Tagebuch Donnerstag, 22. Oktober 2020 – Dinge zum ersten Mal tun

Für den Vormittag habe ich zur Ãœberschrift nichts beizutragen, höchstens so einen Hauch: Ich arbeitete, dann radelte ich zur Uni-Bibliothek, um mir ein Buch abzuholen – das kannte ich nicht, Geschlechter(un)ordnung und Politik in der Weimarer Republik, aber neue Bücher zählen vermutlich nicht zu den Dingen, die ich zum ersten Mal erledige. Dann ging’s weiter zum Bäcker und zur Lieblingseisdiele, die ich in diesem Jahr erst ein- oder zweimal besucht hatte. F. und ich trafen uns dort zum Mittagessen und ich bemerkte erstmals die Ampel am Eingang, die aber laut F. schon von Anfang an da stand: Man durfte nur bei Grün eintreten, ganz einfach. Im Podcast meinte Florian, dass er inzwischen blind irgendwelchen Pfeilen auf dem Boden hinterherläuft, einfach weil man sich so daran gewöhnt hat, dass man dauernd irgendwie geleitet wird. Ich hingegen gucke immer nach Anweisungen an Schaufenstern oder ähnlichem: Beim Lieblingsbäcker (und bei dem um die Ecke, der für die Alltagsversorgung da ist) heißt es: nur zwei Personen im Laden, beim Metzger nebenan steht eine Werbetafel für Soft Drinks, auf der steht: „Bitte nur drei Personen“. Mit der Werbe-Unterzeile lese ich da immer „Bitte nur drei Personen und eine eisgekühlte Cola im Laden“ und muss jedesmal darüber grinsen (und vergesse immer, es zu fotografieren).

Memo to me: Rose beim Ballabeni schmeckt nach Hubba Bubba, nicht mehr bestellen.

Wieder heimgekehrt ging es auf die Yogamatte, denn beim Radeln auf Rückwegen nach Hause kann ich mich nie zusammenreißen und fahre immer zu schnell und bin daher immer leicht angeschwitzt, weswegen es überhaupt nicht schwerfällt, in die Sportklamotten zu steigen und gleich weiterzuschwitzen. Gestern machte ich zum – Moment, ich zähle im Kalender nach – sechsten Mal eine Übungseinheit, bei der ich mich immer sehr konzentriere, denn sie geht auf Bauch- und Rückenmuskulatur und beim Rücken bin ich alte Bandscheibenpatientin sehr vorsichtig. Deswegen winkte ich bei den ersten Malen Side Plank auch nur ab und machte was anderes, traute mich dann aber nach und nach, sie auf dem Stuhl auszuführen wie der Vorturner das gerne hätte und nicht auf dem Fußboden, denn wir sind ja hier im Anfängerinnenkurs, also machen wir alles ein bisschen weniger fies. Aber auch da habe ich es nie auf beiden Seiten geschafft, weil meine Füße, die ja mitarbeiten müssen, was Halt und Stand angeht, nicht auf beiden Seiten gleich gut funktionieren. Aber gestern, ha! gestern klappte es erstmals auf beiden Seiten und auch jeweils die geforderte Zeiteinheit lang. Ich war stolz wie Bolle und muss mir selber eingestehen: Training hilft. Wer hätte es gedacht. Ja, ihr alle, ich weiß. Bei mir dauernd solche Erkenntnisse etwas. ABER FRAGT MICH WAS ZU AUTOBAHNEN!

Noch in den Sportklamotten stellte ich mich dann an den Herd. Vorgestern abends hatte ich thailändischen Klebreis eingeweicht, der jetzt aus dem Wasser durfte und in meinen Bambusdämpfer kam. Gleich zwei neue Dinge: Klebreis und dämpfen. Um so einen Bambuseinsatz war ich ewig rumgeschlichen, verbat es mir aber, ihn zu kaufen, denn den brauche ich vermutlich eh nicht uswusf. Aber bei uns im Haus gibt es ja die wunderbare Einrichtung des Hausflohmarkts: Wer irgendwas nicht mehr braucht (Bücher, teilweise sogar Klamotten, meist Haushaltskram wie Vasen) stellt es an einen bestimmten Platz im Treppenhaus und alle anderen können sich bedienen. Da stand vor Wochen mal ein kleiner Bambusdämpfer und zack! hatte ich einen Bambusdämpfer.

Gestern wurde er eingeweiht und funktionierte tadellos, ich bereitete zweimal Kokossößchen und -sirup zu, musste mir eingestehen, dass meine gekaufte Mango die vermutlich unreifste war, die jemals jemand gepflückt hatte, aber das Gericht schmeckte trotzdem ganz hervorragend. Statt Mungobohnen gab es bei mir Erdnüsse dazu.

Mit dem Stabi-Zugang die FAZ gelesen. Nicht auf dem Handy, sondern auf dem Laptop, was nicht so super ist, aber heute teste ich das mal auf dem iPad. Für lau! Bibliotheken, an mein Herz!

Abends kam F. vorbei, nach Tagen mal wieder gemeinsam eingeschlafen. Das war ein schöner Tag. (Wenn man die Infiziertenzahlen ignoriert.)