Tagebuch Dienstag/Mittwoch, 13./14. Oktober 2020 – Infektionszahlenpanik
An Orga-Dingen rumgebastelt, den Vortrag fürs Kolloquium finalisiert, aber noch nicht probegehalten und Zeit gestoppt, ich ahne, dass da einige Folien wieder rausfliegen müssen. Doch nicht so einfach, 360 Seiten Text in 15 Minuten zu quetschen. Habe ich natürlich eh nicht, sondern mich für ein Werk enschieden, das ich genauer vorstelle, aber auch daran lassen sich acht Millionen Dinge andocken, die ich inzwischen weiß und irre gerne weitererzählen möchte. Aber hey, da ich plane, die Diss nicht nur drucken zu lassen, sondern auch schön Open Access zur Verfügung zu stellen, könnt ihr das hoffenlich demnächst alles nachlesen. Ich frage das ab! Das Blog wird passwortgeschützt und jeden Tag gibt es eine neue Frage, mit deren Antwort ihr die Schranke überwinden könnt. Ein hervorragender Plan.
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Die Heizung in meiner Wohnung geht momentan nur manchmal. Ich bin aber noch zu faul, die Verwaltung anzuschreiben oder anzurufen, darum kümmert sich vermutlich schon jemand anders im Haus. Noch habe ich auch Strickjacken und Thermosocken und Fleecedecken. Gestern hatte ich die brillante Idee, durch Sport warm zu werden, hatte aber übersehen, dass die gestrigen Übungen barfuß auf der Matte stattfanden, weswegen ich erstmal kalte Füße hatte. Aber nur für drei Minuten.
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Abends brachte F. ein Kistchen Quitten vorbei, damit ich wieder lustige Käsebeilagen produzieren kann. Die Ausbeute vom letzten Jahr ist bis auf wenige Würfelchen alle, das passt zeitlich ganz hervorragend.
Die Quitten stammen von F.s Verwandten, die wir neulich noch besucht haben, schön mit Abstand auf der Terrasse. Eigentlich wollte ich an diesem Wochenende spontan zu meinen Eltern, damit Mama ausschlafen kann, jetzt wo mein Vortrag quasi steht. Es kam ein Werbejob dazwischen, an dem ich gerade sitze, aber auch ohne ihn wäre ich vermutlich nicht gerne in einen Zug gestiegen.
Mir ist nicht klar, warum uns die zweite Welle nun wirklich erwischt und das anscheinend auch noch mit ähnlicher Heftigkeit wie März/April. Um mich herum tragen alle brav Maske und bleiben größtenteils zuhause, gehen nicht alle zwei Tage essen und feiern keine Partys mit 100 Bekannten. Sind diese hohen Zahlen alles Cluster, die sich bilden, oder durchdringt dieses nervige Virus jetzt doch allmählich alle, die mal Bus fahren oder länger einkaufen? Ich kann es mir nicht erklären, und ich bin wirklich überrascht davon, gerade weil wir den Sommer doch alle halbwegs gut überstanden haben (hoffe ich jedenfalls für alle Mitlesenden). Ich habe nur in meinem sehr erweiterten Bekanntenkreis zwei Infektionen mitbekommen, die beide überstanden wurden, was mich natürlich sehr erleichtert. Vor einigen Wochen fragte jemand auf Twitter nach Zahlen im eigenen Umfeld und da sah es bei den allermeisten Antwortenden sehr ähnlich aus. Daher nochmal die Frage: Woher kommen diese Zahlen? Sind das alles Fleischbetriebe, Unterkünfte für Flüchtlinge (die auch aus anderen Gründen dringend mal überdacht werden sollten) und Abifeiern? Ich bin ratlos – und seit einigen Tagen auch wieder deutlich ängstlicher als noch vor ein paar Wochen, wo ich launig dachte, ach, tragen ja alle Maske, das kriegen wir schon hin.