Links von Samstag, 27. März 2021

Murnau liegt bei Mexiko

Das Lenbachhaus hat seine Sammlung des Blauen Reiters umgestaltet und dafür den gesamten zweiten Stock freigeräumt, was mich etwas stoßatmen lässt. Hauptsache, die Neue Sachlichkeit ist noch da, wenn ich irgendwann mal gucken komme (Post-Impfung). Die genauere Beschreibung steht im Artikel, ich copypaste hier den Einstieg, weil ich genau diesen Ansatz – lokale Kunst ist auch immer globale Kunst – sehr spannend finde. Gerade in der Zeit des Internets, in der man sich buchstäblich die ganze Welt an den Schreibtisch oder ins Atelier holen kann.

„Wie umfassend das Konzept des Münchner Lenbachhauses tatsächlich ist, wird man vollständig erst im Herbst wissen. Dann nämlich, wenn auch der zweite Teil der “Gruppendynamik” mit dem Schwerpunkt “Kollektive der Moderne” zu sehen sein wird. Im direkten Vergleich mit anderen Künstlerkollektiven soll sich zeigen, wie zukunftsweisend die zu Beginn des 20. Jahrhunderts formulierten Ideen des Blauen Reiters waren. Doch jetzt schon zeichnet sich ab: Das Lenbachhaus hat für dieses Projekt tief gegraben – in der eigenen wie in anderen Sammlungen.

Die Doppelausstellung bildet den Abschluss der über vier Jahre von der Kulturstiftung des Bundes geförderten Reihe “Museum Global”, bei der Museen in Deutschland ihre Sammlungen im Kontext außereuropäischer Kunstproduktion beleuchteten. Den Anfang hatte im November 2017 das Museum für moderne Kunst Frankfurt gemacht, das seine Werke zusammen mit lateinamerikanischer Kunst “A Tale of Two Worlds” erzählen ließ. Es folgte die Berliner Nationalgalerie, die sich mit der Ausstellung “Hello World” der Frage stellte, wie die eigene Sammlung heute aussehen würde, hätte ein global orientiertes Kunstverständnis ihren Aufbau geprägt. Die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen schließlich kontrastierte in der Ausstellung “Mikrogeschichten einer ex-zentrischen Moderne” ihre westlich geprägte Sammlung mit Kunstwerken aus den Ländern Süd- und Mittelamerikas, Asiens und Afrikas. Und nun also ist das Münchner Lenbachhaus mit seiner zweiteiligen “Gruppendynamik”-Schau dran.“

How Art Historian Aby Warburg Changed the Way We See

Apropos global: Art Review erläutert Warburgs Mnemosyne-Bilderatlas, der in Berlin zu sehen ist – und online, yay! Quasi Erster-Semester-Bachelor-Inhalt, da durften wir alle durch.

„Your first impression on encountering this reconstruction of German art-historian Aby Warburg’s most celebrated work is that it looks like a primitive, pinboard version of a Google image search. Or the evidence board in some 1970s crime movie. Yet to many, Warburg’s Bilderatlas (picture atlas), begun in the final years of his life and incomplete at his death, in 1929, represents the origins of modern (Western) art history, when disciplines such as iconography, sociology, ethnography and psychology were introduced into a history of Western art that had until then been dominated by aesthetics alone; to others it presages contemporary image-culture; while to others still it really is symptomatic of Warburg’s ‘crimes’. For Warburg himself it was part of ‘a laboratory of the study of civilization’. As long as you accept, according to a map that opens the presentation, that civilisation is the property of a geography that stretches from Bagdad to Coruña and from Hamburg to Aswan. Prepared according to Warburg’s instructions, it’s titled ‘The Road Map to Cultural Exchange Routes’.“

Die Zukunft des kunsthistorischen Publizierens

Ein neuer Sammelband, der auch online zu lesen ist. Da wühle ich mich heute durch.

„Quasi als experimenteller Selbstversuch wird bei unserem Tagungsband, der auf der von der DFG-geförderten Open-Access-Publikationsplattform arthistoricum.net – ART-Books erscheint, dem PDF-E-Book und der Druckausgabe (Print-on-Demand) nicht nur eine XML-basierte HTML-Version zur Seite gestellt, sondern als viertes Ausgabeformat ein maschinell lesbares und mit Normdatentagging angereichertes XML zum Download angeboten.“

(Zitat aus der Einführung.)

Louvre probes its collection for Nazi and colonial loot in massive provenance research project

Die gute Nachricht: Der Louvre hat seit Kurzem fast seine gesamte Sammlung online, noch ein yay. Die schlechte: darunter sind auch noch einige Stücke, deren Herkunft problematisch oder ungeklärt ist.

„More than 1,700 works that were recovered in Germany after the Second World War but have never been returned to the descendants of their rightful owners are listed under the category of Musées Nationaux Récupération (MNR). The works do not belong to the French state but are managed by the Louvre and entrusted to French national museums for safekeeping. The new collection website says the Louvre “is committed to carrying out research to find their rightful owners or beneficiaries”. In late 2017, the museum opened two galleries of MNR paintings to encourage heirs to come forward.

In addition, the Louvre has so far checked some two-thirds of the 13,943 works it acquired between 1933 and 1945 for problematic provenance, Martinez said during a preliminary appraisal of the research earlier this month. He anticipates that the museum will add the findings from this initiative to the new digital collection catalogue at a future date. The website “is evolving and putting it online is only a first step”, he tells The Art Newspaper.“