Tagebuch Mittwoch/Donnerstag, 8./9. Juli 2020 – Besetzt
Mittwochseintrag gestern erst nicht veröffentlicht, dann gelöscht.
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Donnerstagmorgen radelte ich ins Bällebad, nur um dort festzustellen, dass alle Plätze in allen Lesesälen besetzt waren: „Um zehn nach 9 war alles dicht.“ Online ist die Bibliothek im ZI den kompletten Juli ausreserviert, aber das war sie bisher immer, und bisher bekam ich immer trotzdem noch einen Platz. Jetzt zum Semesterende scheint sich das etwas dramatischer zu gestalten. Also: nicht mehr zuhause rumtrödeln und um viertel nach 9 an der schweren Tür zerren, sondern um Punkt 9 da sein und sich vermutlich in eine schon bestehende Schlange einreihen. Mpf. Oder den Leuten den Vortritt lassen, die jetzt gerade eine Deadline haben so wie ich sie bis vor Kurzem hatte.
Wieder nach Hause geradelt, über Umweg Drogerieeinkäufe, danach die Post vergessen, zuhause am Rechner auf alle Online-Angebote der Uni zurückgekommen und stundenlang am Rechner gelesen. Nicht so schön wie mit Büchern im Lesesaal, aber dafür muss ich mir nicht dauernd die Hände desinfizieren und mein Klo ist hübscher.
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Mich über eine Grußformel von Heinrich Wölfflin gefreut.
Link zum Buch, über Unizugang netterweise komplett für mich lesbar. Aus dem Tweet entspann sich eine Diskussion über Floskeln in Mails. Werde ab jetzt diesen Generator verwenden. Bis dahin: „Ihr Geld, die drei Thaler habe ich erhalten – machen Sie, daß ich ein Gleiches bald von Ihrem Briefe sagen kann. Treulich die Ihre“
Fanny Lewald an Hermann Hettner. Briefe aus den Jahren 1847-1857.
Berlin, 16.2.1851: Fanny Lewald an Hermann Hettner [Brief Nr. 16]
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Am späten Nachmittag erstmals den Satz gedacht „Ach, gehste doch schnell an die Maschine und nähst noch ne Maske“ und genau das dann auch getan.
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Mit einer elektrischen Zahnbürste an meinen drei Arbeitszimmertomaten rumgeruckelt (Bestäuben für Newbies) und mir sehr albern vorgekommen. Aber hey, das Ziel sind fünf bis zehn Tomaten in diesem Jahr, dafür nehme ich in Kauf, dass hier drei riesige Grünpflanzen stehen, denen ich nicht zutraue, auf meinem Balkon zu überleben bei den TORNADOS UND SINTFLUTEN, denen sie hier ausgesetzt wären.
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Den Abend mit F., Käse und Wein beschlossen, wie es sich gehört. Wieder besser gelaunt gewesen als es der gelöschte Mittwochseintrag angedeutet hätte. (Ein Schub an Corona-Panik.)