Tagebuch Freitag bis Sonntag, 16. bis 18. Oktober 2020 – Mit Kochen ablenken

Ich bin etwas mundfaul und poste daher lieber auf Twitter oder Instagram Futterfotos, als hier ewig zu schreiben. Kochen und backen lenkt ab, mein tägliches Rumhüpfen vor dem Internet-Sportkurs auch. Dort auch weiterhin spannend zu beobachten: Bei jeder unbekannten Übungseinheit habe ich einen Tag später spannenden Muskelkater weil an bisher anscheinend eher weniger genutzten Körperteilen.

Momentan bin ich ganz im Griff der steigenden Infektionszahlen und verabschiede mich innerlich von drei bis vier Terminen, die eigentlich bis Ende des Jahres noch verantwortungsvoll geplant waren und Inseln der Glückseligkeit sein sollten, wenn schon sonst zu vieles anstrengt. Weihnachten bei den Eltern steht (noch) nicht zur Diskussion, da freunde ich mich gerade sehr nölig mit der Möglichkeit eines Mietwagens und acht Stunden Fahrt über langweilige Autobahnen an anstatt bequem in zwei Züge zu steigen. (Bei meinen Eltern trage ich den ganzen Tag lang Maske. Ja, das geht.)

Bis gestern hielt ich mich an einer Studie des RKI fest, die zwar vom September ist und Zahlen bis August erfasste, aber trotzdem eine für mich erkennbare Tendenz zeigt: dass Übertragungen in der großen Mehrzahl der Fälle im familiären Umfeld oder bei der Arbeit stattfinden und Restaurants – zwei der Glücksinseln mit Sternen – eher selten Infektionsherde sind. Wobei ich natürlich prima ignoriere, dass für andere Menschen das Restaurant der Arbeitsplatz ist. Auch öffentliche Verkehrsmittel sind angeblich eher selten.

Dann las ich aber eben in der Montags-FAZ (€), dass die Gesundheitsämter seit Beginn der Pandemie nur durchschnittlich ein Drittel der Fälle konkret nachverfolgen konnten und bei der jetzigen, wieder sprunghaften Situation deutlich weniger. Das heißt: Keiner weiß so ganz genau, wo die Ausbrüche nun stattfinden. Auch die vermeintlich sichereren Öffis könnten nicht komplett überwacht bzw. ausgewertet werden: Haben zum Beispiel zwei infizierte Menschen die Corona-App installiert, werden diese zwar gewarnt, aber die Umsitzenden ohne App natürlich nicht, die sich dann aber auf den 20 Minuten zur Arbeit möglicherweise anstecken und so weiter und so fort.

Was für mich jetzt gerade heißt: In der eigenen Wohnung einigeln wie im April scheint die einzige Möglichkeit zu sein, weiterhin gesund zu bleiben.

Und was mich gerade fast genauso wahnsinnig macht: dass Artikel wie der obige hinter einer verfickten Bezahlschranke sind. Auch die SZ versteckt ihre Artikel gerne dahinter, während US-Medien wie die NYT oder die Washington Post alle Artikel zum Thema Corona frei zugänglich halten. Auch im Sinne der Aluhüte wäre es vielleicht überlegenswert, diese Taktik auch hierzulange zu fahren. Von mir aus dürft ihr aber gerne die Promi-News und die neueste Rotwein-Schokoladen-Diät hinter die Bezahlschranken verweisen, die sind momentan möglicherweise nicht ganz so wichtig.