Tagebuch Mittwoch/Donnerstag, 9./10. September 2020 – Schwitzen und rumpiepsen
Einen Doodle-Link an meine dreiköpfige Prüfungskommission geschickt, um einen Termin für die Verteidigung der Diss im November auszuklüngeln. Das ging gut und schnell, den Termin melde ich heute dem Prüfungsamt. Mein Doktorvater und die Zweitprüferin haben bis zum 21. September Zeit, ihre Gutachten dort einzureichen, und dann müsste ich sie in nicht allzulanger Zeit einsehen können. Endlich Feedback. Je länger das Ding weg ist, desto nervöser werde ich natürlich, dass ich 400 Seiten Quatsch eingereicht habe. War ja klar.
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Entscheidungen bezüglich Zukunft getroffen, mit denen ich jetzt seit der Abgabe schwanger gegangen war. Jetzt müssen nur noch andere mitspielen, das kann ich nicht mehr ganz alleine machen wie mein geliebtes Studium. Meh.
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Weiter mein lustiges Online-Sportprogramm mitgemacht und mich gefreut, dass vieles geht, von dem ich nicht dachte, es ich es könnte. Und nach den ersten vier, fünf Tagen, an denen ich jeden Abend dachte, ich sterbe an Muskelkater, tut jetzt quasi nichts mehr weh. Das ging schnell.
Ich vermisse weiterhin dickere Menschen, denen ich beim Turnen zugucken kann und die nicht nur in der „True Beginner“-Sektion vorkommen, aber dass in bis jetzt jeder Übungseinheit, auch bei den ganz Fitten, irgendwann der Hinweis kam, hey, wenn du Hilfe brauchst, halt dich am Stuhl fest, geh nicht ganz in die Hocke, mach nur was dir gut tut, du kennst deinen Körper besser als jede andere, finde ich einen guten Anfang. Was total nervt, sind Sätze wie „Imagine yourself in skinny jeans“, aber irgendwas ist ja immer.
Nebenbei danke für die Patreon-Abos und das PayPal-Trinkgeld – damit ist mein Sportprogramm quasi finanziert. Ihr tut also meiner Gesundheit gut, yay!
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In acht Jahren war ich immer nett zu meinen Bibliotheken und sie zu mir, aber jetzt habe ich es doch auf der Schlussgerade geschafft, mir einen Rüffel abzuholen.
Sie erinnern sich an das gerahmte Foto meiner Oma von 1935, das inzwischen an meiner Küchenwand hängt? Weil es gerahmt ist, habe ich nie auf die Rückseite schauen können, um weitere Infos zu finden (der handgeschriebene Name auf der Vorderseite ist unleserlich). Beim letzten Aufenthalt im Norden stolperte ich aber über eine kleinere Ausgabe des Fotos, auf dem hinten ein Name stand. Gegoogelt bzw. in akademische Suchmaschinen geworfen – und als einzigen Treffer die Dissertation der betreffenden Dame gefunden, die ausgerechnet hier in München 1940 promovierte (war ja klar): zum Thema Fotos als Propagandamittel der Deutschen Arbeitsfront. Netterweise steht die Diss in der Unibibliothek, wo ich sie ausleihen wollte, aber feststellen musste, dass die Schaltfläche „bestellen“ bei der Buchanzeige fehlte. Hin und her gesucht, schließlich das Recherche-Kontaktformular genutzt, um das Ding zu ordern, was natürlich Quatsch war, wie ich im Nachhinein auch merkte. Denn damit schreibt mir die Bib nur zurück, dass das Buch im Bestand vorhanden ist. Auf eben diese Mail antwortete ich, dass mir klar ist, dass das Buch vorhanden sei, ich es aber nicht bestellen könne, Screenshot anbei. Woraufhin eine höflich formulierte Mail zurückkam, dass ich diesen Sachverhalt gerne schon in der ersten Mail hätte mitteilen können, womit die Schreiberin natürlich völlig recht hätte. Ein piepsiges „Dankeschön für die schnelle Bearbeitung“ an die Entschuldigung gehängt, und jetzt kann ich es angeblich, laut Anzeige, sogar nächste Woche zuhause lesen anstatt im ungeliebten Uni-Bib-Lesesaal.