Tagebuch Freitag, 14. August 2020 – Zeit, Radio, Zeitenwende

Dinge, die ich gelernt habe: Es gibt erst seit 1893 eine einheitliche Zeit in Deutschland. Erst mit dem regelmäßigen Eisenbahnverkehr war es wichtig, dass es in Karlsruhe nicht zwölf Minuten früher war als in Berlin. Mehr bei Frau Nessy.

Auch gelernt: Die Rundfunkgebühren gab es von Anfang an, was Menschen mit geringerem Einkommen die Teilhabe an diesem Medium zunächst erschwerte – auch weil die Geräte vorerst recht teuer waren. Trotzdem gab es Ende 1925 eine Million registrierte Hörer:innen. Siehe die Ausstellungstexte im Lenbachhaus dazu. 1923/24 wurden neun Stationen des deutschen Rundfunks in Großstädten gegründet, für deren Empfang man monatlich 2 Reichsmark zahlen musste. Im Zuge der Diss bin ich auf Löhne von Arbeitern in den 1930er-Jahren gestoßen: Tiefbauarbeiter und Bauhilfsarbeiter an der Autobahnstrecke Hamburg–Bremen erhielten 1935 einen Stundenlohn von 50 Rpf. Wie immer: Vorsicht mit Vergleichen, Löhne von 1924 kenne ich nicht, aber vielleicht hilft das bei der Orientierung. 1928 hatten das Radio bereits schätzungsweise 10 Millionen Hörer:innen, was einem Fünftel der Gesamtbevölkerung entsprach. Vgl. zur Frühzeit des Radios Andreas Zeising: Radiokunstgeschichte. Bildende Kunst und Kunstvermittlung im frühen Rundfunk der 1920er bis 1940er Jahre, Köln/Weimar 2018, S. 40 (Gebühren, Rundfunkgründung) und S. 44 (Teilnehmende 1928).

Schon von 2017, aber für mich neu: How to make a blockbuster movie trailer.

Fand ich sehr clever, wie man sofort Bilder im Kopf hat und es erinnerte mich an eine meiner liebsten Werbekampagnen, die ich leider nicht ergoogelt bekomme. Eine uralte Nikon-Anzeige, die nur aus weißer Schrift auf schwarzem Grund bestand. Die Lines gingen in die Richtung von „If in your mind you now see a boy saluting a coffin, it was probably shot with a Nikon.“ Die Anzeige funktionert genau wie der Trailer: Man hat sofort Bilder im Kopf, und die sind vermutlich stärker als wenn man das Foto vom jungen John-John erneut abdrucken würde.

Der FC Bayern spielte gestern im Viertelfinale der Champions League ein KO-Spiel gegen Barcelona und gewann unglaublicherweise mit 8:2. Die NYT wird dramatisch: Bayern 8, Barcelona 2. The End.

„Rome was bad, in 2018. Barcelona had won the first leg of that quarterfinal easily, by 4-1 at Camp Nou. Few gave Roma much of a chance in the return: a chance to restore a bit of pride, maybe. But Barcelona collapsed, losing by 3-0. Messi and his teammates brooded on it for months. At the start of the next season, he gave a speech outlining his determination to put it right.

Anfield was worse, in 2019. Messi had been as good as his word. Barcelona had cruised to the semifinals this time, and had dismantled Liverpool on Catalan soil. Arturo Vidal, the grizzled Chilean midfielder, had promised to make a particularly personal donation to science if Barcelona did not make the final. Trent Alexander-Arnold took a corner quickly, and Barcelona buckled and broke.

But this? This was something else entirely. “The bottom,” was how Gerard Piqué, almost teary, put it. This was not a momentary lapse in concentration, a few minutes of madness. This was not hubris or overconfidence or some character flaw, unearthed in the white heat of the Stadio Olimpico or Anfield.

This was a brutal, ruthless, surgical exposure of all that is wrong with Barcelona. There is no need to reel through that long list — the dreadful recruitment, the total absence of planning, the boardroom infighting, the negligent squandering of a legacy — but, in the space of 90 minutes on Friday, Bayern Munich laid it all bare.“

Ich sah das Spiel als Stream von BT Sports, aber ohne Ton, weil der Sender Publikumsgeräusche aus der Dose über das Geisterspiel legt, was mich wahnsinnig macht. Der Ton kam von Sky, allerdings zwei Minuten zu spät, was aber egal war, ich wusste eh immer früher, wie’s steht, weil die Jubelschreie der Nachbarn noch vor BT Sports bei mir ankamen. Schönster Tweet dazu: