7. Januar 2024
Nach Anne Rabe las ich gestern in einem Zug die nächste Familiengeschichte durch, die ähnlich wenig gute Laune mitbringt, aber mir dafür ebenfalls sehr gut gefallen hat: Bov Bjergs „Serpentinen“ (2020, hier Kritiken beim Perlentaucher). Ich hatte 2018 beim Bachmann-Wettbewerb schon einen ersten Eindruck erhalten, aber damals war ich nicht in Stimmung für dieses Buch. Jetzt anscheinend schon. Eigentlich hatte es nach Seite 14 schon gewonnen:
„In der Ferne hörten wir die Autobahn. Ich wusste, wo sie verlief, doch wir konnten sie kaum erkennen. Tausende von Autowanderern in blitzeblanken Volkskraftwagen, die stolz vorüberrollten und hinaufblickten zur schönen, schönen Alb.
Ich sah eine Autobahn und dachte: Nazis.
Ich sah Gleise und dachte: Deportationen.“
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Außerdem abends im Bett im Dos Passos weitergelesen. Mir war schon aufgefallen, dass das Buch nicht neu war und auch einige Unterstreichungen aufwies, aber dass das meine waren und ich das ganze Buch anscheinend bereits gelesen hatte, verstand ich erst, als ich Notizen am Seitenrand fand, die eindeutig meine Handschrift waren. Und die gingen bis zum Schluss.
Ich bin mir unschlüssig, ob ich das Buch ins Altpapier werfen sollte (Bücher mit meinen Anmerkungen und meinem Namen vorne drin lege ich nicht in den Hausflohmarkt) oder als Klassiker wieder ins Regal stellen sollte. Ein Klassiker, an den ich absolut null Erinnerung habe.
Ich habe nichts dagegen, Bücher aufzubewahren, obwohl ich sie nie (wieder) anfassen werde, ich wohne sehr gerne mit und zwischen ihnen, sie sind meine allerliebste Tapete. Aber ein Buch, das mir anscheinend total egal war? Hm.