Tagebuch Dienstag/Mittwoch, 8./9. Dezember 2020 – Zoom mit Hamburch

Ich kopiere für Dienstag mal den Eintrag aus meinem Kontakttagebuch, das ein simples Word-Dokument auf meinem Desktop ist:

– ca. 12 Uhr Bäckerei Ziegler, keine Minute
– ca. 12.15 Weihnachtsbaumstand am Stadtarchiv, draußen, wir beide mit Maske
– 12.34 Busfahrt Nordbad bis Görresstraße, vier Minuten
(App 0)

„App 0“ bedeutet, ihr habt den Code vermutlich geknackt, dass die Corona-App gerade erfreulicherweise wieder mal 0 Kontakte anzeigt. Wie denn auch sonst, wenn ich nur einmal die Woche einkaufen gehe und sonst zuhause bleibe. Aber für Brot und Weihnachtsbäume muss ich eben unturnusmäßig für die Tür.

Ich verließ das Haus mit Maske, weil die Bäckerei ungefähr zwei Minuten Fußweg von mir weg ist, dann erspare ich mir dort das Rumzuppeln. Baguette gekauft (gerade backfaul), im Rucksack verstaut, zur Packstation gegangen, weil dort ein neuer Schwung FFP2-Masken auf mich wartete, hier bestellt. Dann zur Rückseite vom Stadtarchiv geschlendert, wo sich seit Jahren zur Weihnachtszeit ein Baumverkaufsstand befindet. Dort sehe ich auch jedes Jahr den gleichen Herrn, dessen Bairisch ich inzwischen scheinbar etwas besser verstehe. Ich guckte mir die Bäumchenauswahl an, nahm dann einen, der mir zwar etwas größer erschien als die aus den letzten Jahren, der aber gleich viel kostete. Er wurde in sein Transportnetz gehüllt, und dann trug ich ihn zur Bushaltestelle, von wo ich uns eine Kurzstreckenfahrt gönnte (ich vermisse mein Semesterticket ganz schrecklich). Die letzten Meter trug ich das Schmuckstück selbst, wir passten beide gerade so in den Fahrstuhl, und seit vorgestern abend steht er gnadenlos schon geschmückt und mit Lichterketten zugeballert in meiner Bibliothek. Normalerweise versuche ich eine Art Farbschema aus meinem ständig wachsenden Kugelvorrat zu erstellen, aber in diesem Jahr wollte ich es einfach bunt haben und so sieht es jetzt auch aus.

Ich hätte das Ding schon im Oktober aufstellen sollen; es ist erstaunlich, wie glücklich mich Kugeln und Lämpchen an Tannengrün machen.

Gestern morgen schnitt ich den Stollen an, den ich letzten Dienstag gebacken hatte: hervorragend geworden, vielleicht einen Hauch zu trocken, aber dafür hat Gott ja Butter erfunden. Ein Stück wurde zum Ostfriesentee verspeist, den zweiten Stollen verpackte ich mit allem Dämmmaterial, was in den letzten Monaten hier aufgelaufen ist, der geht zum Ex-Kerl nach Hamburg. Erneut zur Packstation gegangen, dieses Mal, um ein Paket aufzugeben.

F. und ich gehen sonst im Dezember gerne auf den Augsburger Weihnachtsmarkt, wo der Herr dem klassischen Glühwein zuspricht und ich mich überwinde, eine Köstlichkeit namens „Zirbelzauber“ zu bestellen: eine Art Fruchtpunsch mit Wein und möglicherweise mit Schuss.

(Gerade im eigenen Blog nachgeguckt, wann wir im letzten Jahr da waren: am 1. Dezember, hier das Foto von damals, weil’s schön ist.)

Da der Besuch in diesem Jahr ausfällt, wollten wir den Markt für unsere Date Night nachstellen: Ich ergoogelte mir lustige Rezepte für die dort immer genossene Bosna und für die beiden Glühweinspezialitäten und testete das meiste davon auch schon an. Den Pseudo-Zirbelzauber bereitete ich gestern für einen Zoom-Call mit den beiden Hamburger Damen zu, die beide das Rezept wollten:

Man erwärme
500 ml Weißwein und
300 ml frisch gepressten Orangensaft, in die man noch
1 Zimtstange,
3 Nelken,
1 Stück Orangenschale,
80 g weißen Kandis sowie
4 EL weißen Rum gibt.

Den Kandis habe ich mir gespart, der Rum war braun und bei mir lagen noch vier leicht angedrückte Kardamom-Kapseln im Sud. Sehr schmackhaft.

Wir klönten und quatschten, mein Internet wackelte wie immer (muss doch mal einen neuen Router anschaffen, glaube ich), das war alles sehr nett, und auch nachdem Lektorgirl todmüde aus dem Meeting plumpste, redeten wir Rest-Zwei noch ein bisschen weiter. Ich bin nun mit Buchtipps versorgt für die kommenden langen Winternächte und die Damen mit ein bisschen Gesöff. This is the way.