Tagebuch Dienstag, 22. September 2020 – Zugfahren
Das war mein Tag. Zugfahren. Maskendisziplin zumindest in der 1. Klasse top. Die Fahrgastbefragungsdame kam mir allerdings persönlich etwas zu nahe, aber nun gut. Auf die Frage, ob ich privat oder geschäftlich reise, meinte ich: „Teils, teils“, worauf sie den interessanten Satz sagte: „Ich schreib geschäftlich, geht ja auch keinen was an.“ Den hörte ich im Laufe der Fahrt noch öfter und frage mich seitdem, wozu ich gefragt werde, wenn meine Reise niemanden etwas angeht. Hat sie aber locker wettgemacht mit sehr ausführlichen Wünschen für einen guten Tag und viel Gesundheit, auch für die Angehörigen.
—
Papa geht’s gut, hustet ein bisschen viel, weil er nicht genug trinkt. Mist. Schwester und Schwager machen seit gestern irgendeine komische Diät, weswegen Mütterchen und ich ihren Kühlschrank plündern mussten. Soll mir recht sein, endlich mal guter Käse hier im Haus. Ebenfalls erbeutet: Käse-Sahne-Mandarinentorte. Die war dann gestern mein Mittag- und gleichzeitiges Abendessen war, weil ich erst gegen 17 Uhr im Elternhaus ankam und im Zug nichts gegessen hatte, bis auf die zwei Lieblingsgast-Kekse. Die haben wir uns auch redlich erarbeitet: Der Zug wurde bereit zu spät eingesetzt und dann gab’s noch eine kurzfristige Streckensperrung zwischen München und Ingolstadt. Hat aber alles nur eine halbe Stunde gedauert.
—
Ein kleines Video vom New Yorker, das mich doch noch verblüffen konnte. In How Wagner shaped the sound of Hollywood blockbusters geht es neben vielen weiteren kleinen Ausschnitten – natürlich – um den Walkürenritt in Apocalpyse Now. (Zuerst darf man aber herzlich über einen Ausschnitt aus den Simpsons lachen, den ich noch nicht kannte.) Der Cutter Walter Murch von Apocalpyse Now ist derselbe, der auch Jarhead schnitt, und in diesem Film schauen sich die Soldaten genau diese Szene aus dem ersten Film an, um sich auf den Kampf vorzubereiten. Inzwischen spielt das amerikanische Militär wirklich auf Einsätzen dieses Stückchen Oper, was ich immer noch nicht so recht glauben möchte. Es ist alles absurd.