Samstag, 5. November 2022 – Juwelierbesuch

Ich erwähnte gestern den Granatschmuck von Omi, den ich zum Fine Dining ausführte. Beim Anlegen fiel mir auf, dass ich keine passenden Ohrringe habe – nämlich nichts goldenes. Ich trage ausschließlich Silberschmuck und weiß gar nicht mehr so genau warum. Ich bin mir sicher, dass ich vor dreißig Jahren oder so, als ich begann, mich von Plastikmodeschmuck und Nickel zu verabschieden, bestimmt mal Gold ausprobiert habe; vielleicht war es auch schlicht eine Kostenfrage, sich für Silber entschieden zu haben, keine Ahnung. Jedenfalls stand ich Freitag abend vor dem Spiegel und löste meine kleinen Alltagssilberstecker aus den Ohren und ging mit ungeschmückten Läppchen aus dem Haus, weil ich ernsthaft nichts hatte, was passte.

Mir gefiel der Schmuck aber so gut, dass ich spontan die Entscheidung traf, mich um goldenen Ohrringe zu kümmern. Klein, schlicht, soll zu allem passen, muss also kein Granat sein. Eigentlich hatte ich mir ein paar Juweliere und Goldschmiedinnen aus meiner Insta-Timeline gefischt (Scheytt-Galerie, Melanie Lang), aber auf dem Weg zum Bus, den ich zur ersten Location nehmen wollte, ging ich – wie so ziemlich an jedem Morgen – am Juwelier am Josephsplatz vorbei, in dessen Schaufenster ich seit zehn Jahren reingucke. Und gestern dachte ich mir, schauste doch erstmal hier rein.

Kurze Fassung: Ich besitze nun winzige goldenen Creolen, der Ring von Omi, den ich als Muster mitgenommen hatte, wurde für lau poliert und strahlt nun ganz wundervoll, und ein weiterer Ring vom Mütterchen, den ich gerne Bling-Ring nenne, wird für mich geweitet, denn der passt mir nur auf den kleinen Finger, was ich eher doof finde.

Ich schrieb über den Ring schon mal (mit Foto), den hatte ich nämlich bei unserem letzten Sterneessen am Finger. Der Juwelier zuckte kurz zusammen, als ich den präsentierte (Bling halt), untersuchte ihn dann und stellte verwundert fest: „Das ist 18-karätiges Gold, das beste, was es gibt.“ Kleine Pause. „Die Steine eher nicht so.“ Ich musste lachen, das wusste ich ja vorher, das Mütterchen hatte den mal bei einem Juwelier begutachten und schätzen lassen. Den Preis fürs Weiten ist er mir trotzdem wert, weil er so schön knackig-grell ist. Gegen ihn werden die Ohrläppchen total abstinken, aber das ist ja auch der Plan.

Von wann Omis Ring ist, konnte er mir nicht sagen; vom Stil her tippe ich auf 1960er oder eher 1970er Jahre. Die Kette könnte noch jünger sein, ist aber eigentlich egal. Ich denke an Omi, wenn ich den Schmuck trage, genau wie ich an sie denke, wenn ich aus ihren Teetassen trinke. Und mit dem Bling-Ring denke ich jetzt an Mama und Papa gleichzeitig; Papa, wie er von Geschäftspartnern Zeug aufgedrängt bekommt, und Mama, die dieses Zeug ungetragen im Bankschließfach liegen ließ. Jetzt ist es an einem willigen Finger gelandet.