Freitag, 19. März 2021 – Geburtstagsmenü
F. hatte uns wieder eine Kochbox zur Date Night angeschleppt, dieses Mal nicht vom Broeding, sondern eine vom Sparkling Bistro, das einen Stern sein eigen nennt und diese Box nur einmal anbot und nicht jede Woche. Nach fünf Gängen, Brot vorneweg und Pralinen hinterher bedauere ich das sehr, dass ich das nicht öfter zuhause genießen kann, aber das Bistro hat sich ganz nach vorne auf die Liste von Restaurants geschoben, in die wir frisch geimpft gehen werden.
Was mir besonders gefiel: Ich musste selbst ein bisschen arbeiten. Meistens nur Dinge wie Plastiktüten aus Wasserbädern holen, Teller vorwärmen oder Brokkoli kurz anbraten, aber zum Schluss formte ich erstmals Topfenknödel, was nach einer Flasche Weißwein, einem Glas Champagner und einem Hauch Rotwein schon eine bemerkenswerte Leistung war. Ich fühlte mich total professionell, Einzelteile aus Gläsern und Plastikboxen zu ordnen, fertigzustellen und schließlich nach Anleitung auf Tellern zu drapieren. Ich hoffe, ich habe es halbwegs manierlich hinbekommen, ich neige beim Alltagskochen ja sehr dazu, Dinge einfach neben- und übereinander in tiefe Teller zu schaufeln und von da in meinen Mund. Anrichten ist eher nicht so meins, aber hier durfte ich mit meiner Palette rumspielen, die ich gerade zum Einstreichen meiner kleinen Sahne-Geburtstagstorte benutzt hatte, Cracker keck schräg auflegen und dramatisch Sauce auf Essen tropfen, was F. dann festhielt. Dementsprechend sind fast alle untenstehenden Fotos von ihm, nur ein paar sind von mir: Ich habe in den letzten Wochen ein bisschen geübt, mit der Spiegelreflex manuell scharfzustellen und mich auf irgendwas auf dem Tisch zu konzentrieren, aber so richtige Atmo haben meine Bilder immer noch nicht. Das merkte ich vor allem beim Himbeer-Marmorkuchen, wo ich Spiegelreflex- und iPhone-Fotos im Blogeintrag mischte, weil viele Bilder nicht so wurden wie ich sie gerne gehabt hätte.
F. holte die Box im Bistro ab und erwähnte, dass es ein Geburtstagsmenü sei, woraufhin die freundlichen Menschen ihm noch einen halben Liter Champagner mitgaben, „aufs Haus“. Dankeschön!
Bitte beachten Sie die Osterdeko im Hintergrund, die zu schweben scheint. Wegen des grünen und des pinkfarbenen Eis war der Tisch ebenfalls in rosa und hellgrün gehalten.
Ich klebte erstmal die vierseitigen Menüanweisungen an meine Küchenschränke, damit ich nicht dauernd blättern musste. Gleichzeitig wurde ein Brot aufgebacken, natürlich vom Brantner, von wem auch sonst. Endlich kam ich in den Genuss des hervorragenden Walnuss-Sesambrots, das es nur am Donnerstag gibt und das ich noch nie bekommen hatte, wenn ich spontan vorbeigeradelt war. Inzwischen sind die Produkte dort so gefragt, dass eine Vorbestellung ratsam ist, für die ich immer zu faul bin.
Für den ersten Gang gab ich ein Stück rote Bete in die Mitte eines tiefen Tellers, bröselte dann gehackte Haselnüsse darüber, die mich schon andufteten, als ich die Tüte mit ihnen öffnete. Darauf platzierte ich drei kleine geräucherte Stücke vom Saibling – und legte danach mit angehaltenem Atem eine kleine Decke aus Betesaft-Gelee über alles. Das wollte ich schon immer mal machen! Am Tisch beträufelte ich alles mit Betesud und vergaß dabei auch die weiße Tischdecke nicht. Knurr. Wenn ich kleckere, dann wenigstens richtig.
Der zweite Gang war schneller zusammengebaut: ein bisschen Kapaunleber auf den Teller, Apfelmarmelade darüber und als Abschluss einen Cracker. Den hätte ich vermutlich in kleinere Stücke brechen sollten, aber so ist es total dramatisch.
Wir blieben weiterhin beim Weißwein. F. hatte im Bistro nach einer Weinempfehlung gefragt, ihm wurde ein Chardonnay nahegelegt, den er aber nicht im Keller hatte. „Geht auch Furmint?“ Freude beim Bistro, dass jemand Furmint zuhause hat, „ja, der ist auch super.“ Stimmt, der passte gut.
Die Zwiebel mit Käsebouillon war quasi Zwiebelsuppe, nur andersrum, also großartig. Ich wärmte die Zwiebeln im Ofen auf, die Bouillon im Topf, aus dem Wasserbad holte ich außerdem Pumpernickelcreme, die als erstes auf den Teller kam. Darauf gab’s wieder was als Crunch, hier Pumpernickelbrösel, dann die Zwiebeln, und dann durfte ich wieder träufeln.
Der Hauptgang kam fast komplett aus dem Wasserbad, sehr praktisch. Normalerweise bin ich kein Trüffelfan, hier fand ich ihn aber angenehm, weil nicht zu stark und im Vordergrund. Die Kalbsbacke war der Star, das Selleriepüree schmolz im Mund, die Brokkolistengel waren herrlich bissfest. Wir schwelgten und hatten inzwischen den Rotwein geöffnet, den wir auch schon am Heiligabend getrunken hatten.
Dann rollte ich Topfenknödel, ließ ihn garziehen, wälzte ihn in Butterbröseln und legte ihn auf Marillenkompott. Als einzige nicht mitgegebene Zutat wurde nach Puderzucker verlangt, den ich natürlich im Haus hatte. Der Rotwein passte gar nicht mehr, wir wollten aber auch keinen Süßwein öffnen, also kippte ich den Portwein in Gläser, mit dem ich sonst koche. War erstaunlich gut, sollte ich vielleicht nicht so unbedacht in Saucen schütten.
Zum Abschluss gab’s Kürbiskernpralinen, ich kredenzte mir einen Espresso, wir verzichteten auf Schnaps, sondern öffneten stattdessen die zweite Flasche Champagner, die F. mitgebracht hatte. Mit der hatten wir eigentlich den Abend beginnen wollen, aber wenn man schon ein Fläschchen geschenkt kriegt, trinkt man natürlich erstmal das.
Den Marguet hatten wir als Rosé im Tantris getrunken, aber der weiße war noch toller. Neuer Lieblingschampagner, sehr fein, nicht zu hefig, viel Birne drin, tolles Zeug. Danach waren wir sehr glücklich und zufrieden und kugelten ins Bett. Okay, zunächst räumte ich den Geschirrspüler ein und wusch all das Zeug ab, das nicht in eben dieses technische Wunderwerk darf, dusseliger Goldrand, aber dann kugelten wir ins Bett. Das war ein wunderschöner Abend, der sehr gut tat nach den letzten Dreckstagen.