8. Januar 2024 – Meal Prep und Architektur

Steuer vom vierten Quartal 2023 vorbereitet und für die Steuerberaterin eingetütet. Hausaufgaben meiner Studierenden korrigiert. Das war’s. Mehr habe ich nicht geschafft. Der Unijob ist so dermaßen zeitaufwendig und unterbezahlt, aber wem sag ich das.

Dafür war der Late Lunch wieder ganz hervorragend. Ich habe mir zu Jahresbeginn einen veganen Meal Plan gegönnt, den meine Lieblings-Vegan-Bloggerin für recht wenig Geld anbietet. Bisher habe ich von ihrem Blog noch kein Rezept nachgekocht, das mir nicht geschmeckt hat, daher vertraue ich dem Angebot mal.

Generell mag ich Essenspläne überhaupt nicht, ich koche gerne nach Lust und Laune. In den letzten Monaten war ich aber im Kopf so müde, dass es kaum noch zu Neuem gereicht hat und das hat mich selbst genervt und frustriert und ich kann ja nicht ewig Käsebrot essen, wenn ich partout keine Lust auf gar nichts habe. Daher hoffe ich auf Inspiration und bessere Laune.

Die drei Gerichte des ersten Wochenplans haben schon mal voll ins Schwarze getroffen. Zuerst gab es einen Linseneintopf mit Pilzen und Palmkohl, vorgestern erfreute ich mich an cremiger Pasta mit Brokkoli und dazu einem Salat aus Fenchel, Rucola und Äpfeln, und gestern gab es eine Bowl mit Quinoa, den restlichen Linsen, dem restlichen Tofu-Ricotta, aus dem schon die Pastasauce geworden war, getoppt mit einer wilden Mischung aus Kürbiskernen, Koriandersamen, Panko und Chili, dazu eingelegte Jalapenos und Schalotten. Klingt vielleicht alles eher unspektakulär, hat mir aber sehr gut geschmeckt. Vermutlich weil in allem Miso und Knoblauch und Chili drin ist, was ja bekanntlich alles immer besser macht.

Mit den Rezepten bekommt man noch eine Einkaufsliste, entweder nach Supermarktkategorien oder nach Rezept geordnet. Die Rezepte in einer Woche sind so aufgebaut, dass mehrere Komponenten überlappen, man aber trotzdem nicht fünfmal Nudeln hintereinander hat because blergh and boring. Außerdem kann man einen großen Teil der Zutaten schon preppen, wie wir cool people sagen, zum Beispiel am Wochenende, und muss dann wochentags nur noch 30 Minuten am Herd stehen statt 60. Ich mag ja meal prep, ich werfe gern Dinge in Gastro-Container. Mein Schatz sind die Plastikboxen, die ich aus dem Sparkling Bistro habe, das zu Corona-Zeiten mal ein einziges Außer-Haus-Menü angeboten hat.

Die Rezepte sind mit wenigen Ausnahmen nicht auf dem Blog oder YouTube, aber selbst wenn: Dass mir jemand Rezepte raussucht und einen Einkaufszettel schreibt, ist Gold wert. Vor allem, weil ich gemerkt habe, dass ich so ziemlich alles eh im Haus habe. Palmkohl musste ich kaufen, Jalapenos, Fenchel und Kapern, Rest war da.

Nicht ganz so optimal für mich ist, dass die Rezepte immer für vier Personen sind. Ich könnte alles halbieren und hätte dann sechs Mahlzeiten, aber mich langweilt es, mehrfach in der Woche haargenau dasselbe zu essen. Also viertele ich, was geht (den Tofu-Ricotta zum Beispiel konnte ich nur halbieren) und nutze die wenigen Reste für neue Gerichte oder greife an den Tagen, für die ich kein Rezept habe, auf meine Klassiker zurück. Frühlingszwiebel-Pfannkuchen oder scharfen Tofu kann ich nämlich doch dauernd essen.

Andrea Diener schreibt einen Newsletter zu Street Photography.

Mike Novotny über politisch motiviertes Architekturgemecker: „Warum sich rechte Gruppen plötzlich mit Architektur beschäftigen“.

„Ganz weit vorn: @culture_crit, eine Million Follower. Barocke Skulpturen, Opernhäuser, Kathedralen, dazu Bibelverse und Sprüche wie “Architektur und Kunst sollen Ehrfurcht erzeugen”. Bauten der Moderne fehlen ebenso wie die gesamte arabisch-islamische Kultur. Der Gipfel menschlichen Schaffens, wird deutlich suggeriert, sei ausschließlich der westlichen Kultur zu verdanken, insbesondere gottesfürchtigen Männern, deren Hände heroisch Stein auf Stein schichteten. […]

Was ist das Problem daran? Zum einen, dass es so etwas wie “klassische” und “traditionelle” Architektur nicht gibt. Unterschiedlichen Baustilen liegen unterschiedliche Haltungen zugrunde. Gotik, Barock und Historismus durchliefen Phasen, in denen sie als hässlich galten, und die anonyme Alltagsarchitektur ist ein ganz eigenes Kapitel. Die Boulevards von Paris und das Wien der Gründerzeit zerstörten die Stadt des Mittelalters und Biedermeiers, waren also im Grunde antitraditionell. Der sich als modern verstehende Otto Wagner hätte sich gegen eine Einordnung als Traditionalist mit Händen und Füßen gewehrt.

Auch die Moderne lässt sich nicht in einen Topf werfen: Die Massenproduktion des Bauwirtschaftsfunktionalismus, der bildhauerische Brutalismus, die bunt-verspielte Postmoderne, der wilde Dekonstruktivismus, das regionale Bauen oder der Holzbau haben nur wenig gemeinsam. Auch die Kritik an der Moderne und dem städtebaulichen Kahlschlag der Nachkriegszeit ist bereits 50 Jahre alt.

Sich im Jahr 2024 an Le Corbusier, Mies van der Rohe und dem Bauhaus abzuarbeiten und Barrikaden an Frontlinien aufzustellen, die längst obsolet sind, ist, als würde man heute noch Beethoven gegen “langhaarige Beatmusiker mit Stromgitarren” ausspielen. Fast könnte man den Eindruck gewinnen, dass sich manche Rebellen gar nicht wirklich für Architektur interessieren.“

Sondermention für diese zwei schönen Sätze:

„Doch die Kritik an der Banalität des gebauten Alltags beschränkt sich meist auf das Einsortieren der gesamten Baugeschichte in zwei Töpfe: traditionell und modern. Befeuert von einem Grundton aggressiver Dauererregung: Menschen schreien Fotos im Internet an.“