrag. Ich war gestern seltsamerweise sehr traurig und gar nicht gut gelaunt.