Was schön war, Donnerstag, 30. Juli 2020 – Lesen und reden
Dinge erledigt, die nicht ins Blog gehören. Durch die Gegend geradelt, mich über das Radeln gefreut und die Sonnenbrille auf der Nase. Gutes Brot genossen. Himbeermarmelade gekauft (immer ein Grund zur Freude). Den Tomaten beim Wachsen zugeguckt. Eine ältere Hasselblad in der Hand gehabt und ehrfurchtsvoll das Wort „Lichtschacht“ gelernt.
Weiter „Hamilton“ gelesen und ein zweites Buch nebenbei, das F. in einem Antiquariat gefunden hatte: Paul Westheims Karton mit Säulen. Antifaschistische Kunstkritik, in dem sich Aufsätze und Essays aus den 1930er- und 1940er-Jahren befinden. Trotz des ernsten Themas sehr darüber gelacht, dass Westheim die Damen aus den Vier Elementen „die Gudruns“ nannte. Mal wieder Sinnkrisen wegen der Diss gehabt, was sinnlos ist, weil sie ja abgegeben ist, aber: Habe ich mich genug von dem Zeug distanziert? Habe ich das ernst genug genommen? Habe ich klargemacht, wie wichtig die Beschäftigung mit dieser Kunst ist, aber dass man sie trotzdem gerne Nazischeiß nennen darf? (Jedenfalls im Blog, nicht in der Diss.) Mir fehlt Feedback.
Nach 114 Tagen wieder meine Tage bekommen. Dämlicher Uterus. Wir hatten doch einen Deal! Aber immerhin weiß ich jetzt wieder, dass meine Rückenschmerzen der letzten Woche keine Rückenschmerzen waren und warum ich viel zu viel Fleisch essen wollte. Dafür ist die Periode dann doch gut: den Ausnahmezustand des Körpers markieren und mir signalisieren, geht gleich wieder, beruhig dich, Bandscheibe ist in Ordnung.
Abends drei Stunden lang mit einer der Hamburger Damen telefoniert, was sehr gut getan hat. Zu später Stunde stolperte F. noch nach einem Cocktailabend vorbei. Nochmal länger geredet und gemeinsam eingeschlafen. Das hat auch gut getan.
(Will auch Cocktails.)
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Fotos: Arbeitslose Sport-Maskottchen in leeren Stadien.
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Das Archiv-Info 1 (2020) vom Archiv des Deutschen Museums weist auf den Sammelband „Koloniale Spuren in den Archiven der Leibniz-Gemeinschaft“, hrsg. von Heinz Peter Brogiato und Matthias Röschner, hin. Im eben verlinkten Artikel wird der Leitfaden zum Umgang mit Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten des Deutschen Museumsbunds erwähnt.
„Aufgrund der komplexen und polarisierenden Problemkreise erhöht sich die Notwendigkeit einer weiteren wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der deutschen Kolonialgeschichte. Als dringend notwendig erachtet werden beispielsweise die transparente Erforschung der Provenienz kolonialer Sammlungen und die Auslotung möglicher Restituierung. Gefordert wird zudem die stärker quellenbasierte Aufarbeitung des kolonialen Erbes.“
Im Vorwort des Hefts wird auf die Auswirkungen von Corona auf Archivarbeit hingewiesen und eine wichtige Frage aufgeworfen, die mich bei Abbildungen auch seit Längerem umtreibt:
„Archive leben von ihren Quellenbeständen und diese sind bei Weitem nicht alle digitalisiert. Covid-19 hat gelehrt, dass die Digitalisierung in den Archiven noch verstärkt werden muss. Zu fragen bleibt aber auch, ob nicht gesetzliche Vorgaben verändert werden müssen, um Forschungen in Extremsituationen wie in diesem Jahr weiterhin möglich zu machen. Gerade das Urheberrecht setzt den Archiven bei modernen Beständen des 20. Jahrhunderts hinsichtlich der digitalen Bereitstellung von Dokumenten enge Grenzen.“