Melancholia


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Melancholia (DEN/SWE/FRA/GER 2011, 136 min)

Darsteller: Kirsten Dunst, Charlotte Gainsbourg, Kiefer Sutherland, Alexander Skarsgård, Charlotte Rampling, John Hurt, Stellan Skarsgård, Brady Corbet, Udo Kier
Musik: Richard Wagner
Kamera: Manuel Alberto Claro
Drehbuch: Lars von Trier
Regie: Lars von Trier

Trailer

Offizielle Seite

Mich hatte der Film nach wenigen Sekunden, weil er Teile der Ouvertüre von Richard Wagners Tristan und Isolde für die Exposition nutzt. Beziehungsweise: um uns das Ende des Films zu verraten. Das allerdings in Superzeitlupe, in wunderschönen, fast überirdisch scheinenden Farben und mit ebenso überirdisch schöner und zeitloser Musik. Doof, dass dieses kleine Wunderwerk uns erzählt, dass im Film die Welt untergeht, weil sie mit einem anderen Planeten – Melancholia – zusammenstoßen wird. Aber bis dahin haben wir noch über zwei Stunden Zeit, weswegen mein erstes Urteil nach dem Abspann auch lautete: Melancholia ist wie Wagner für Anfänger. Man weiß von Beginn an, wie’s ausgeht, die Story könnte größer kaum sein, es dauert alles unfassbar lange, aber dafür gibt’s tolle Musik.

Melancholia besteht aus zwei Teilen. Im ersten sind wir zu Gast bei der Hochzeit von Justine (Kirsten Dunst) und Michael (Alexander Skarsgård). Die Party wird ausgerichtet von Justines Schwester Claire (Charlotte Gainsbourg) und ihrem Gatten John (Kiefer Sutherland), der nicht müde wird zu betonen, wie viel das alles gekostet habe und ob ihr klar sei, dass nicht jede/r in einem schlossähnlichen Anwesen mit einem 18-Loch-Golfplatz heiraten könne. Justine bedankt sich und verzieht gleichzeitig das Gesicht, versichert Claire, wie glücklich sie sei und wie sehr sie genau das alles gewollt habe, verschläft aber Teile ihrer eigenen Hochzeit und nimmt lieber ein Bad, anstatt mit Michael die Torte anzuschneiden. Was nach verzogener Göre klingt, ist in Wirklichkeit eine zutiefst traurige Frau, deren Kraft eben nicht ausreicht, um einen ganzen Abend lang – geschweige denn eine ganze Ehe – durchzuhalten.

Dunst schafft eine sehr schöne Balance zwischen scheinbar ehrlicher Freude über ihr kurzfristig gefundenes Glück und tiefer Trauer, als ihr klar wird, dass es eben genau das ist: kurzfristig. Sie kennt sich selbst genug, um zu wissen, dass sie niemanden glücklich machen kann, am wenigstens sich selbst. So versucht sie, Konventionen zu genügen – der erste Tanz, das gezwungene Lächeln bei den unvermeidlichen Reden, die gespielte Dankbarkeit dem Schwager gegenüber und dessen verdammtem Golfplatz –, bricht aber zu jeder Gelegenheit aus ihnen aus. So werde ich in Zukunft im Tristan immer an die pinkelnde Kirsten Dunst im Brautkleid am Grün 16 (oder so) denken, aber das war’s wert.

Ich mochte den Kontrast zwischen der picobello ausgerichteten Feier und den rohen Kräften, die sich dagegenstellen. Die Mutter, die politisch völlig unkorrekt den Tipp gibt: „Enjoy it while it lasts“; der Arbeitgeber von Justine, dem es völlig egal ist, wie’s ihr geht, solange er von ihr die geforderte Leistung bekommt; und eben Justine, die sehr ursprünglichen Bedürfnissen nachgibt, um sich der Welt zu entziehen: schlafen, sich reinigen, sich mit jemandem vereinigen (egal mit wem), fliehen. Ich mochte, dass sie sich nimmt, was sie will, weil sie weiß, dass sie genau das gerade braucht. Sie weiß allerdings auch, dass sie dafür einen Preis zahlen muss: Sie wird wieder und wieder Menschen vor den Kopf stoßen, sie wird alleine sein, sie wird erschöpft sein.

Genau das passiert im zweiten Teil des Films, wo eher Claire die Hauptrolle spielt. Sie und John sind wieder einmal Gastgeber für Justine, die es gerade noch in ein Taxi schafft, bevor sie in Justines Gästezimmer tagelang schläft. Währenddessen nähert sich draußen ein Planet aus dem Sternbild des Skorpion der Welt, und Wissenschaftler und Untergangspropheten sind sich nicht eing, ob er mit der Erde kollidieren wird oder nicht. Hobbyastronom John ist sich sicher: Das Ding geht vorbei, lagert aber trotzdem mal Benzin, Wasser und Lampen ein, man weiß ja nie. Sein Job: Zweckoptimismus. Claire dagegen zweifelt, weiß nicht, wem oder was sie glauben soll. Ihr Job: Angst. Justine dagegen weiß, was passieren wird, und auf einmal wird aus ihrer angeblichen Schwäche – ihrer Depression – eine Stärke: Sie kann als einzige akzeptieren, dass alles zuende gehen wird und kann deshalb andere mittragen. Ihr Job: Wissen, Vertrauen und Zuversicht. Dinge, die ihre Krankheit eigentlich nicht zulässt, die aber hier auf einmal vorhanden sind. Glaubhaft vorhanden sind.

Melancholia zeichnet scheinbar holzschnittartige Figuren, in denen aber viel mehr steckt. Die sphärische Musik Wagners macht das ganze noch irrationaler, und die Farben halten alles zusammen. Während der Hochzeit in ihrem zimmergelben, warmen Licht erscheint alles mit Gold gepudert, selbst draußen auf dem Golfplatz, wo Lampen Teile des Grüns erleuchten. Die Party dauert die ganze Nacht, und langsam zieht sich ein melancholischer Blauton durch und über alles, während im zweiten Teil das irrlichternde Grün des neuen Planeten die Farbigkeit vorgibt.

Dunst und Gainsbourgh versammeln so viele Emotionen und Persönlichkeiten in sich, dass man ständig überrascht davon ist, was sie noch in sich finden und uns zeigen, so dass ich dem Film selbst seine seeeehr lange Laufzeit verzeihe, denn immerhin konnte ich den beiden Damen die ganze Zeit zugucken. Trotzdem: 20 Minuten weniger hätten’s auch getan; gerade der zweite Teil zieht sich ziemlich fies. Und nebenbei: Tristan und Isolde dauert fünf Stunden – da wären noch ein paar mehr Takte Musik zum Klauen dagewesen, das hätte nicht zehnmal hintereinander der Ausschnitt aus der Ouvertüre sein müssen, so dramatisch er auch ist.

Ich bin nicht unbedingt ein Fan von Lars von Trier, aber mit Melancholia hat er mich doch gekriegt. Ja, der Film grenzt an Kitsch, ja, er dürfte ne Ecke kürzer sein und ja, er ist im Prinzip eine lange Glorifizierung von Depressionen, aber er sieht fantastisch aus, hat wunderbare Schauspieler_innen und bringt Bilder auf die Leinwand, die ich noch lange mit mir herumtragen werde. Wofür ist Kino denn sonst da?

Bechdel-Test bestanden?

1. Es müssen mindestens zwei Frauen mitspielen, die
2. miteinander reden
3. und zwar über etwas anderes als Männer.

Dreieinhalb Hauptfiguren, davon zwei Frauen, die so ziemlich über alles reden, aber recht selten über Männer. Eher über den Weltuntergang und das große Ganze.

Bechdel-Test bestanden? Mit Bravour.

So long, …

… and thanks for all the fun, Steve.

Reminder: Die signierte „Deern“

Weil in den letzten Tagen des Öfteren danach gefragt wurde: So kommt an ihr an ein signiertes Exemplar.

Und wer schon ein Buch hat und nachträglich eine Unterschrift möchte – das geht natürlich auch. Infos per Mail.

Das Oktoberfest aus Fischkoppsicht

Was hatte ich für Schauergeschichten gehört! Für mich war das Oktoberfest in München immer eins: zu viele Menschen, die zu viel Alkohol in sich reinkippen und dann viel zu viele Dinge mit ihren Körperöffnungen in der Öffentlichkeit machen, die da nicht hingehören (sagt Oma Gröner jedenfalls). Und dann ging ich letzten Montag nachmittag (und Dienstag gleich nochmal) entspannt mit meinem local guide auf dieses Jahrmarktdingsda, in ein paar Zelte und irgendwann ziemlich gut gelaunt wieder nach Hause und frage mich seitdem: Haben mich die bösen Medien jahrelang sensationalistisch gegen eine wunderbare Tradition aufgehetzt? Lassen Sie uns das ergründen, meine Damen und Herren.

1. Bierzelte

Bier ist Alkohol, und Alkohol in übergroßem Maße genossen, ist nicht so nett für die Anwesenden, die diesem herrlichen Getränk in vernünftiger Weise zugesprochen haben, zugegeben. Beim Oktoberfest hat man sich aber anscheinend darauf geeinigt, dass es immer ein paar Idioten geben wird, die das noch nicht so richtig verstanden haben. Die schiebt man aus den Augen, aus dem Sinn auf den Kotzhügel, während der große, große Rest sich weiterhin in den Zelten vergnügt. Und dabei heißt „vergnügen“ nicht: sich die Hucke bis zur Besinnungslosigkeit zusaufen, sondern: „gemeinsam Spaß haben, ein paar Bierkrüge leeren und noch alleine wieder nach Hause finden, ohne sich vorher an fremde Gartenzäune zu übergeben“. Das geht. Habe ich zweimal geschafft.

Als das Angebot kam, mich aufs Oktoberfest zu begleiten, war ich ein bisschen eingeschüchtert (wir erinnern uns: sensationalistische Medienmaschine!). Ich dachte, ich müsse mich durch Horden von Besoffenen kämpfen, würde in den überfüllten Zelten Bierkrüge an den Schädel kriegen, während Mannschaftsbusse von Australiern auf den Tischen literweise Bier auf Ex wegkippen. Stattdessen war der erste Blick in ein Oktoberfestbierzelt – sehr angenehm. Es war die Augustiner-Festhalle, grün geschmückt, voll, aber nicht überfüllt, eine ordentliche, aber schöne Lautstärke und eine nicht zu laute Band. Also Band im Sinne von Humtata. Der Begleiter schlug vor, uns noch ein paar weitere Zelte anzuschauen, bevor wir uns an irgendeinen Tisch setzten, also guckten wir noch in die Ochsenbraterei, den Himmel der Bayern (Hacker-Zelt) und das Hofbräuzelt, bevor ich wieder ins Augustiner wollte.

2. Menschen

Die Stimmung war in jedem Zelt anders, genau wie die Deko und die Musik, und ich glaube, das jede_r sich sofort für irgendein Zelt entscheiden kann, ganz gleich, wie er oder sie drauf ist. Mir war nach Tradition und einem nicht ganz so jungen Publikum, und deswegen wurde es eben die Augustiner-Festhalle. Der Begleiter beeindruckte mal wieder mit Fakten, so zum Beispiel, dass Augustiner das Bier noch aus Holzfässern ausschenkt, deren Anstich mit einer Glocke angekündigt wird. Das haben wir einmal mitbekommen in den fünf Stunden, die wir an unserem Biertisch festsaßen. Im wahrsten Sinne des Wortes übrigens, denn wir haben beide seltsame Abschürfungen an den Ellenbogen mitgenommen, die wir danach auch an anderen Wiesn-Besuchern gesehen haben. Ich behaupte, der Schweiß verbindet sich mit dem Bier und/oder dem Wischwasser auf den Tischen zu einem Film, der den Tischlack auflöst, und der frisst sich in die Haut. Ja, genau.

Wir hatten keine Reservierungen und haben uns einfach zwei freie Plätze gesucht, was nachmittags anscheinend halbwegs problemlos möglich ist (man möge mich korrigieren, wenn das nicht so ist). An unserem Tisch saßen lauter Menschen, mit denen man dauernd anstoßen musste oder durfte – immer wenn die Band „Ein Prosit der Gemütlichkeit“ anspielte, was sie recht häufig tat. Normalerweise bin ich ja soziophob wie nix, aber es gibt Dinge, die mich zum äußerst anhänglichen Monchichi werden lassen. Im Bild zwei davon.

Ein weiteres Kennzeichen der Menschen: Sie waren ebenfalls anhängliche Monchichis, was ich persönlich sehr charmant fand, auch wenn ich kaum etwas von dem verstanden habe, was sie mir sagen wollten. Bayerisch überfordert mich von allen deutschen Dialekten am meisten (okay, BAP-Kölsch verstehe ich noch weniger, aber ich glaube, das ist in Wirklichkeit Flämisch oder so was), weswegen ich meist nur freundlich „Na logisch“, „Aber hallo“ oder „Sicher, Dicker“ gebrüllt und mit den wildfremden Menschen angestoßen habe.

Weitaus weniger anhänglich war Maria, die schönste und beste Bedienung im Zelt (mit dem einzig richtigen Namen fürs Oktoberfest), die uns Entspannungspuschel mit jeweils drei Maß verwöhnte und sich allen Grabschversuchen der zu anhänglichen Monchichis zu erwehren wusste. Ich war selten so gelöst wie an diesem Biertisch und wollte ihn kaum verlassen, aber irgendwann hatte meine Konfirmandenblase (die nur bei Bier und Kaffee so memmig drauf ist) genug und wollte zum Klo.

Das Klo. Ein weiteres Schreckgespenst im Hinterkopf nach Australiern, fliegenden Bierkrügen und dem Kotzhügel. Und was soll ich sagen? Das Klo in der Augustiner-Festhalle war sauberer als so manches Uni- oder Agenturklo. Minimum eine Klofrau war ständig beschäftigt, und ihr Glück war es, dass die Maß in diesem Jahr 9 Euro kostete, was man natürlich auf 10 aufrundete, weswegen ich null Kleingeld in den Taschen hatte, weswegen ich nach dem dritten Besuch einen 5-Euro-Schein aufs Tellerchen legte.

3. Bayern

Dieser Teil wird mich wahrscheinlich einen Großteil meiner süddeutschen Leser_innen kosten, aber für mich als Norddeutsche ist Bayern vor allem eins: putzig. Die Berge, der Dialekt, die vielen Dörfchen mit den Kirchlein, die Dirndl, die Lederhosen, die Gamsbärte und die Volksmusik – das ist so knuffig. Was ich absolut positiv meine. Als ich vor fünf Jahren nach zwei doofen Bayreuther Aufführungen im Zug nach Nürnberg saß, von wo mich der Flieger wieder nach Hamburg bringen sollte, zuckelte der Zug so durch die Landschaft (ist das schon Franken? Krieg ich jetzt Kloppe?), und ich guckte so raus, mit Parsifal auf den Ohren, und dachte, schon schön hier. Wenn das mit dem Ruhesitz in der Villa auf Sylt nicht klappt, zieh ich nach Bayern.

So ähnlich ging es mir auf dem Oktoberfest. Mir ist schon klar, dass das inzwischen kein lokales Volksfest mehr ist, sondern eine riesige Gelddruckmaschine und Touristenattraktion, aber genau deshalb fand ich die Anklänge an bayerische Traditionen so charmant. Gut, wie PatschBella nicht müde wird zu betonen, weiß heute kaum noch jemand, wie man ein Dirndl trägt, und ich unterstelle auch so ziemlich jeder Touristin, dass diese Bekleidung einfach stimmungsmäßig dazugehört – so wie ich in der Allianz-Arena ein Gomez-Trikot anziehe, ohne jemals in meinem Leben Fußball gespielt zu haben. Trotzdem hat es mich sehr überrascht, dass geschätzt 50 Prozent aller Damen im Dirndl und ebenso viele Herren in kurzen Hosen unterwegs waren. (Wenn ich das mal sagen darf, liebe Kerle: gerne wieder.) Ich bin von der Rocklänge ausgegangen und habe mir bei jedem Dirndl, das irgendwo in Wadenmitte aufhört, gedacht, du bist Bayerin oder wenigstens im Geiste eine; bei allen anderen „Dirndln“ war ich mir sicher: Faschingsoutfit. Was mir aber als Nicht-Bayerin herzlich egal war; ich fand es nur schön, so viele von diesen Trachten auf einem Haufen zu sehen.

Eine besondere Häufung gab es auf der sogenannten Oiden Wiesn, wo das Publikum entweder richtig jung war (sehr viele Familien mit kleinen Kindern) oder sehr alt (Senior_innen). Die Oide Wiesn kostet Eintritt, die Fahrgeschäfte sind historisch, ich habe schuhplattlernde Kerle gesehen und Männer auf Tischen mit Peitschen, die, wir mir meine Timeline sofort um die Ohren versalisierte, Goaßlschnoizer heißen. (Ich wiederhole mich: PUTZIG!)

Der Begleiter und ich wählten aus den immerhin zwei Bierzelten das mit dem längeren Namen, nämlich das Musikanten- und Volkssängerzelt „Zur Schönheitskönigin“. Dort gab es nicht nur die lauten Männer mit den Peitschen, sondern das beste Bier, was ich je getrunken habe: Hofbräu Wiesn-Märzen.

Das Bier wird in gekühlten Steinkrügen ausgeschenkt, und wenn wir nicht noch das Spiel von Bayern München gegen Manchester City am Abend vor uns gehabt hätte, hätte ich auch davon drei getrunken. Oder mehr. So hat es immerhin zu einer richtigen Maß und einer Radler-Maß gereicht, während auf dem Podium mehrere Kapellen die übliche Volksmusik spielten und dazwischen Ansagen machten, von denen ich keine einzige verstanden habe. Toll.

4. Fazit

Lass es September werden. (Und dieses Mal miete ich mir ne Wohnung in München. Ist günstiger als die Hotelpreise zur Wiesn.)

“How Science and Faith Can Co-exist“

Sehr lesenswerter Artikel von Alan Lightman, Atheist, Autor und Physiker, der am MIT lehrt, auf salon.com:

“Hasn’t modern science now pushed God into such a tiny corner that He or She or It no longer has any room to operate – or perhaps has been rendered irrelevant altogether? Not according to surveys showing that more than three-quarters of Americans believe in miracles, eternal souls and God. Despite the recent spate of books and pronouncements by prominent atheists, religion remains, along with science, one of the dominant forces that shape our civilization. And our little group of scientists and artists finds itself fascinated with these contrasting beliefs, fascinated with different ways of understanding the world. And fascinated by how science and religion can coexist in our minds. (…)”

Lightman beginnt, indem er uns von einem regelmäßigen Treffen von Wissenschaftler_innen erzählt, in deren Gesprächen immer wieder Religion auftaucht. Er entwirft die Theorie einer „Zentralen Doktrin“, in der alle Naturgesetze versammelt sind. Dann beschreibt er verschiedene Theorien zum Glauben, vom Theismus bis zum Atheismus und wie sie sich mit der Zentralen Doktrin vertragen. Wenn es einen Gott gibt, greift er in die Naturgesetze ein? Schließlich befragt er gläubige Wissenschaftler_innen, wie sie diese zwei angeblich so unvereinbaren Dinge doch unter einen Hut bringen:

„Francis Collins, leader of the celebrated Human Genome Project and now director of the National Institutes of Health, recently told Newsweek, “I’ve not had a problem reconciling science and faith since I became a believer at age 27 … if you limit yourself to the kinds of questions that science can ask, you’re leaving out some other things that I think are also pretty important, like why are we here and what’s the meaning of life and is there a God? Those are not scientific questions.” (…) Owen Gingerich, professor emeritus of astronomy and of the history of science at Harvard University, says: “I believe that our physical universe is somehow wrapped within a broader and deeper spiritual universe, in which miracles can occur. We would not be able to plan ahead or make decisions without a world that is largely law-like. The scientific picture of the world is an important one. But it does not apply to all events. Even in science we take a lot for granted. It’s a matter of what you want to trust. Faith is about hope rather than proof.””

Auch Lightman hat natürlich eine Meinung:

„I believe there are things we take on faith, without physical proof and even sometimes without any methodology for proof. We cannot clearly show why the ending of a particular novel haunts us. We cannot prove under what conditions we would sacrifice our own life in order to save the life of our child. We cannot prove whether it is right or wrong to steal in order to feed our family, or even agree on a definition of “right” and “wrong.” We cannot prove the meaning of our life, or whether life has any meaning at all. For these questions, we can gather evidence and debate, but, in the end, we cannot arrive at any system of analysis akin to the way in which a physicist decides how many seconds it will take a one-foot-long pendulum to make a complete swing. These are questions for the arts and the humanities. These are also questions aligned with some of the intangible concerns of traditional religion.

As another example, I cannot prove that the Central Doctrine of science is true.“

Schließlich schreibt er über Richard Dawkins, dessen Werke versuchen, eine Nicht-Existenz Gottes zu beweisen, was natürlich von vornherein ziemlich aussichtslos ist. Zusätzlich bescheinigt er Dawkins eine recht eingeschränkte Sichtweise auf Religion, die er gerne als menschenverachtend hinstellt:

„What troubles me about Dawkins’ pronouncements is his wholesale dismissal of religion and religious sensibility. In a speech at the Edinburgh International Science Festival, in 1992, Dawkins said: “Faith is the great cop-out, the great excuse to evade the need to think and evaluate evidence. Faith is belief in spite of, even perhaps because of, the lack of evidence.” And a month after Sept. 11, 2001, Dawkins told the British newspaper the Guardian: “Many of us saw religion as harmless nonsense. Beliefs might lack all supporting evidence but, we thought, if people needed a crutch for consolation, where’s the harm? September 11th changed all that.”

In my opinion, Dawkins has a narrow view of faith. I would be the first to challenge any belief that contradicts the findings of science. But, as I have said earlier, there are things we believe in that do not submit to the methods and reductions of science. Furthermore, faith, and the passion for the transcendent that often goes with it, have been the impulse for so many exquisite creations of humankind. Consider the verses of the Gitanjali, the Messiah, the mosque of the Alhambra, the paintings on the ceiling of the Sistine Chapel. Should we take to task Tagore and Handel and Sultan Yusuf and Michelangelo for not thinking? Faith, in its broadest sense, is about far more than belief in the existence of God or the disregard of scientific evidence. Faith is the willingness to give ourselves over, at times, to things we do not fully understand. Faith is the belief in things larger than ourselves. Faith is the ability to honor stillness at some moments and at others to ride the passion and exuberance that is the artistic impulse, the flight of the imagination, the full engagement with this strange and shimmering world.

Scattered throughout Dawkins’ writings are comments that religion has been a destructive force in human civilization. Certainly, human beings, in the name of religion, have sometimes caused great suffering and death to other human beings. But so has science, in the many weapons of destruction created by physicists, biologists and chemists, especially in the 20th century. Both science and religion can be employed for good and for ill. It is how they are used by human beings, by us, that matters. Human beings have sometimes been driven by religious passion to build schools and hospitals, to create poetry and music and sweeping temples, just as human beings have employed science to cure disease, to improve agriculture, to increase material comfort and the speed of communication.”

Im Artikel steht noch so viel mehr, deswegen: rüber da, bitte. Lohnt sich.

Bücher September 2011

Jasper Fforde – Thursday Next 3: The Well of Lost Plots

Bisheriger Liebling in der Next-Reihe. Dieses Mal bewegen wir uns nämlich nicht dauernd zwischen Realität und Bücherwelt hin und her, sondern bleiben in den Druckwerken. Das ist unsagbar komisch und liebevoll ausformuliert, auch wenn man beim Lesen die gleiche Taktik anwenden muss wie bei Zeitreise-Episoden von Star Trek: nicht zu lange über die Logik in allem nachdenken, sonst macht’s keinen Spaß mehr. Meine Lieblingsszene war die Therapiesession mit allen Hauptfiguren aus Wuthering Heights (das Buch musste ich sofort durchlesen, sobald die erste Erwähnung bei Plots auftauchte, weswegen ich es viel besser zu würdigen wusste), wo alle sich über Heathcliff auskotzen, während der den Dicken macht – nur um dann wimmernd um Gnade zu winseln, als ihn jemand erledigen will, wogegen keiner seiner Mitprotagonisten was einzuwenden hätte. Wundervoll.

(Leseprobe bei amazon.de)

Philipp Lahm – Der feine Unterschied: Wie man heute Spitzenfußballer wird

Meine erste Fußballbiografie, daher habe ich keinerlei Vergleichsmöglichkeiten. Vielleicht fand ich das Buch deshalb recht ordentlich. Gut, über den Stil können wir ein bisschen quengeln, der war mir ein bisschen zu mirdochegal, und wenn man länger drüber nachdenkt, erfährt man auch kaum Neues, aber das bisschen, was mir neu war, fand ich dann doch recht spannend. Die winzigen Ausschnitte, die ein gewissen Boulevardblatt in gewohnter Manier hervorragend aus dem Zusammenhang riss, taugen wirklich nur ohne ihren Buchrahmen zum Skandälchen; im Ganzen gelesen steht da eben: Bei Völler wurde eher wenig trainiert, Magath ist ein Diktator, und Klinsmann ist nicht unbedingt ein Taktiguru. Also eigentlich nix, was man nicht schon mal irgendwo gehört hätte, und im bereits erwähnten Zusammenhang auch ziemlich höflich formuliert. Was ich spannend fand: wie sich Lahm während seiner langen Verletzungspausen immer wieder motivieren konnte. Und natürlich seine Rechtfertigung, den Medien den kleinen Finger zu reichen, bevor sie dir die Hand abfressen, die sich jetzt vielleicht ein bisschen erledigt hat.

(Leseprobe bei amazon.de)

Ralph Bollmann – Walküre in Detmold: Eine Entdeckungsreise durch die deutsche Provinz

Das Buch erwähnte ich hier und hier bereits liebevoll, und ich möchte es euch einfach nochmal ans Herz legen.

Suzanne Collins – The Hunger Games 1

Die ersten 30 Seiten fand ich richtig, richtig anstrengend, weil die Prämisse so fürchterlich ist, dass ich das Buch überhaupt nicht mehr weiterlesen wollte. Die Grundidee: Ein zukünftiger, diktatorisch ausgerichteter Staat ist in zwölf Distrikte eingeteilt, die feste Aufgaben haben. In einem wird Bergbau betrieben, ein anderer hat die besten Voraussetzungen für Ackerbau, in einem dritten wird Schmuck hergestellt. Der Bergbaudistrikt ist der ärmste, weswegen dort so ziemlich jeder hungert. Und das wird recht plastisch und ausführlich beschrieben. Mein Problem damit ist ein sehr seltsames, und ich nehme an, das liegt an meinem Buch, dass ich über sowas überhaupt nachdenke, aber: Ich habe von The Hunger Games erst erfahren, als ich hörte, dass endlich eine Besetzung für den Kinofilm gefunden wurde. Schien ein großes Ding zu sein, muss ich also sofort lesen, ich will ja schließlich mitreden können. Und als ich die Beschreibung der drahtigen, weiblichen Hauptfigur las, musste ich nur daran denken, dass bestimmt jemand sehr Dünnes gecastet wurde (zu Recht, passt ja zur Story), sie aber bestimmt trotzdem fantastisch aussehen wird (ist ja Hollywood) und dass jetzt schon die ganzen kranken Ana-Mädels darauf warten, ihre Desktops mit dem Foto von Jennifer Lawrence zu bestücken.

Aber für diese Gedankengänge kann das arme Buch ja nix. Worum es eigentlich geht: Einmal im Jahr werden ein Mädchen und ein Junge aus jedem Distrikt ausgelost, die in einer jeweils wechselnden Arena so lange gegeneinander kämpfen, bis nur noch eine oder einer übrigbleibt. Das ganze Land muss sich diese Hunger Games anschauen, um sich daran zu erinnern, dass der Staat die Macht hat, seine Kinder gegeneinander aufzuhetzen und daraus auch noch ein schönes Spektakel zu machen. Das Buch ist ziemlich spannend und clever geschrieben und ich habe mich brav von seinen kleinen Taschenspielertricks beeindrucken lassen (jetzt weinen! jetzt entsetzt sein!). Es gibt noch zwei weitere Bände, und die werde ich wohl auch lesen. Ich will ja schließlich mitreden können.

Harriet Brown (Hrsg.) – Feed Me!: Writers Dish About Food, Eating, Weight, and Body Image

Sehr schöne Sammlung von Essays, die sich mit Essen, Körper, natürlich Diäten, Magersucht, Kontrolle und Selbstdisziplin beschäftigten, aber netterweise auch mit Genuss, dem glücklichen Dicksein oder dem irgendwann gefundenen Gewicht, das eben passt. Viele verschiedene Stimmen, viele verschiedene Stile; manches konnte ich nur sehr schwer lesen, anderes habe ich geliebt.

(Leseprobe bei amazon.de)

Hanns-Josef Ortheil – Agenten

Das Buch erschien bereits 1989, und damals hätte ich es wahrscheinlich ignoriert. Heute liest es sich wie ein sehr seltsames Porträt einer sehr seltsamen Ära. Es geht nicht um Geheimdienste, sondern um Lokaljournalismus, Protegés, welche Hand wäscht welche zu welchem Preis und das alles im Wiesbaden der 80er Jahre. Hat mich nicht so umgehauen wie Ortheils andere Werke, hat mir aber immer noch gut gefallen. (Als Kind der 80er sowieso.)

(Leseprobe bei amazon.de)

Susann Sitzler – Bauchgefühle: Mein Körper und sein wahres Gewicht

Sitzler zitiert aus so ziemlich den gleichen Studien wie ich, daher habe ich, was Daten und Zahlen angeht, nicht viel Neues erfahren können. Aber ich mochte ihren Stil sehr gerne. Auch sie bleibt recht persönlich, trotzdem klingt Bauchgefühle ganz anders als die Deern. Was einige Leser_innen an meinem Buch vermisst haben, ist das Thema „Wie wird man eigentlich so dick“? Ich habe das bewusst ausgespart, weil mir das heute schlicht und einfach egal ist. Ich bin so wie ich bin, und damit gehe ich jetzt um. Sitzler zeigt Möglichkeiten auf, wie Essen zum Trost werden kann, zur Betäubung, zu einem Gefühl von Sicherheit in einer Welt, in der alles um uns herum sich ständig ändert. Außerdem befasst sie sich eher mit der Wahrnehmung von Dicksein – wie geht die Gesellschaft damit um; gibt es ein „richtiges“ Dicksein; wieso feiern wir nicht, dass wir endlich alle genug zu essen haben, sondern kasteien uns inmitten von Überfluss?

Ich habe im Buch so ziemlich auf jeder Seite schlaue Sätze und Gedanken unterstrichen und lege es euch hiermit sehr ans Herz. Auch wer die Deern schon gelesen hat – Bauchgefühle erweitert mein launiges Kumpelbuch um eine sehr schöne philosophische Note.

Artemis Gounaki – Wenn jede Diät versagt: Wie ich 70 Kilo abgenommen habe

Als ich Artemis das erste Mal als Vocal Coach bei Popstars sah, war mein erster Gedanke: „Cool, endlich mal ne dicke Frau im Fernsehen.“ Und dann auch noch eine, die augenscheinlich viel Kraft und Selbstbewusstsein und Können mitbrachte. Ich fand sie großartig.

Und dann kriegt man Jahre später ihr Buch in die Hand und fragt sich, warum diese Frau es für nötig gehalten hat, sich ein Magenband einsetzen zu lassen, um von ihren damals 139 Kilo runterzukommen. Das Buch klingt wie sie; wenn man ihre Stimme im Ohr hat, fühlt es sich an, als ob sie einem persönlich ihre Geschichte erzählt. Und die ist einerseits verständlich – und andererseits hat sie mir das Herz gebrochen.

Ich hatte erwartet, dass ich die üblichen Meinungen zum Dicksein kriege: Ich krieg keinen Kerl, ich hab keinen Job, keine Freunde, ich bin ungesund und sehe scheiße aus. Und stattdessen sind die ersten Seiten eine wundervolle Kampfansage an all diejenigen, die genau diese Spackomeinungen von Dicken haben. Artemis hat einen herausfordernden Job, ein großes Talent, anscheinend genug Freunde, die mit ihr gerne um die Häuser ziehen und mit ihr Ouzo trinken, und trotz ihres Umfangs hat sie Beziehungen. Sie schreibt sogar darüber, dass Sex mit hohem Gewicht genauso klasse sei wie mit geringem. (Danke dafür.) Und nach all diesen Statements habe ich mich gefragt, ja herrgott nochmal, wieso legst du dich dann auf den OP-Tisch und lebst für den Rest deines bis dahin anscheinend ziemlich guten Lebens von Spatzenportiönchen? Das schreibt sie natürlich auch, und genau das war der Satz, der mich fertiggemacht hat: „Es ist Zeit, mein Äußeres zu verändern, damit die Menschen endlich mein Inneres erkennen.“

Ich – kann – es – nicht – mehr – hören. Ich will es nicht mehr hören. Wenn die Welt meint, ich müsste ihr ein bestimmtes Äußeres bieten, damit sie mich ernstnimmt, dann kann sich diese Welt mal ganz gepflegt gehackt legen. Es gibt genug Menschen da draußen, die andere Menschen wahrnehmen und schätzen und lieben, ganz gleich wie dick der Hintern ist, auf dem sie sitzen.

Und das zweite „Argument“, das Artemis anbringt, ist auch klar: die Gesundheit. Man könnte ja irgendwann mal am Fett sterben. Genau diese Angst ist ein Lieblingsthema vieler Fat-Acceptance-Blogs, die das ganze „The Vague Future Health Threat“ nennen. Ich zitere den verlinkten Artikel:

„There is not a single study that proves that any weight loss method is effective long term, but many studies indicate that weight cycling (yo-yo dieting) is less healthy than being obese. Since diets have such an abysmal failure rate over statistically significant sample sizes, if I go on just 2 diets where I lose weight and gain it back (and I have a very high chance of doing just that both times), then I’ve likely damaged my current good health and endangered my future health on a roll of the dice that was obviously a losing bet from the beginning. The person VFHTing me is asking that I do something they can’t prove is possible, for a reason they can’t prove is valid, with a very high percentage that I’ll end up less healthy at the end. I’ll pass.“

Und das Unfassbare: Ihr Arzt erzählt ihr sogar, dass sie ab der OP ein Leben lang Patientin sei. Kontrollen, Nachuntersuchungen, ich ergänze im Geist: eventuelle Komplikationen blablabla. Im Klartext: Um einer eventuellen Gesundheitsgefahr auszuweichen, nimmt man als Magenbandpatient_in eine reale Gesundheitsgefahr in Kauf?

Doof, dass Artemis’ Buch jetzt diese Flak abkriegt, denn soweit ich weiß, geht’s ihr gut, und sie ist zufrieden mit ihrer Entscheidung, und dann ist das hervorragend für sie. Trotzdem finde ich es zum Kotzen, dass eine risikoreiche OP immer noch als „letztes Mittel“ für die armen, fetten Menschen rumgereicht wird als wär’s Manna. Artemis beschreibt netterweise auch, dass das Magenband alleine nicht reicht, um dünner zu werden, vor allem nicht um so viele Kilos wie sie: Sie isst nur noch 1.200 Kalorien am Tag und treibt mehrmals die Woche Sport. Klingt für mich wie jede andere beknackte Mangeldiät auch, nur dass sie nebenbei auch noch kotzt und Schmerzen hat, wenn sie es mal wagt, ein paar Pommes zu essen. Wie ich schon in der Deern schrieb: Wenn das der Preis ist, den du für eine Kleidergröße zahlen willst, dann mach das. Ich finde es fürchterlich.

Und nebenbei sah Artemis mit 139 Kilo fantastisch aus. Google it.
< /rant>

(Leseprobe bei amazon.de)

(Alle Links führen zu amazon.de und sind Affiliate Links)

Twitter-Lieblinge September 2011

Fangen wir mit ein paar Tweets aus dem speziellen Interessensgebiet Fußball an:

He, du, remember the little things:

Und jetzt der Hauptfilm:

If I had to do the same again, I so fucking would, my friend

Naja, fast. Ich würde vorher darüber nachdenken, was es bedeutet, sich in einem Bierzelt mit 3.000 Menschen darin mit seinem Gegenüber verständigen zu wollen. Und dass, wenn das Stimmchen eh schon nachlässt, man nicht unbedingt auch noch in einem zugigen Stadion Lieder singen bzw. den Namen seines Lieblingsspielers extremst laut in die Nacht brüllen sollte, auch wenn der gute Mann nicht nur ein, sondern gleich zwei Tore schießt. Aber andererseits: Dann muss diese Woche der Gesangsunterricht eben mal ausfallen. Und meine Kolleg_innen müssen mir Mails schreiben anstatt mit mir zu telefonieren.

Das war sehr schön, das alles da. Was mich selbst am meisten überrascht hat. Und ich bin sehr gespannt, ob sich der charmante Begleiter in knapp zwölf Monaten an seinen verhängnisvollen, launig rausgehauenen Satz erinnert: „Das machen wir nächstes Jahr wieder. Aber dann ich in Lederhose und du im Dirndl.“

Count me in.

Pistazienspätzle

Und gleich noch ein Rezept aus der essen & trinken hinterher. Die Spätzle sind im Heft zwar nur eine schnöde Beilage zu einem äußerst schmackhaft aussehenden Rehragout, aber meiner Meinung nach kann man sie auch prima ohne Fleisch essen.

Erstmal den Spätzleteig machen. Für ein Persönchen dafür
1 Ei,
1 Eigelb,
100 g Mehl, Type 405,
50 ml Mineralwasser (Leitungswasser tut’s auch) und
1 gute Prise Salz

zusammenrühren und mit einem Holzlöffel zu einem glatten Teig verschlagen. Diesen 30 Minuten ruhen lassen. In der Zeit kann man sich um den Rest des Futters kümmern: das Pistazienpesto und die Haselnusspetersilie, die zum Schluss über alles kommt. Dafür, total schwierig,

10 Haselnüsse und
5 Stiele Petersilie grob hacken.

Fürs Pesto
eine gute Handvoll Pistazien mit
2–3 EL Öl im Zerkleinerer oder Mörser zu Pesto verarbeiten.

Den Teig nach der Ruhezeit in Spätzle verwandeln; ob ihr nun hobelt, presst oder schabt, ist wurscht. Nicht wurscht: Die fertigen Spätzle aus dem kochenden Salzwasser direkt in eiskaltes Wasser schöpfen und gut abtropfen lassen. Dann in einer Pfanne bei mittlerer Hitze in

einem Klecks Butter

ein paar Minuten bräunen lassen. Irgendwann das Pistazienpesto dazukippen, kurz vor Schluss die Haselnuss-Petersilien-Mischung.

Ich fand das alles sehr angenehm und ein kuscheliges Sonntagsfresschen; ich habe allerdings vor lauter Haselnüssen kaum noch was von den Pistazien geschmeckt. Daher würde ich beim nächsten Mal auf die Nüsse verzichten und die doppelte, wenn nicht gar dreifache Menge an Pesto machen. Petersilie geht natürlich immer, und die fand ich hier auch sehr schön frisch und passend.

“Do you suffer from decision fatigue?”

Ich zitiere Herrn Svensson, in dessen G+-Stream ich den Artikel aus dem NYT Magazine gefunden habe: „Ein großartiger Artikel darüber, was Willenskraft und Entscheidungsmüdigkeit mit Glucose zu tun hat und mit Diäten, Begnadigungsanhörungen und Süßigkeiten an der Supermarktkasse.“

„The brain, like the rest of the body, derived energy from glucose, the simple sugar manufactured from all kinds of foods. To establish cause and effect, researchers at Baumeister’s lab tried refueling the brain in a series of experiments involving lemonade mixed either with sugar or with a diet sweetener. The sugary lemonade provided a burst of glucose, the effects of which could be observed right away in the lab; the sugarless variety tasted quite similar without providing the same burst of glucose. Again and again, the sugar restored willpower, but the artificial sweetener had no effect. The glucose would at least mitigate the ego depletion and sometimes completely reverse it. The restored willpower improved people’s self-control as well as the quality of their decisions: they resisted irrational bias when making choices, and when asked to make financial decisions, they were more likely to choose the better long-term strategy instead of going for a quick payoff.“

Bayerischer Wurstsalat

Ein Rezept aus der neuen essen & trinken, das hervorragend zu meinem momentanen Fleischgieper passt, der sich turnusmäßig eingestellt hat und in wenigen Tagen wieder weg ist.

Ich habe längst nicht die Menge gemacht, die das Rezept haben wollte, sondern es gedrittelt. War eine gute Mahlzeit für zwei Menschlein. Und beim nächste Mal ersetze ich die Wurst durch Kartoffeln, denn das Dressing und der ganze restliche Kram schmecken gemeinsam verdammt lecker.

Für 4 bis 6 Portionen eine Menge Zeug klein- bzw. in Scheiben schneiden und in einer Schüssel vermischen. Genauer gesagt:

2 gelbe Paprika (bei mir orangefarbene),
2 rote Zwiebeln,
8 Radieschen,
8 Cornichons,
600 g Regensburger oder Lyoner Wurst,
8 Stiele Petersilie und
1 Bund Schnittlauch.

Dazu gibt’s ein Dressing aus
5 EL Apfelessig,
100 ml Geflügelfond (bei mir Gemüsebrühe),
2 EL Sonnenblumenöl,
1 EL mittelscharfem Senf,
Salz, Pfeffer und einer Prise Zucker.

Alles gut vermischen und für mindestens eine Stunde im Kühlschrank durchziehen lassen. Dann auf das 18.30-Uhr-Spiel der Bayern warten und beim Fernsehen essen.

Stern des Südens

Wenn ich mein Herz verschenke, dann richtig. Daher bin ich seit heute Besitzerin eines Mitgliedsausweises beim besten Fußballclub der Welt (isklar). Neben dem Ausweis lag noch ein Schal mit meinem Namen drauf im Willkommenspaket, ein Pin und die neue Ausgabe vom Bayern-Magazin mit Herrn Ribéry vorne drauf. Vielen Dank.

Ich hätte da nur noch eine Frage: WIESO IST NICHT SCHNUCKI AUF MEINEM AUSWEIS?

(Memo to me: auswendig lernen.)

Ein gewichtiges Dankeschön …

… an Natalia, die mich mit Susann Sitzlers Bauchgefühle: Mein Körper und sein wahres Gewicht* überrascht hat. Die Vorschau für das Buch hatte mir meine Lektorin von Monaten mal mit der Bemerkung geschickt: „Da, deine Konkurrenz.“ Nach dem ersten Reinlesen würde ich sagen: Es ist genug Platz für uns beide in euren Bücherschränken. Vielen Dank, ich habe mich sehr über das Geschenk gefreut.

*Affiliate Link

Im Buchhandel

– „Kann ich Ihnen helfen? Suchen Sie was Bestimmtes?“
– „Nö, ich guck nur.“

*hust*

(Das ist ein sehr großartiges Gefühl, das. Danke, Weiland im Mercado/Altona.)