Mama noch so zum Abschied, bevor Schwester und Schwager sie und vier Koffer in die Reha fuhren: „Frier noch Rhabarber ein!“ Weil das das Wichtigste ist. Okay. Ich griff zum großen Küchenmesser, schnitt Rhabarber ab, dann in mundgerechte Stücke, fror ein – und wunderte mich dann: Wieso haben die Stangen, die ich im Supermarkt kaufe, unten so eine abgeflachte Stelle? Das erklärte mir das Mütterchen, als sie einen Tag später anrief. („Nein, ich melde mich nicht dauernd, ich will mich ja erholen.“) „Du musst die nicht abschneiden – wenn die reif sind, kann man die rausziehen.“ Falls ich als Kind jemals was in diesem Garten gelernt habe, habe ich anscheinend in den Stadtjahren alles wieder vergessen. Mit dem neuen Wissen ausgestattet ging ich erneut ans Beet, zog professionell Rhabarber aus der Erde und buk Papa und mir einen schönen Streuselkuchen.
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Jetzt wo das Mütterchen weg ist und mir das Haus gehört, habe ich erstmal Dinge eingeführt, die genau drei Wochen halten werden: Gewaschen wird morgens, dann muss man nämlich nicht bis 23 Uhr wachbleiben, um auf das Ende der Maschine zu warten. Der Geschirrspüler läuft nachts, dann kann ich ihn morgens ausräumen, so wie ich das zuhause auch mache. Es gibt jetzt ein Raumspray, das zwar nur wenig ausrichtet, aber immerhin das. Und hier stehen jetzt Schokomüsli und Kaffee mit Koffein rum und heute gibt es frischen Brokkoli und keinen aus der Gefriere.
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Der Lieblingsjob hier ist immer noch, das Vogelbad auf der Terasse mit frischem Wasser zu befüllen. Jetzt gerade veranstalten drei Kohlmeisen eine Poolparty, und ich gucke ewig gerne zu.
Vorgestern und gestern abend saß ich nach Feierabend (20.30 Uhr) mit einem Glas Sekt auf der Terrasse und guckte nur stumpf ins Grüne. Ich verstehe nun Eltern mit Kleinkindern, die um 21 Uhr ins Bett fallen. Ich hatte mich sehr auf das Spiel zwischen Italien und Österreich gefreut, bin aber schon in der ersten Halbzeit weggenickt. Aber das Ins-Grüne-Gucken davor war sehr schön. Verdammt, verstehe nun auch Leute mit Garten!