Donnerstag, 24. November 2022 – Schnittlauch

Ich erwischte genau den Regenguss am Vormittag, um in die Stadt zu fahren, wie es so schön heißt, auch wenn man mitten in der Stadt wohnt. Beim Douglas lag ein bisschen Kosmetik für mich, das ich dorthin bestellt hatte, ich brauchte noch Backzutaten und einige wenige Dinge für das erste Rezept aus Tohrus Kochbuch, das ich ausprobieren wollte. In der Lebensmittelabteilung im Untergeschoss der Galeria (Kaufhof) am Marienplatz fand ich fast alles, aber unglaublicherweise keine Rosinen und keinen Schnittlauch, also eher Zutaten, die ich wirklich überall erwarte.

Der Regen hatte aufgehört, ich ging zum Stachus, wo ich im Untergeschoss neben dem Asiamarkt auch noch Lebensmittel wähnte, aber: Fast die komplette Ladenfläche des ehemaligen Karstadts ist leer, nur im hinteren Drittel gibt es Asiatisches. Ein sehr seltsames Einkaufsgefühl, aber auch ruhig – und so großzügig, dass ich mich traute, die Maske abzunehmen, denn die Aufschriften auf den Lebensmitteln in diversen asiatischen Sprachen kann ich nicht lesen, daher brauche die winzigen Extraschildchen, auf denen mindestens auf Englisch steht, was ich da vor mir habe, was mit beschlagener Brille durch die Maske manchmal schwierig ist. Bei Nudeln war es nicht nötig, aber bei den Goodies aus der Snack-Ecke musste ich nachlesen. Okay, eigentlich habe ich nach Packungshübschheit gekauft. Avocado-Senf-Chips waren sehr gut, die Energieriegel mit Kürbisgeschmack nicht ganz so mein Ding. But pretty!

Im Bild steckt auch eine Kindheitserinnerung (nicht im Asiamarkt erworben). Ich hatte zufällig Weißbrot im Haus und musste an die Brötchen denken, die uns Omi früher immer mit eszet-Schnitten belegt hatte, daher griff ich zu. Schmeckten genauso gut wie damals. Das hat mich gefreut.

Im fast leeren Raum stand ein Hinweis, dass man weiterhin Lebensmittel im Karstadt am Bahnhof bekäme, also ging ich in der unterirdischen Passage einfach weiter – nur um festzustellen, dass „Lebensmittel“ dort inzwischen „Weihnachtsschokolade“ bedeutet. Ein letzter Weg führte mich zum Rewe am Bahnhof, wo ich immerhin Rosinen bekam, aber auch dort: kein Schnittlauch. Dann wird das Gericht mit einem Hauch Schalotte leben müssen, Herrgottnochmal.

Mit der U-Bahn ging es zurück nach Hause, wo ich mir noch einen Adventskranz von der Lieblingsblumenhändlerin mitnahm. Sie hat sogar einen Insta-Account, wie mir das Einwickelpapier verriet.

Nachmittags gearbeitet, einen Termin im Staatsarchiv für nächste Woche ausgemacht (YAY!), in der Wohnung rumgepuschelt, mit Mama telefoniert, die sich einen Kurzurlaub mit ihren Schachfreunden an der Ostsee gönnt, was mich sehr freut. Tee getrunken, „Atlanta“ zuende geschaut, „Die Ladenhüterin“ ausgelesen. Ich werde jetzt alles von Sayaka Murata kaufen, was es deutschsprachig zu erwerben gibt. Ebenso werde ich alles weitere neben „The Memory Police“ von Yoko Ogawa kaufen, denn auch deren Geschichte und Stil (bzw. den der Übersetzung) hat mir sehr gut gefallen. Vielleicht sollte ich Japan leerlesen – wobei ich bis heute nicht durch den einzigen Murakami gekommen bin, der hier rumsteht. Vielleicht sollte ich das weibliche Japan leerlesen.