Donnerstag, 16. März 2023 – Erneut Alois

Tagsüber viele Meetings gehabt, die schmerzhaft von meinen lächerlichen 19kommafünf Stunden runtertickerten. Deswegen zwei kleine Jobs nicht geschafft, bei denen meine Kollegin und ich anscheinend zwei Stunden aneinander vorbeigeredet haben. Oder ich habe sie schlicht nicht verstanden, das erscheint mir naheliegender. Anstatt beim Feierabend zu sagen, sorry, mach ich morgen gleich als erstes fertig, musste ich nun sagen, sorry, liegt wieder auf deinem Schreibtisch, weil ich erst Dienstag wieder im Haus bin.

Auf solche Abende folgt inzwischen neuerdings normalerweise mein deprimiertes Freitagsloch der jammernden Untätigkeit, aber davor konnten mich F. und Alois dieses Mal bewahren. Ich habe einen Gang fotografiert, aber selbst den mag ich nicht rumzeigen, weil der Abend so perfekt war. Wo ich im November schon von allem beeindruckt war, legte der Laden gestern noch eine Schippe drauf. Jeder. Einzelne. Bissen. Perfektion. So habe ich noch nie gegessen. Wenn ich nicht gerade wohlig seufzte oder hervorragenden Wein trank, schmissen mich die perfekten Bissen ein wenig in die kulinarische Verständnislosigkeit und Überforderung. Wie kann man in eben diesen einen Bissen so viele Schichten packen, so viele unterschiedliche Nuancen, Texturen, Temperaturen? Wie komplex kann man einen Bissen machen? Nebenbei: Kann keine Ente mehr essen, nach gestern kann nichts mehr kommen. Und ich mag Abalone!


Wenn ich in Rente bin und es mir leisten kann, werde ich nur noch Kochkurse besuchen. Neben meinem Seniorenstudium der Soziologie.

Cognac kann ich später leider nicht im Lehnstuhl vor mich hinsüppeln – auch das war mal ein Plan –, denn das Cognac-Game haben wir gestern mit wenigen Mini-Schlückchen durchgespielt. So habe ich noch nie getrunken.