Mittwoch, 14. Februar 2024 – Stadtbib und Lieblingsbib

Ich stand gestern nicht schon um kurz nach 9 vor dem Zentralinstitut für Kunstgeschichte, um ins Bällebad zu kommen, sondern erst gegen kurz nach 10, was überhaupt nicht meine Gewohnheit ist. Aber ich musste oder wollte Bücher in die Stadtbibiothek zurückbringen, die erst um 10 öffnet, und ehe ich den Berg erst ins ZI trage und danach wieder in die Maxvorstadt, dachte ich total clever, gehste doch erst zur Rückgabe und dann in die Wohlfühloase (hello, I come from ze planet advertising, manche schlimmen Worte müssen ab und zu mal raus).

Ich trug nicht nur ausgelesene Bücher wieder zurück, sondern, und das war neu, auch ungelesene. Komplett. Nicht mal reingeguckt. Die hatte ich beim letzten Besuch, als ich bestellte Bücher abholte, einfach mal aus dem Regal gezogen, weil sie mich ansprachen, weil ich den Autor kannte und diese Autorin noch nicht, und dann lagen die Bücher bei mir rum, ich las sie nicht, ich verlängerte sie, ich las sie nicht … bis mir irgendwann auffiel: Ich muss die ja auch nicht lesen. Ich hatte sie nicht aus den wissenschaftlichen Bibliotheken zur Arbeit geliehen, sondern zum Spaß, für die freie Zeit, mit der ich machen kann, was ich will, kochen, backen, auf Insta versacken oder halt mal EIN GUTES BUCH (TM) lesen. Und diese Bücher sind bestimmt toll, aber ich habe gerade gefühlt so viele noch tollere bei mir rumliegen, dass ich sie nicht mal aufschlug und daher gestern dachte: Kind, du hast dafür nichts bezahlt, da verdirbt nichts, da tut niemandem etwas weh, wenn du die einfach zurückgibst. Und genau das tat ich dann. Das war schön. #InneresAufräumen

Unter den zurückgegebenen Büchern war leider auch eins, das ich immerhin 100 Seiten lang las, aber auch eher pflichtschuldig. Das erste Buch von Regina Scheer, Machandel, war einer meiner Lieblinge des letzten Jahres gewesen, das war eine tolle Entdeckung. Daher lieh ich mir natürlich auch ihren zweiten Roman, Gott wohnt im Wedding aus, der wieder eine Romanhandlung über die deutsche Geschichte stülpt. Das hat bei Machandel bei mir gut funktioniert, aber ich ahne inzwischen, dass das auch daran liegt, weil mir diese Teile der dort behandelten Geschichte – sowjetische Zwangsarbeiter*innen, das Leben in der DDR – nicht ganz so nah sind wie die Geschichte im Wedding, wo es um aus Deutschland vertriebene Jüd*innen geht, die Jewish Claims Conference wird erwähnt, und viel weiter bin ich nicht gekommen, weil das Dinge sind, die ich den ganzen Tag bei meiner wissenschaftlichen Arbeit im Hinterkopf habe. Darüber wollte ich keinen Roman lesen, was ich schon nach wenigen Seiten irritiert merkte, aber trotzdem noch weiterlas, vielleicht legte sich das ja. Nein, tat es nicht. Schade. Es ist bestimmt ein tolles Buch, aber jetzt gerade nicht für mich.

Aber dann endlich: BÄLLEBAD! Ich arbeitete an drei Texten gleichzeitig, weswegen sich irgendwann die Bücher so sehr um mich stapelten, dass ich sie teilweise schon wieder in die Rückgabefächer einsortierte, bevor ich komplett fertig war. Viel Gutes gefunden, einiges leider nicht, worauf ich gehofft hatte, wie immer also.

Die Photothek vom ZI ist übrigens, laut des eigenen Insta-Beitrags, „die mit Abstand größte datengebende Institution Deutschlands auf Google Arts & Culture und zählt auch weltweit zu den größten“. Inzwischen sind 100.000 Fotos online. Ich habe mich interessiert durch alte Fotos aus München geklickt.