Tagebuch Mittwoch, 21. Oktober 2020 – Keine Impfung
Morgens bei 8 Grad der Versuchung widerstanden, die U-Bahn zu nehmen – zum Glück, denn Radfahren macht mich ja immer glücklich. Wieso vergesse ich das dauernd? Ich blogge das doch jeden zweiten Eintrag.
Mein Weg führte mich zur Hausärztin, wo ich erstens ein neues Rezept für meine Dauermedikation abholen, mich aber auch gegen Grippe impfen lassen wollte so wie brav im März. Das ging dieses Mal leider nicht, denn es gibt derzeit Engpässe beim Impfstoff. Das hatte ich zwar gelesen, aber natürlich darauf gehofft, dass im stets funktionsfähigen Bayern doch was geht. Nope.
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Den Rest des Tages teilte ich zwischen Arbeiten und Kochen auf. Ich bereitete unter anderem zwei Gläschen mit Quitten in Earl-Grey-Sirup zu, allerdings ohne Ingwer und mit eindeutig zu dünn geschnittenen Spalten:
Dann verarbeitete ich noch weitere 14 Quitten zu Dulce de Membrillo; jedenfalls war das der Plan. Letztes Mal wurde ich von der freundlichen Quittenschenkerin dafür gerügt, die ganzen braunen nicht verwendet zu haben; die braunen Stellen seien nur optisch, das ginge, die Früchte seien noch gut. Also testete ich dieses Mal jede Stelle an: solange sie fest war, wurde sie benutzt, alles, was schon angematscht war, kam weg.
Ich weiß nicht, ob es daran gelegen hat, aber meine Quittenmasse ist nie wirklich schön orange geworden wie im letzten Jahr, sondern blieb bräunlich, und sie ist auch bis heute morgen noch nicht fest geworden, was letztes Jahr gerade ein Stündchen dauerte. Hm. Geschmacklich ist es okay, aber ich bin nicht glücklich. Meine geliebte Käsebeilage! Ich muss wohl um noch ein paar Quitten bitten – und dann wird wieder radikal rausgeschnitten. (Die Reime waren keine Absicht, aber ich lass das jetzt so.)
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Mich sehr über die falschen FAZ-Kündigungs-Tweets gefreut, hier mein Liebling.
Meine erste FAZ, das war im Mai 1889, in Davos. Ich aß zum ersten Mal in meinem Leben Leberwurst und Bismarck war sehr stark und schön. Wir warfen Schneebälle auf Sozialisten, wir trugen Hut, mein Gott, was waren wir froh. Ihr seid jetzt alle Vegetarier, da will ich als Leser nic
— Felix Lindner (@focusabonnent) October 21, 2020
Der Ursprung war eine jammerige Kündigung eines angeblich langjährigen Lesers der FAZ auf einem dieser rechten Blogs, das ich jetzt nicht verlinke. Montag und gestern hatte ich mir die digitale FAZ gegönnt, weil ich zurzeit etwas besser (oder ausgewogener) informiert sein möchte als nur durch meine natürlich total tolle Twitter-Timeline. Mein Uni-Zugang zur SZ ist leider Geschichte, über die Stabi komme ich mit ein bisschen Umweg noch rein, aber das nervt am Handy sehr, und ja, ich lese lieber die FAZ als die SZ. Also gebe ich derzeit ein bisschen Geld aus.
Stelle gerade beim Ausprobieren des SZ-Archivs über den Stabi-Zugang fest, dass ich jetzt auch die FAZ zuhause lesen kann. Das ging sonst nur an den Rechnern der Stabi vor Ort. Corona-Änderung? Egal. FAZ lesen! Danke, Stabi!
Jedenfalls lernte ich, dass die Bannmeile um parlamentarische Gebäude gerade 100 Jahre alt geworden ist. (Zwölf Jahre müssen wir abziehen.)
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Abends Roths Radetzkymarsch ausgelesen. Großartig. Wer nicht wie ich drei Euro in Antiquariaten dafür ausgeben möchte, kann das Ding auch bei Guttenberg lesen.
Nach diesem Buch war ich endlich in Stimmung für Clarks Schlafwandler, das ich vor Jahren gekauft hatte und das bisher schmählich ungelesen hier rumlag.
Den Radetzkymarsch zu lesen hat meine Wien-Sehnsucht übrigens nicht kleiner gekriegt, eher das Gegenteil. Hoch die Republik!
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Apropos Stabi: