Links von Mittwoch, 2. Juni 2021

Monopol-Podcast „Kunst und Leben“: Die Documenta, die „Stunde Null“ und die Schatten der NS-Zeit

Habe ich noch nicht gehört, klingt aber hörenswert. Vermutlich werde ich nicht viel Neues erfahren, weil ich über kaum ein Thema in den letzten Jahren mehr gelesen habte, aber ich reiche das gerne an euch weiter. Wer keine Lust hat, den Podcast zu hören, kann sich schnell man die verlinkte Website durchlesen, da werden die ganzen Themen nämlich angerissen.

„Die erste Documenta gilt als Gründungsmanifest einer neuen demokratischen Moderne in Westdeutschland und spiegelt auf vielfältige Art die Geschichte der Bundesrepublik. Doch der Mythos von der “Stunde Null” in der Nachkriegskunst wird zunehmend hinterfragt. Neuere Forschungen haben enthüllt, dass es mehr Kontinuitäten mit der NS-Zeit gibt als bisher angenommen. So waren wichtige Ausstellungsmacher um den Documenta-Gründer Arnold Bode NSDAP-Mitglieder, allen voran der Kunsthistoriker und spätere Direktor der Neuen Nationalgalerie in Berlin Werner Haftmann, der die ersten drei Ausgaben der Weltkunstschau maßgeblich prägte – und der nach neuen Erkenntnissen wohl auch SA-Mann war.“

The pandemic is getting worse, even when it seems like it’s getting better

Oder wie (wer?) mal sagte: Nobody is safe until everybody is safe.

„A majority of Americans have received at least one dose of a coronavirus vaccine, and daily new infections and deaths are at their lowest levels in almost a year. The pandemic is slowly receding from the daily lives of many Americans as businesses open up and local authorities ease restrictions. Britain, which on Tuesday reported no new coronavirus-related deaths for the first time since March 2020, can also see the sunlit uplands of a post-pandemic future.

“Covid-19 won’t end with a bang or a parade,” wrote Devi Sridhar, chair of global public health at the University of Edinburgh. “Throughout history, pandemics have ended when the disease ceases to dominate daily life and retreats into the background like other health challenges.”

But the pandemic is hardly in retreat elsewhere. The emergence of more virulent variants of the virus in countries like Brazil and India and the slowness of vaccination efforts in many places outside the West have contributed to deadly new waves. Coronavirus case counts worldwide are already higher in 2021 than they were in 2020. The death toll almost certainly will be. […]

Public health advocates and international organizations recognize the main problem: The global gap in vaccinations. In the United States, there’s already discussion of booster shots for the general public, while front-line medical workers in some developing countries have yet to even receive a first dose of a vaccine. In a joint statement, the heads of the International Monetary Fund, the World Bank, the World Trade Organization and the World Health Organization laid out a $50 billion plan for collective action that would accelerate vaccine distribution to poor and middle-income countries and expand and diversify production capacity throughout the world.“

Materialized Histories

Eins meiner neuen Lieblingsblogs: frei lesbare Texte zu historischen Gegenständen. Auf deutsch, trotz des Titels. Einfach mal durchklicken.

Ich lernte zum Beispiel, dass vor der Weimarer Republik Reisepässe auf Männer ausgestellt wurden, in denen Ehefrauen als „Begleitung“ geführt wurden: „Der Pass meiner Großmutter.“

„Dass ein Pass für zwei Personen ausgestellt wurde, ein «Familienpass», wie es die Passverordnung vorsah, ist aus heutiger Sicht auffallend. Das Nebeneinander der Passfotos aber auch das Nebeneinander der Personenbeschreibung darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass es kein Pass für zwei gleichberechtigte Personen war. Der Pass führt den Ehemann als «Passinhaber» auf, die Ehefrau als seine «Begleitung».

Die Weimarer Verfassung hatte in Art. 109 festgehalten: «Alle Deutschen sind vor dem Gesetze gleich. Männer und Frauen haben grundsätzlich dieselben staatsbürgerlichen Rechte und Pflichten.» Ein Meilenstein in der Geschichte der Gleichberechtigung! Auch wenn die Reichweite des Begriffes der «staatsbürgerlichen Rechte» unklar blieb, das allgemeine Wahlrecht war damit eingeführt. Zu diesem Zeitpunkt hatten in Europa nur in den skandinavischen Ländern Frauen das Wahlrecht. Nicht nur staatsbürgerliche Rechte standen jetzt auch Frauen zu, auch die Ehe – so Art. 119 der Verfassung – «beruht auf der Gleichberechtigung der beiden Geschlechter». Dieser bahnbrechende Grundsatz aber widersprach dem weiterhin geltenden Privatrecht. Im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) hiess es nämlich: «Dem Manne steht die Entscheidung in allen das gemeinschaftliche eheliche Leben betreffenden Angelegenheiten zu.»

Der Wortlaut des Passes folgt also der patriarchalen Geschlechternorm des BGB und nicht der Verfassung. Er zementierte den abhängigen Status der Ehefrau, verweist aber noch auf weitere Ungleichheiten. Die Ehefrau führte gemäss BGB (§1355) nach der Heirat den Namen des Ehemannes. Auch liess der Pass nur Raum für die Eintragung einer Staatsangehörigkeit, da die Staatsangehörigkeit des Mannes auch die seiner Ehefrau bestimmte. So war im Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetz (RuStAG) von 1913 verankert: «Durch die Eheschließung mit einem Deutschen erwirbt die Frau die Staatsangehörigkeit des Mannes» (§6), und «durch Eheschließung mit dem Angehörigen eines anderen Bundesstaats oder mit einem Ausländer» verliert «eine Deutsche» ihre Staatsangehörigkeit (§17, 6)»“

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