Tagebuch Dienstag, 21. April 2020 – Mürbe

Sehr doofer Tag. Um 7 Uhr den Wecker in meine Träume eingebaut und ausgeschaltet, um 8 die Gute-Morgen-DM von F. in meine Träume eingebaut und ansonsten nicht reagiert, um 9 aufgewacht und gleich traurig gewesen. Davon habe ich mich den ganzen Tag nicht erholt.

Den verbrachte ich am Schreibtisch. Heute schreibe ich vermutlich noch ungefähr eine Seite, dann ist auch das Schlusskapitel durch, mit dem ich aber noch nicht so recht glücklich bin. Die Zusammenfassung ging schnell, kein Wunder, ich habe in den letzten fünf Wochen ja auch brav alles einmal durchgelesen, was zusammengefasst werden musste. Bei der Beantwortung meiner Forschungsfrage kam ich aber in einen etwas stockenden Schreibfluss und hatte abends das Gefühl, nur noch Platitüden abzusondern, also ließ ich das sein, machte meine üblichen fünf Backups und tunkte danach viel Brot in Schnittlauchöl. Keine Lust zum Kochen gehabt.

Ich ahne, dass meine derzeitige Dünnhäutigkeit eine Kombination ist aus dem Ende der Diss, die eigentlich vermutlich was Tolles sein sollte, mich aber nur daran erinnert, dass ich keine Ahnung habe, was ich danach mit mir anfangen soll außer wieder kellnern zu gehen, aus dem Fehlen von Körperkontakt, von Menschenkontakt außer einmal die Woche mit der Supermarktkassiererin, von regelmäßiger Bewegung und wenn es nur die Radfahrt zur Bibliothek ist, von fehlendem Bibliothekskontakt verdammt nochmal ich vermisse meine Bücherregale wirklich fast mehr als die anderen Dinge, und natürlich von dieser blöden Pandemie, die trotz Ladenöffnungen in Nordrhein-Westfalen noch längst nicht vorbei ist und mir jeden Tag Angst macht. Auch Facetime mit F. konnte mich nicht aufheitern, sondern hat irgendwie alles noch schlimmer gemacht. Ja, ich weiß, ich bin keine Alleinerziehende mit zwei Kindern und ich muss auch keine Abiturklasse per iPad unterrichten, aber gestern fand ich den Tag sehr schwer erträglich.