Gelesen im April und Mai 2021

Wolfgang Koeppen – Tod in Rom

Ein eher unangenehmes Leseerlebnis, aber nach 50 Seiten ahnte ich, dass das genau so sein soll. Kaum sympathische Figuren, eine eher resignierte Abhandlung der nicht durchtrennten Linien zwischen NS und Bundesrepublik. Genauso lesenswert wie die anderen beiden Romane Koeppens, wenn es mir auch inzwischen sehr schwer fällt, die ständige Misogynie des Verfassers auszuhalten.

Florian Zinnecker/Igor Levit – Hauskonzert

Sehr vergnügliche Lektüre, hat man in drei Stunden durch, ich erwähnte es kurz (letzte Absätze).

Helga Schubert – Vom Aufstehen. Ein Leben in Geschichten

Kann man machen, muss man aber nicht, ich erwähnte es. Dort steht auch gleich etwas zum nächsten Buch, das man ganz dringend machen sollte:

Ilko-Sascha Kowalczuk – Die Übernahme

Äußerst aufschlussreich und lesenswert. Hier erwähnte ich eine Rezension sowie den Hinweis auf die günstige Ausgabe der BPB.

Victor Klemperer – LTI. Notizbuch eines Philologen

Natürlich lesenswert. Macht allerdings überhaupt keinen Spaß und hat bei mir auch recht lange gedauert. Das Buch ist netterweise als Essaysammlung aufgebaut, so dass man es zwischendurch auch mal weglegen kann. Erwähnenswert ist der sehr ordentliche Endnotenapparat, zumindest in meiner Ausgabe.

Gisela Kraft – Rundgesang am Neujahrsmorgen

Nach einem Drittel quergelesen; fing gut und sprachspielerisch an, ging mir dann genau deshalb schnell auf die Nerven. Hab schon wieder vergessen, worum es ging.

Brit Bennett – The Vanishing Half

Die Geschichte von zwei Schwarzen Schwestern, von denen eine sich als weiß ausgibt, hat mir sehr gefallen. In zwei Tagen verschlungen.

Hans Fallada – Kleiner Mann, was nun?

Ganz große Empfehlung. Ist jetzt nicht gerade ein neues Buch, aber genau deshalb. Hat mich erstmal verstummen lassen.

Maren Gottschalk – Wie schwer ein Menschenleben wiegt. Sophie Scholl. Eine Biografie

Nach dem seltsamen Insta-Account, der so tut, als ließe er uns an Scholls letzten Monaten teilhaben, wollte ich doch mal etwas mehr wissen als das Heldinnenbild, das ich seit Schulzeiten mit mir herumtrage und nie hinterfragt habe. Gottschalk durfte mit dem Nachlass arbeiten, zitiert aber häufiger aus dem Briefwechsel zwischen Fritz Hartnagel und Scholl, der mir zwar viel über die Beziehung der beiden verrät, mir aber dann doch eher egal war. Ansonsten: ordentlich gearbeitet, manchmal ein bisschen zu viel retrospektives Rumgeraune, gut lesbar geschrieben. Ich hätte gerne mehr über Hans Scholls Weg in den Widerstand erfahren sowie über die Flugblätter, ahne aber, dass sich die internen Diskussionen über deren Inhalte nicht weiter nachverfolgen lassen als Gottschalk das gemacht hat. Ansonsten verweist sie auf Hans Günter Hockerts Aufsatz „Die Weiße Rose im Widerstand. Gesicherte Deutungen – strittige Fragen“ von 2011 (Heft 5/2011). Man kann die Flugblätter natürlich auch alle online lesen.

Yaa Gyasi – Homegoing

An einem Tag verschlungen. Auch hier geht es wieder um zwei Schwestern, die allerdings erst spät voneinander erfahren. Das Buch erzählt von ihren Nachfahren, die sich teilweise am afrikanischen Sklavenhandel beteiligt haben, teilweise unter ihm litten, und verknüpft sieben Generationen mit Leichtigkeit. Einziger winziger Meckerpunkt wären die Klischees über die Schwarze Bevölkerung der USA in der Neuzeit, aber vielleicht fielen sie mir nur auf, weil ich sie besser kenne als Klischees über die Einwohner von Ghana.

Nicht im Bild, weil ich es schon wieder in die Bibliothek getragen habe: Theresa Sepp – Ernst Buchner (1892–1962): Meister der Adaption von Kunst und Politik. Ich erwähnte vermutlich öfter, wie gelungen ich diese Diss fand.

Ebenfalls nicht im Bild, weil als eBook gelesen: Nicole Diekmann – Die Shitstorm-Republik: Wie Hass im Netz entsteht und was wir dagegen tun können. Lesenswert geschrieben, alles brav belegt, mit für mich interessanten Zahlen unterfüttert („Lediglich fünf Prozent der Deutschen nutzen Twitter [2020] wöchentlich“, während Facebook 2019 satte 32 Millionen Nutzer hatte) und sogar mit einem hoffnungsvollen Ausblick. Bei mir persönlich blieb allerdings hängen, mich eher von Twitter entfernen zu wollen. Mein Facebook-Account existiert schon länger nicht mehr, und wenn ich nicht so gerne Torten und Blümchen angucken würde, wäre ich auch nicht mehr auf Insta, aber da schaffe ich den Absprung noch nicht. Clubhouse habe ich nach zwei Tagen deinstalliert, gibt’s das noch?