Samstag, 17. Februar 2024 – Schack und Siko

Ich besuchte zum ersten Mal die Sammlung Schack, eine private Gemäldesammlung des Dichters Adolf Friedrich von Schack (1815–1894), die seit über 100 Jahren in München im selben Gebäude verwahrt wird.

Ich war bisher der Meinung, einen halbwegs okayen Überblick über das malerische 19. Jahrhundert zu haben, musste aber feststellen, dass da noch genug Lücken waren, die ich nun schön auffüllen kann. Ich freute mich, einige Werke aus der Neuen Pinakothek wiederzusehen, die seit gefühlt zehn Jahren saniert wird und deshalb geschlossen ist; einiges hängt in der Alten Pinakothek, aber manches habe ich seit Jahren nicht gesehen. Daher stand ich etwas länger vor der „Medea“ von Anselm Feuerbach, einem meiner Lieblinge aus der Neuen Pinakothek. Noch länger stand ich vor dem „Hirtenknaben“ von Franz von Lenbach, der als pic auf einer Website mal so überhaupt nicht funktioniert. Bitte kommen Sie nach München und schauen Sie sich das in der originalen Größe von 107,7 x 154,4 cm an. Und dann wundern Sie sich mit mir über den Wandtext, wo etwas von der Faulheit des Knaben geschrieben wird, die ich persönlich eher als totale Erschöpfung in diesem verdammten Sommer wahrgenommen habe, aber wie immer ist Kunst eine sehr individuelle Sache. Es gab auch nur wenige Wandtexte, bei denen ich kurz zuckte; Begriffe wie „Orientalen“ möchte ich eigentlich nicht mehr lesen. Aber die meisten Texte fand ich wenig schwafelig und ausreichend informativ.

Am längsten lungerten F. und ich ausgerechnet bei Moritz von Schwind herum, dessen Malerei einem in der Rückschau auf das verdammte 20. Jahrhundert sehr unangenehm aufstoßen kann. Viele seiner Werke zeigen eine deutsche Idylle, die so nie stattgefunden hat, aber nach der sich seltsame Parteien zurücksehnen. Dafür kann Herr Schwind natürlich nichts, aber das fühlte sich schon anstrengend an, durch diese Welten zu wandern. Wir sprachen noch sehr lange darüber, verglichen im Kopf mit dem französischen Realismus und waren weitaus mehr mit dieser Zeit beschäftigt als ich persönlich erwartet hatte. Ein überraschend spannender Besuch.

In München findet derzeit die Sicherheitskonferenz statt, das kennen wir ja schon, dass dann alle Busse und Trams irgendwie anders fahren, aber normalerweise sitze ich diese Tage einfach aus und gehe nicht vor die Tür. Gestern war aber nun der Museumsbesuch geplant, den wir immerhin behinderungsfrei antreten konnten, aber auf dem Rückweg sahen wir schon Absperrungen und Blaulicht, was bedeutete, dass unser Bus wohl nicht fuhr. Wir nutzen also zwei U-Bahnen, trennten uns und ich wartete auf den letzten Bus, der mich nach Hause shutteln sollte, den ich dann mit unerwartet vielen Passagier*innen bestieg. Was mich dann sehr amüsierte: Wildfremde Menschen um mich herum besprachen mit anderen wildfremden Menschen, warum sie nun gerade in diesem Bus sitzen, wo sie doch sonst niemals, aber heute mit den Trams und diese eine Strecke ging auch nicht und dort ist ebenfalls gesperrt und bis wohin fährt dieser Bus eigentlich und wo kann ich umsteigen, wenn ich bis X will? Das war ebenso unterhaltsam wie meine Museumsentdeckungen.