Lauchtarte
Ich hatte vorgestern aus heiterem Himmel einen fürchterlichen Jieper auf Lauch. Beim Rumgoogeln habe ich ein hübsch klingendes Rezept von Herrn Ottolenghi gefunden, das aber Korinthen wollte und vor allem den Lauch zerkochen. Da habe ich ihn lieber gut gewürzt auf einen Blätterteigboden geworfen.
Das Rezept stammt von Smitten Kitchen (eins der schönsten und ergiebigsten Kochblogs, das ich lese) und verlangt eigentlich noch nach Mangold. Den wollte ich aber nicht, und meine Form war auch mit dem Lauch schon sehr gut gefüllt.
3 Stangen Lauch vom Grün befreien und in feine Ringe schneiden. Den Lauch in
2 EL Butter bei mittlerer Hitze anbraten. Mit
Salz,
Pfeffer und
1 TL getrocknetem Thymian würzen. Abgedeckt für ungefähr zehn Minuten braten; der Lauch sollte nich braun werden. (Ist er bei mir ein bisschen, hat dem Geschmack nicht geschadet.) Den Lauch etwas abkühlen lassen und sich weiterhin am wunderbaren Duft erfreuen. Ich hau jetzt an alles teelöffelweise Thymian.
Eine gebutterte Tarteform mit TK-Blätterteig auskleiden. In einer Schüssel
300 ml Sahne,
3 Eier,
2 Eigelb,
1 TL Salz und
1/4 TL Pfeffer vermischen. Den Lauch dazugeben und alles auf den Tarteboden gießen. Im unteren Drittel des auf 220° vorgeheizten Backofens für ungefähr 15 Minuten backen. Die Temperatur auf 175° verringern und weitere 15 Minuten backen. Der Blätterteig sollte gebräunt und fluffig sein und die Füllung fest. Kurz abkühlen lassen und rauf auf die Teller.
Schmeckt am nächsten Tag in der Mikrowelle aufgewärmt auch noch, allerdings ist der Teig dann einen Hauch klietschig und nicht mehr so schön puffig. (Yes, I said puffig.)
The King’s Speech
@ The Weinstein Company
The King’s Speech (UK/Australien/USA 2010, 118 min)
Darsteller: Colin Firth, Geoffrey Rush, Helena Bonham Carter, Guy Pearce, Derek Jacobi, Michael Gambon, Jennifer Ehle, Timothy Spall, Anthony Andrews, Freya Wilson, Ramona Marquez
Musik: Alexandre Desplat
Kamera: Danny Cohen
Drehbuch: David Seidler
Regie: Tom Hooper
Es gibt Filme, die sich erst zehn, zwanzig Minuten an mich ranmachen müssen, damit ich sie mag. Es gibt solche, die mich zuballern mit Eindrücken, um mich zu gewinnen. Es gibt solche, die sich erst nach dem Sehen in mein Herz schleichen. Und es gibt solche, die mich nach 30 Sekunden haben. The King’s Speech ist einer dieser Filme.
Er beginnt in einer Sprecherkabine der BBC. Wir sehen ein Mikrofon und einen Angestellten, der ein Tablett hält. Darauf stehen ein Glas Wasser, ein Krug und ein Sprühflakon. Ein Sprecher nimmt das Glas, gurgelt mit dem Wasser und spuckt es in den Krug. Dann benetzt er sich den Mund mit dem Flakon, setzt sich ans Mikrofon und macht Stimmübungen. P-p-p, t-t-t, k-k-k. Und dann kündigt er mit wohlmodulierter Stimme, in geschliffenem British English und mit minutiösem Timing eine Rede des Herzogs von York an. Ich hätte dem Mann noch stundenlang zuhören können. Durfte ich aber leider nicht, denn dann kommt eben dieser Herzog (Colin Firth) ins Bild, der die Abschlussrede der British Empire Exhibition 1925 halten soll. Muss. Man merkt ihm an, dass er das öffentliche Sprechen am liebsten völlig vermeiden will. Er muss förmlich ans Mikrofon gedrängt werden – und sobald er anfängt zu sprechen, wissen wir warum. Er stottert nicht nur, er bringt fast kein Wort heraus, und wenn er eins herausbringt, dauert es scheinbar unendlich lange, bis das nächste kommt. Gerade im Kontrast mit dem wundervollen Sprecher eine Minute vorher wird das ganze Ausmaß dieser persönlichen Qual sehr deutlich.
The King’s Speech erzählt, wie die Frau des Herzogs (Helena Bonham Carter) einen Sprachtherapeuten (Geoffrey Rush) findet, der ihm helfen soll, sein Stottern zu überwinden. Ein großer Teil des Films zeigt die Methoden von Therapeut Lionel, der sich weigert, den Herzog mit seinem Titel anzureden und ihn stattdessen „Bertie“ nennt, um eine familiäre, freundschaftliche Atmosphäre zu schaffen. Gleichzeitig lässt der den Herzog singen, umherhüpfen, fluchen, und er fragt ihn persönliche Dinge – was eine Hoheit so gar nicht gewohnt ist. Gerade bei den Gesprächen zwischen den Männern nimmt sich der Film schön viel Zeit, tischt uns zwar auch ein bisschen Küchenpsychologie auf, aber man hat nie das Gefühl, dass hier ein simples Motiv gesucht wird, damit wir ein simples Ende kriegen und beim großen Finale die Taschentücher vollheulen. Stattdessen verläuft die Beziehung zwischen Bertie und Lionel in Wellen: Mal glaubt der Herzog an seine Heilung, dann wieder nicht, dann nimmt sich Lionel ein bisschen zu viel heraus, und beide müssen sich anstrengen, um die Freundschaft wieder zu kitten. Auch hier ein bisschen Drehbuch nach Plan, Hindernis, Überwindung, neues Hindernis, neue Überwindung, aber trotzdem schafft es der Film, immer noch eine weitere Ebene aufzumachen, ehe er in einen Zwei-Männer-und-ein-Problem-Film abgleitet.
Was The King’s Speech für mich so sehenswert gemacht hat, war seine Erdung. Die beiden Jungs bemühen sich nicht im luftleeren Raum darum, dass der eine endlich ein gutes Timing bei seinen Witzen hinkriegt. Nein, um sie herum ändert sich gerade eine ganze Welt. Berties Vater, George V, stirbt. Sein Bruder, Edward VIII, der ihm auf den Thron folgt, dankt nach wenigen Monaten als König ab, um seine Liebe, die bürgerliche und mehrfach geschiedene Amerikanerin Wallis Simpson zu heiraten. Der englische Premierminister Baldwin erklärt seinen Rücktritt, weil er Hitler unterschätzt habe. Und der Mann, der nun unwillig König George VI wird und der das britische Volk auf die schweren Zeiten vorbereiten soll, die zweifellos kommen werden, bekommt bei öffentlichen Auftritten immer noch kaum einen Ton heraus. Wieviel an Georges Reden hängen wird, wird bei einer Wochenschauaufnahme sehr deutlich, die sich der König mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern anschaut: Hitler spricht beim Nürnberger Reichsparteitag, und eine unfassbare Masse an Menschen jubelt ihm zu. Die kleine Elizabeth fragt: “What’s he saying?”, worauf George wissend antwortet: “I don’t know. But he seems to be saying it rather well.”
Ich mochte an dem Film sein Tempo, seine Schauspieler und Schauspielerinnen und vor allem seine Ausstattung und Kameraperspektiven. Die Farbigkeit ist matt und neblig, man sieht kaum satte, kräftige Farben. Alles scheint auf etwas zu warten, was drohend über allem hängt. Unser Blickwinkel ist meist involviert: Mal sehen wir den Protagonisten oder Protagonistinnen direkt in die Augen, dann sitzen sie leicht versetzt von uns vor der Kamera, so dass wir quasi den Platz des Gegenübers einnehmen und das Bild im Film ergänzen, das eben nicht gewohnt zentriert vor uns auf der Leinwand steht. Vielleicht war es auch das Thema Sprache, das Ringen um Worte, die Suche nach dem perfekten Ausdruck für eine Situation, das mir so gefallen hat. Ich fand die Dialoge durch die Bank weg brillant, kein Wort zu viel, keins zu wenig, Humor, wenn’s passte, Drama sowieso, aber immer ausgewogen und stimmig. Gut moduliert eben.
Was mich ein bisschen gestört hat, war der sehr berechnende Einsatz von Musik: Dass gerade ein dramatischer Filmmoment stattfindet, muss ich nicht immer mit Beethoven untermalt bekommen. Aber das ist das einzige, was ich zu beklagen habe. Der Rest des Films hatte mich, wie gesagt, nach 30 Sekunden in der Tasche, und er hat mich bis zum Schluss nicht wieder hergegeben.
—
Der Bechdel-Test:
1. Es müssen mindestens zwei Frauen mitspielen, die
2. miteinander reden
3. und zwar über etwas anderes als Männer.
Die beiden Ehefrauen von Lionel und Bertie haben zwar ein bisschen was zu sagen, aber zueinander recht wenig. Die beiden kleinen Töchter lasse ich nicht gelten.
Bechdel-Test bestanden: leider nein.
100 Jahre Frauentag
„Mein“ traditioneller Beitrag (der von Cathy Guisewite stammt aus ihrem Dauerbrenner „Cathy“) zum internationalen Frauentag:
Mehr zum Thema bei der Mädchenmannschaft oder dem Mädchenblog.
“Why Do Writers Abandon Novels?”
Die NYT über Romane, die von ihren Autoren und Autorinnen irgendwann im Stich gelassen wurden.
“”A book itself threatens to kill its author repeatedly during its composition,” Michael Chabon writes in the margins of his unfinished novel “Fountain City” – a novel, he adds, that he could feel “erasing me, breaking me down, burying me alive, drowning me, kicking me down the stairs.” And so Chabon fought back: he killed “Fountain City” in 1992. What was to be the follow-up to his first novel, “The Mysteries of Pittsburgh,” instead was a black mark on his hard drive, five and a half years of work wasted.
That’s why you’ve never read “Fountain City,” just as you’ve never read John Updike’s “Willow,” Junot Díaz’s “Dark America” or Jennifer Egan’s “Inland Souls” — all abandoned by their authors after years of toil and piles of pages. Chabon, though, has recently published the first four chapters of “Fountain City” in the literary magazine McSweeney’s, complete with annotations that in turn bemoan and belittle the book that stole so much of his life before he put his misery out of its misery. (…)
As for Chabon, the fragments of “Fountain City” published this year offer a glimpse into a writer’s process and progress. It’s evident Chabon still can’t believe the wrong turns his “wrecked” novel takes – disbelief that shades, at times, into disdain for his feckless former self. “Wow, what a coincidence!” he notes mockingly, when the reception clerk at a Paris flophouse happens to be the student of the very architect who had sent the hero’s father a mysterious postcard from Israel. “Life is rife with coincidence.” You sort of want to give him a hug and remind him that unsuccessful novels happen to everybody.”
(via Monis Gezwitscher)
Lemon Bars
Ein Rezept von David Lebovitz, von dem man auch so ziemlich alles nachkochen oder -backen kann: schmeckt quasi immer. Die Lemon Bars sind wieder ein großer Wurf – mild-knuspriger Mürbeteig, auf dem eine halbfeste, leicht säuerliche Zitronencreme lockt. Meine Schilde sind so weit unten, untener geht gar nicht mehr.
Wir brauchen eine quadratische Form mit circa 24 Zentimetern Kantenlänge, die mit Alufolie ausgekleidet werden muss. Ich nehme wieder meine 30-Zentimeter-Form und bastele ein Mäuerchen. Für den Boden
140 g Mehl, Type 405,
50 g Zucker,
1/4 TL Salz,
115 g flüssige Butter und
1/2 TL Vanillesirup
kurz mit einem Kochlöffel vermischen, bis sich ein fester Teig gebildet hat. Den dann möglichst gleichmäßig und eben in die Form drücken. Im auf 180° vorgeheizten Backofen für ungefähr 25 Minuten backen, bis er goldbraun ist. Lieber einen Tick zu lange drinlassen als zu früh rausholen.
Währenddessen die Zitronencreme herstellen. Dafür
1 Bio-Zitrone
gut waschen, vierteln und von den Kernen befreien. Die Zitrone kann auch in kleinere Stücke geschnitten werden, Hauptsache, die Kerne sind alle raus. Die Stücke in einen Zerkleinerer geben und mit
200 g Zucker und
3 EL Zitronensaft
pulverisieren. Kleine Stückchen dürfen gerne bleiben. Den Zitronenzucker mit ein paar weiteren Umdrehungen des Zerkleinerers mit
3 Eiern,
4 TL Speisestärke,
1/4 TL Salz und
45 g flüssiger Butter
zu einer recht flüssigen Creme vermischen. Die Form mit dem Boden aus dem Ofen holen und die Temperatur auf 150° verringern. Die Creme auf den Boden gießen, alles wieder in den Ofen und nochmals 25 Minuten backen. Die goldgelbe Pracht soll fest sein, aber nur so gerade eben. Komplett auskühlen lassen und mit Puderzucker bestreut servieren.
Ich habe den Boden einen Hauch zu kurz im Ofen gelassen, weswegen er sichtbar aus zwei Schichten besteht: Unten ist er perfekt knusprig, oben hat er noch den typischen Keksteiggeschmeck. Auch lecker, aber ich mochte den Kontrast aus „knusprig“ und „cremig“ deutlich lieber als „irgendwie alles eine Konsistenz“.
Indischer Möhrensalat
Naja, „indisch“ ist wahrscheinlich eher Wunschdenken. Ich habe das Rezept bei eat smarter gefunden und nenne es lieber „Warmer Möhrensalat, den ich jetzt dreimal die Woche essen werde, weil er so lecker und nicht, weil er so smart ist“.
Ich habe die Mengenangaben auf eat smarter total ignoriert und folgendes gemacht:
1 EL gelbe Senfkörner mit
1 EL Sonnenblumenöl anrösten, bis die Körner platzen und in der Küche rumspringen. (Deckel! Wie beim Popcorn! Wieso fällt dir das immer erst mittendrin ein?)
4–6 Mohrrüben in schmale Streifen schneiden (ich hobele die immer mit dem Sparschäler) und mit
1–2 roten Zwiebeln zur Senfsaat geben. Alles ein paar Minuten anrösten, so dass die Möhren noch schön bissfest sind.
Das Dressing besteht bei mir aus recht wenig Jogurt, weil ich damit nicht alles zukleistern will, sondern es eher zum Dippen nutze:
2 EL Joghurt,
1/2 TL gemahlener Kreuzkümmel,
Minze,
Zitronensaft,
Salz,
Pfeffer und
Chiliflocken.
Ich fand das ganze, wie man im Text über dem Bild ahnt, sehr, sehr lecker. Schön frisch durch Möhren, Minze, Zitrone und Joghurt und gleichzeitig warm-würzig durch Kreuzkümmel und Senfkörner. Tolles Zeug. Und: Es ist in zehn Minuten gemacht.
Black Swan
@ Fox Searchlight Pictures
Black Swan (USA 2010, 108 min)
Darsteller: Natalie Portman, Vincent Cassel, Mila Kunis, Barbara Hershey, Winona Ryder, Benjamin Millepied
Musik: Clint Mansell
Kamera: Matthew Libatique
Drehbuch: Mark Heyman, Andrés Heinz, John McLaughlin
Regie: Darren Aronofsky
Mit Black Swan ist es wie mit Ballett: Man liebt es oder man hasst es. Wenn man nölig drauf ist, könnte man am Film ziemlich rummäkeln: überspannter Psychoquatsch mit Pseudo-Horrorelementen, ein bisschen Rumgemache zwischen Frauen, auf Volume 10 aufgedrehte knackende Knochen, die sich wahrscheinlich nicht mal so anhören, wenn man sie mit einem Baseballschläger bearbeitet, die Eislaufmutti, der Regisseur als grabschender Diktator und die innerlich zerrissene Heldin, die allen gefallen will. Na super. Könnte man alles so stehen lassen. Kann man aber auch anders sehen.
Natalie Portman spielt, nein, erleidet die Rolle von Nina, einer Ballerina, die mit ihren Kolleginnen auf die Hauptrolle in Schwanensee hofft. Regisseur Thomas (Vincent Cassel) bestätigt ihr, dass sie für den weißen Schwan, die unschuldige, naive Odette, perfekt wäre. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn genau das will Nina mit jedem Schritt und jedem Plié und jeder Pirouette erreichen: Perfektion. Dafür trainiert sie nicht nur bei der Arbeit, sondern auch zuhause vor dem Spiegel, ernährt sich von Wasser und Grapefruits und ignoriert blutige Füße und schmerzende Gelenke. Aber selbst das reicht Thomas nicht, denn der schwarze Schwan, die Odile, ist das verführerische, gerissene Gegenbild zu Odette – und genau diese Wesenszüge fehlen Thomas in Ninas Tanz. Und auch die Zuschauer und Zuschauerinnen fragen sich zu diesem Zeitpunkt ebenfalls: Stecken diese zwei Seiten wirklich in Nina?
Wir lernen sie als piepsige junge Frau kennen, die kaum Blickkontakt erträgt, deren Stimme selten lauter als ein zaghaftes Wispern ist und die in einem fast vollständig pinkfarbenen Kinderzimmer bei Mutti (Barbara Hershey) wohnt. Zum Einschlafen zieht die Mutter eine Spieluhr auf, die, natürlich, Schwanensee spielt. Auf dem Fensterbrett sitzt eine Kompanie von Stofftieren, Mama pflückt Töchterchen zärtlich die Ohrringe aus den Läppchen, während diese sich in ihre Decke kuschelt, und nennt sie „sweet girl“. Diese schreckhafte Huschigkeit versaut Nina dann auch das Vortanzen, und als sie einen Tag später zu Thomas geht, um ihn nochmals um die Rolle zu bitten, wirft er ihr wieder vor, die Odile nicht in sich zu haben – greift sie sich und küsst sie. Woraufhin Nina erstmals aus ihrer Niedlichkeit ausbricht und ihn beißt – und sie die Rolle bekommt.
Ab hier gleitet Black Swan langsam in ein schräges Psychogramm ab. Die zwei Seiten, die Nina anscheinend doch in sich trägt, werden verstärkt durch Lily, eine weitere Ballerina, die gleichzeitig ihre Konkurrentin und Freundin zu sein scheint. Sie weckt in Nina Lust, Zorn, Verzweiflung und Wut. Wobei wir Ninas Lust schon vorher zu sehen bekommen haben. Thomas gibt ihr eine „Hausaufgabe“ zur Rollenvorbereitung: “I want you to go home and touch yourself.” Was sie auch brav tut, natürlich, sie tut ja alles, was man ihr sagt. Und bei der Szene hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, dass Nina die stahlharte, selbstverleugnende Disziplin, der sie sich ständig unterwirft, kurz hinter sich lässt. Ihr Gesichtsausdruck zeigt so viel: zunächst das zögernde, fast mürrische Herangehen an die „Aufgabe“, quasi ein schulterzuckendes „Muss ja“. Dann wird ihr Gesicht weicher, die Lippen öffnen sich, auf einmal ist sie nicht mehr Knochen und Sehnen und Muskeln, sondern Haut und Fleisch und Wärme, die Kamera verlässt ihr Gesicht, zeigt den ganzen Körper, der sich wohlig im Bett windet und streckt und genießt – und wie die Szene aufhört, verrate ich nicht, aber ich habe selten so viel von einer Persönlichkeit in so kurzer Zeit gesehen.
Überhaupt Persönlichkeit: Portman trägt den ganzen Film. Sie ist, wenn ich mich recht erinnere, in jeder Szene zu sehen. Die Kamera bleibt ihr immer sehr dicht auf den Fersen; wir blicken direkt über ihre Schuler, auf ihren Hinterkopf, mitten in ihr schutzloses Gesicht oder sehen das, was sie gerade sieht. Aber nicht nur unser eingeschränkter Blickwinkel macht Black Swan so konzentriert, so fokussiert auf eine Person und ihr Seelenleben. Der Film findet fast nur an zwei Schauplätzen statt, dem Theater und der Wohnung. Die wenigen anderen Sets – ein Club, die Wohnung von Thomas, ein Krankenhaus – sowie Ninas Wohnung wirken fast wie Bühnenbilder, wie inszeniert, während das Theater, die eigentliche Bühne, echter aussieht als alles andere. Genau dort liegen schließlich Ninas Prioritäten. Und dort beginnt auch ihre Verwandlung: von der piepsigen Odette zur besessenen Odile. Mit Betonung auf „besessen“. Sie sieht plötzlich ihr eigenes Gesicht, wo eigentlich andere sein sollten, Gemälde der Mutter bewegen sich, unerklärliche Schrammen zieren ihren Rücken. Der Film nutzt noch weitere Metaphern, um Ninas Geisteszustand zu verdeutlichen, wobei ihr Körper die eindringlichste ist. Blutige Finger, rote Augen, zerbrechende Knochen und schließlich eine schwarze Feder, die sie sich aus der Schulter zieht – klingt alles völlig bescheuert, ergibt im Kontext aber einen brutalen und verstörenden Sinn.
Auch die Beziehung zu den anderen Personen ändert sich. Als Nina ihrer Mutter zum ersten Mal ein “No!” entgegenschleudert, kommt das so tief und dunkel aus dem Bauch, das ich kurz geglaubt habe, in Alien zu sitzen. Und wo sich Thomas früher Übergriffe herausgenommen hat, dreht sie nun den Spieß um – und auf einmal ist der herrische, arrogante Schreihals ein kleiner, dümmlich grinsender Junge.
Man kann Black Swan all das vorwerfen, was ich im ersten Absatz geschrieben habe, aber ich persönlich habe ihn anders empfunden. Er ist sehr intensiv; ich habe jedes Zeitgefühl verloren, und mir kam nach dem Kino die Welt um mich herum sehr banal und pudrig vor, nachdem ich eben zwei Stunden verdichteten Emotionen ausgesetzt war. Um mal das ganz große Fass aufzumachen: Vielleicht ist das auch ein Frauending, dieses Streben nach Perfektion, das Alles-richtig-machen-Wollen, das Gefallenwollen, das Bitten statt Verlangen, das Hoffen auf die Entdeckung statt des Forderns. Und vielleicht ist Ballett nur eine sehr weibliche Metapher für den blöden Kampf, den wir dauernd führen und uns dabei blutige Füße holen. Vielleicht spielt das ganze aber auch nur am Theater, weil Schwanensee nun mal eine klasse Musik ist. Ich behaupte, man kann in den Film eine Menge reininterpretieren, wenn man möchte. Oder ihn völlig bescheuert finden. Ich fand ihn großartig.
—
Der Bechdel-Test:
1. Es müssen mindestens zwei Frauen mitspielen, die
2. miteinander reden
3. und zwar über etwas anderes als Männer.
Von den vier Hauptfiguren sind drei Frauen, und auch in den Nebenrollen gibt es weitaus mehr Frauen als Männer. Und alle reden über viele Dinge, aber sehr selten über Männer.
Bechdel-Test bestanden: mit Bravour. Endlich mal wieder – Black Swan ist nach The Blind Side erst der zweite von den Filmen, die ich seitdem gesehen habe, die den Test geschafft haben.
Kroketten
Nix ist mit Tüte auf, Backofen an, Zeug rein – nein, nein. Wir machen das heute mal anständig. Lohnt sich nämlich.
Mein Mittagessen ging so:
3 große Kartoffeln kochen und sie zu Püree zerstampfen. Dazu
1 Eigelb,
1 EL Butter und
ordentlich Salz geben.
Aus dem Klump eine zwei Zentimeter dicke Rolle formen und von dieser Stücke mit circa vier Zentimeter Länge abschneiden. Die kleinen Racker zunächst in
Mehl, dann in
verquirltem Ei und zum Schluss in
Paniermehl wenden und in reichlich
Sonnenblumenöl frittieren.
Bei mir sind 16 Kroketten rausgekommen, und ich war nach der Hälfte schon ziemlich satt. Kann aber auch am leckeren Salat gelegen haben, der sich auf dem Bild im Hintergrund hält. Dazu
1 Zucchini und
2 Karotten in Streifen schneiden (Sparschäler ist super).
1 kleine Knoblauchzehe,
1 kleine Schalotte und
4, 5, 6 Walnüsse fein hacken. Das Dressing besteht aus
1 TL Honigessig,
2 TL Zitronensaft,
1 TL Walnussöl,
2 TL Olivenöl und
einem kleinen Klecks Honig.
Nächstes Projekt: Zwiebelringe. Königsdisziplin: Mozzarella Sticks. Ich brauch jetzt ein Bier.
Der kleine begeisterte Nachwuchsleser.
Bücher Februar 2011
Naomi Wolf – The Beauty Myth: How Images of Beauty Are Used Against Women
20 Jahre alt und leider immer noch aktuell. The Beauty Myth beschreibt die seltsamen und sich ständig ändernden optischen Standards, denen Frauen genügen müssen, um als „wertvoll“ anerkannt zu werden, sei es am Arbeitsplatz, als Mutter oder als Partnerin. Die ganzen Mechanismen, die Wolf beschreibt, sind ermüdend und anstrengend, weil man sich selbst als medienaffine Frau nie so recht davon freimachen kann. Wenn ich tagtäglich dutzende von sehr dünnen Models und Schauspielerinnen präsentiert bekomme, gewöhne ich mich irgendwann an dieses Körperbild und nehme es als „normal“ hin – und eventuell fühle ich mich dann in einem „normalen“ Körper plötzlich fett und hässlich. („Normal“ ist ein schwieriges Wort, weil ich Menschen eben nicht in Normen packen möchte. Und dass „fett“ automatisch „hässlich“ ist, ist auch eine relativ neue, westliche Idee.) Was mir Wolf allerdings auch nicht sagen konnte: warum wir Frauen uns diesen doofen Schuh anziehen. Warum wir weiterhin in Konkurrenz zueinander stehen anstatt gemeinsam diesen Rotz hinter uns zu lassen. Sie vertritt die These, dass die Schönheitsdiktatur eine der letzten patriarchalischen Festungen ist: Jetzt, wo wir wählen dürfen und theoretisch jeden Beruf ergreifen dürfen, werden wir trotzdem noch kleingehalten, weil wir uns um Körperenthaarung und Kalorienzählen kümmern anstatt unsere Fähigkeiten für Sinnvolleres einzusetzen.
(Leseprobe bei amazon.de)
Dieter Moor – Was wir nicht haben, brauchen Sie nicht: Geschichten aus der arschlochfreien Zone
Moor kauft mit seiner Frau zusammen einen Bauernhof in Brandenburg, um daraus einen demeter-Hof zu machen. Klingt einfacher als es ist, denn erstmal muss man mit den knurrigen Einwohnern und Einwohnerinnen klarkommen, dann damit, dass es nicht mal Frischmilch oder eine vernünftige Zeitung in dem Kaff gibt und dann mit den Technopartys, die auf einem nahegelegenen Flugfeld stattfinden, das die Russen hinterlassen haben. Und nebenbei verlangen die Tiere Aufmerksamkeit und der gebraucht gekaufte Traktor. Moor erzählt das ganze in einem Tonfall, den man abends gerne draufhat, wenn man sich mit Freunden und Freundinnen beim dritten Glas Wein die nervigsten Storys aus Arztpraxen oder der Kundenhölle erzählt, und das macht den Zuhörern und Zuhörerinnen meist mehr Spaß als denjenigen, die die Nervereien hinter sich gebracht haben. Aber danach kann man prima Witze darüber machen, und alle haben eine gute Zeit. Hatte ich mit diesem kleinen Charmebolzen von Buch auch.
Michael Köhlmeier – Abendland
Was für lange Winterabende, ewige Busfahrten und den Aufenthalt auf dem Zauberberg. Abendland ist ein ganz großes Panorama; eigentlich geht es „nur“ um zwei Familien, aber an den Menschen hängt ein ganzes Jahrhundert. Der Ich-Erzähler Sebastian, ein Mann um die 60, wird von seinem „Ersatzvater“ Carl (ein Freund seines biologischen Vaters) gebeten, seine Biografie zu schreiben. Carl liegt quasi schon im Sterben und erzählt Sebastian nun die Bruchstücke seines Lebens, die dieser noch nicht kennt. Das geht nicht linear vor sich und vermischt sich mit Sebastians eigenen Erinnerungen. Im Zusammenspiel entsteht ein Kaleidoskop aus Charakteren, historischen Begebenheiten und einem schmerzlichen Abriss über das letzte Jahrhundert, es geht einmal durch ganz Europa und die Welt, thematisch verknüpft mit Mathematik, Philosophie und Musik. Hört sich an wie ein zerpflückter Bildungsroman, las sich aber wie ein modernisiertes und globalisiertes Krieg und Frieden ohne Kampfhandlungen. I like.
(Leseprobe bei amazon.de)
Thilo Bode – Abgespeist. Wie wir bei Essen betrogen werden und was wir dagegen tun können
Thilo Bode ist Geschäftsführer von Foodwatch, einer Organisation, die unter anderem gegen den leider üblichen Etikettenschwindel von Lebensmitteln kämpft. (Also Quatsch wie die Milchschnitte eine gesunde Zwischenmahlzeit zu nennen.) In Abgespeist macht er das ganz große Fass auf und kommt vom Hölzchen aufs Stöckchen. Es geht nicht nur um die seltsamen Inhaltsangaben und Werbeversprechen von Lebensmitteln, sondern auch um deren Herstellung (bio, konventionell), die Auswirkungen auf Europa und die Welt (Einfuhrzölle aus Dritte-Welt-Ländern, sinnlose EU-Subventionen) und den ganzen Lobbyirrsinn wie z.B. den „Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde“ (BLL), der rund 300 Unternehmen vertritt und praktischerweise bei neuen Gesetzesinitiativen gleich mitschreibt. Was logischerweise dazu führt, dass z.B. Separatorenfleisch, das im Verdacht steht, mit für BSE verantwortlich zu sein, nicht mehr gesondert ausgewiesen werden muss, weil das die armen Verbraucher_innen ja nur verwirrt. Also ungefähr die gleiche Logik, als wenn die Pharmaindustrie Nebenwirkungen auf Beipackzetteln nicht mehr ausweisen würde, weil die Patient_innen das Medikament sonst nicht nehmen würden.
Das Buch wiederholt sich für meinen (haha) Geschmack etwas zu häufig und bringt immer wieder die gleichen Argumente, aber die sind leider auch deprimierend genug. „Was wir dagegen tun können“ bleibt allerdings ziemlich unbeantwortet. Außer „Tut euch zusammen und kauft mehr Öko“ war da nicht viel.
Miles Gunther, Brian Augustyn, Mike Mignola, Geoff Johns, Joe Harris/Michael Avon Oeming, Adam Pollina, Guy Davis, Scott Kolins, Cameron Stewart – B.P.R.D. 2 – The Soul of Venice & Other Stories
Och … hm … las sich für mich ein bisschen sehr zusammengewürfelt, wie die Masse an Autoren und Zeichnern da oben auch vermuten lässt. Ich glaube, das Hellboy-Universum wird mir immer gefallen, aber manchmal sind die Storylines ein bisschen faul und die Zeichnungen dann eben nur Augenpulver. Halbgarer Band. Egal. Gibt ja noch genug, die hoffentlich besser sind.
(Leseprobe bei amazon.de)
Warren Ellis/Darick Robertson – Transmetropolitan 5: Lonely City
Ähnliches Problem wie bei B.P.R.D. – so langsam läuft sich Spider Jerusalems Genervtheit ein bisschen tot. Auch hier deckt er als Reporter wieder irgendeine Scheußlichkeit der Oberen auf, aber ich habe so langsam das Gefühl, da kommt nicht mehr viel Neues. Aber Ellis hat wieder wunderbare Sätze parat, die mich wahrscheinlich den Rest der Serie eben doch erstehen lassen. Hier jammert der kindliche Spider im Augenblick der großen Erkenntnis seine Mutter voll:
“And I remember saying, hold everything right fucking there. You went to all the trouble of conceiving me, and giving birth to me, and raising me and feeding me and clothing me and all … and, yeah, whipping me from time to time, and making me live in a house that’s freezing fucking cold all the goddamn time … and you make me cry and things hurt so much and disappointment crushes my heart every day and I can’t do half the things I want to do and sometimes I just want to scream … and what I’ve got to look forward to is my body breaking and something flipping off the switch in my head … I go through all this – and then there’s DEATH? What is the MOTHERFUCKING deal here?”
Oscars 2011
Dieses Mal bin ich so unvorbereitet wie sonst noch nie bei den Oscars: Ich habe gerade einmal Inception und Toy Story 3 gesehen, ich bin allen Tippspielen ferngeblieben, und ich bin völlig leidenschaftslos, wer was gewinnt. Schau’n mer mal, wie sich das so anfühlt. Kleidergucken geht natürlich auch so.
0.53 Uhr. Ich klicke mich durch ein paar Livestreams, solange auf Pro 7 noch Müll läuft. Die AP-Tante fragt den Komponisten von Slumdog Millionaire, wie sich sein Leben nach dem Oscargewinn verändert hat. “I work less and have more fun.”
0.55. Cate Blanchett sieht aus wie ein Wandpanel in Schönbrunn. Kevin Spacey gräbt Jeremy Renner an. Russell Brand klaut der AP-Tante die Wäscheklammer, die hinten ihr Kleid zusammenhält. Und Scarlett Johansson trägt etwas enges Weinrotes, das wie die Lidl-Variante von Halle Berrys fantastischem halbtransparenten Oscar-Kleid aussieht. Außerdem kriegt sie morgen garantiert von allen Fashionblogger_innen um die Ohren gehauen, dass ihre Haare zu wuschelig aussehen.
1.00. Marisa Tomei schlicht in schwarz, aber mit wunderschönen Riesenohrringen mit gelbem Stein; Amy Adams in eng-hochgeschlossen-ärmellos-glitzerblau. AP-Tante: “‘The Fighter’ changed the audience’s perception of you; before we all thought of you as pure and innocent.’ – “Well, I just did the Muppet movie, that’s pretty innocent.”
1.15. Ich mag Helena Bonham-Carter. Schwarzes Korsettkleid, über dem Hintern gerafft, eine Clutch in Fächerform und ein Strumpfband mit dem Union Jack.
1.18. Hilary Swank hat sich von Zoe Zaldanas Federpuschelkleid aus dem letzten Jahr das Gute rausgepickt: schmal, gülden, mit ein paar Federn unten. Sehr schön.
1.20. Danny Boyle plaudert aus, dass die Hosts im Saal Witze erzählen, während die Werbung läuft. Jedenfalls hat Hugh Jackman das vor zwei Jahren gemacht. (NATÜRLICH hat Schnucki Jackman das gemacht!)
1.22. Jeremy Renner ist von der sogenannten award season nicht beeindruckt. Das seien ja immer nur ein paar Stunden zwischen den Nickerchen. “Life is a series of naps.”
1.23. Colin Firth würgt die AP-Tante ab und parliert fließend Italienisch mit einer anderen Reporterin.
1.24. Nicole Kidman in weiß mit Glitzer und einer Fälteltechnik, die ein bisschen nach missglücktem Kimono in den Südstaaten aussieht. Aber nicht schlecht. (Dior)
1.25. Oh, die wunderschöne Penelope Cruz in wunderschönem knallrot mit Gold und einem den Stillbrüsten angemessenem tiefen Ausschnitt. Jennifer Hudson in klasse orange, aber einem eher ungünstigen Dekollete. Und die allerschönste ist sowieso immer Halle Berry, diesmal in nude mit Glitzer (Marchesa). Und kurzen Haaren. Love!
1.26. Huch, was ist mit Samtstimme Kevin Spacey passiert? Klingt wie ein schlechter Jeff-Bridges-Klon. Erkältet? Die raue Londoner Luft? DAS ALTER?
1.29. Neinneinnein, Christian Bale mit Zauselbart. Gwyneth Paltrow in Silberfolie von Calvin Klein. “What do you do to calm the nerves?” – “I always have a Guinness.”
1.28. Helen Mirren in dunkelgrau mit kleinen Puffärmelchen. Ich merke gerade, dass Steven Gätjen für Pro 7 ungefähr fünf Meter vor der AP-Dame stehen muss; immer, wenn die Promis aus meinem Stream verschwinden, tauchen sie bei Gätjen auf.
1.35. Mein Liebling Sandra Bullock ebenfalls in Knallrot (Vera Wang), auch mit irgendwas überm Po und Schleppe. Toll. Robert Downey Jr. hat sich gewaschen und trägt eine Don-Draper-Frisur zur weißen Krawatte und blauem Anzug.
1.50. Miese Planung. Musste neue Käsehäppchen machen.
1.55. Und endlich ist auch Natalie Portman da; in bodenlangem Violett, Chiffon, och jo. Ich finde, sie sieht weniger schwanger aus als bei den Globes. Natalie erzählt das gleiche wie Helena Bonham-Carter: Mann, bin ich froh, wenn die Award Season vorbei ist und ich die Füße hochlegen kann. – Ich erkenne einen Unterschied zwischen Frauen und Männern und schiebe es auf hochhackiges Schuhwerk.
2.05. Justin Timberlake meint, der rote Teppich sei nicht rot, sondern fuchsia.
2.07. Sandra Bullock sagt, man sei als Nominierter_r auf jeden Fall nervös, wenn man im Theater ist und es losgeht. Am besten sei es, vorher nicht viel zu schlafen – daher wäre Javier Bardem mit seinem neugeborenen Sohn wahrscheinlich am entspanntesten.
2.12. Ich glaube, Nicole Kidman hat orangefarbene Schuhe an.
2.15. Wieso klingt Christian Bale mit amerikanischem Akzent schlauer als mit seinem englischen? (UND RASIER DICH, BEVOR DU AUF DIE BÜHNE GEHST!)
2.17. Von Tim Gunn den Ausdruck „Parisian drapes“ gelernt.
2.22 HUGH JACKMAN!
2.24. Im Green Room fragt irgendwer Halle Berry, was ihr favorite thing an dem ganzen Kram sei: “I love to see all those people dressed up.”
2.30. Ich weiß, die Zeiten sind wahrscheinlich auf ewig vorbei, aber immer, wenn die Show losgeht, warte ich auf Billy Crystal und sein Medley It’s a wonderful time for Oscars.
2.34 Sehr schöne Montage aus den zehn nominierten Filmen (Best Picture), in die sich Anne Hathaway und James Franco gemogelt haben. Und Alec Baldwin. Und Morgan Freeman. “I always narrate. I have a soothing voice.”
2.38. James: “You look very beautiful.” Anne: “You look very appealing to a younger demographic yourself.”
2.42. Eine sekundenlange Einblendung feiert Gone with the Wind. Tom Hanks leitet davon zu Titanic über, der auch durch Art Direction überzeugt habe. Tolle Überleitung (bzzz). And the first Oscar of the night goes to – Alice in Wonderland. Robert Stromberg fragt: Why didn’t I lose those 20 pounds? und setzt seinem Oscar ein Mützchen auf. Tom Hanks verleiht direkt danach gleich noch den Oscar für die beste Kamera an Wally Pfister für Inception. Wally wird sich morgen darüber ärgern, dass er seine Lesebrille im Haar hat. Er bedankt sich bei Chris Nolan – das Publikum klatscht – “You’re taking away my time!” und schließt mit dem üblichen wifekidsbla.
2.50. James Franco twittert übrigens die ganze Zeit mit.
2.51. Kirk Douglas kriegt die erste Standing Ovation des Abends, gräbt Anne an: “Where were you when I was making pictures?” und moderiert den Einspieler für die fünf besten Nebendarstellerinnen an. Ganz alter Showman zögert er die Verkündigung ewig hinaus – “You know … three times … and I lost all of them … and the Oscar goes to … you know … I’ll remember that moment forever … Melissa Leo” für The Fighter, die auch gleich mit der Legende weiterflirtet. Ihr weißgoldenes Kleid sieht übrigens aus wie mein Lieblingslampenschirm von habitat. Jetzt vergisst sie ihren Text: “When I watched this two years ago it looked so fucking easy! … Ooops …” Mann, Kinder, Familie, the Academy yadayadayada.
3.01. Mila Kunis (die mit den Parisian drapes in violett) und Justin Timberlake. Justin: “I … I am Banksy. That felt good.” Die beiden vergeben Best Animated Short Film an The Lost Thing. Und der beste Animated Feature Film ist … das wird ja wohl Toy Story werden … genau.
3.12. Ein Rückblick auf 1929 und die erste Oscar-Verleihung. Josh Brolin und Javier Bardem in weißen Dinnerjackets vergeben die Drehbuch-Oscars. Adapted Screenplay geht an … ich hoffe auf Aaron Sorkin für The Social Network … YES! Mein Drehbuchheld aller Drehbuchhelden. (The West Wing, Kinnings.) Aaron erinnert an die Buchvorlage, spult 1.000 Namen runter, pickt sich David Fincher raus (das Orchester spielt langsam auf, ist Aaron egal): “Roxy Sorkin, your father just won an Oscar, I expect some respect from your guinea pig.”
Original Screenplay geht an David Seidler für The King’s Speech. Der Gute sieht nicht mehr ganz jung aus. “My father said I would be a late bloomer … I think I am the oldest person to win this award. I hope this record is broken quickly and often.” Der Mann ist Jahrgang 1937 und sehr charmant.
3.23. Anne hat sich in einen schwarzen Hosenanzug geworfen, der eindeutig bequemer aussieht als ihr weißes Kleid von eben. Sie beschwert sich, dass ihr Gesangspartner sie sitzengelassen hat und singt On my own ohne Hugh Jackman. Ich kapier den Witz nicht, aber sie kann hübsch singen und Hugh sieht amüsiert aus. James Franco kommt in Marilyns pinkfarbenem Kleid und Platinperücke auf die Bühne: “I just got a text message from Charlie Sheen.” (Egal.)
3.26. Helen Mirren kündigt Best Foreign Film auf französisch an, was Russell Brand übersetzt mit: “Yo! I was a much better queen than Colin was a king.” Der Oscar geht an In a better world aus Dänemark. Die dänische Regisseurin ist sichtlich nervös und kriegt nicht mehr raus als grateful, honored, happy.
3.29. Reese Witherspoon channelt Betty Draper (hohe Haare, elegantes Schwarz, grüne Ohrringe, auf die ich sehr neidisch bin) und vergibt Best Supporting Actor. Ich will BALE, weil ich BALE mag! Oder Ruffalo. Oder Renner. Und es wird … SCHNUCKI! Verdammter Bart. “A room full of talented and exceptional people … what am I doing here? Melissa … I’m not gonna drop the F-bomb … I did that plenty … (1.000 Namen) … and thank you to my wonderful wife …” (Stimme versagt, ich dachte, er hätte ihren Namen vergessen, aber nein, er ist sehr gerührt, und das war’s dann auch.)
3.35. Still miese Planung. Again keine Käsehäppchen mehr.
3.38. Der Präsident der Academy (im breiten Texanisch) und die Präsidentin von Disney TV erzählen stolz, dass ABC die Oscars bis 2020 überträgt.
3.39. (Zügiges Tempo bis jetzt.) Anne jetzt in grauem Glitzerschnürkleid. Hugh Jackman und Nicole Kidman erzählen vom Übergang von Stummfilm zu den Talkies. Der winzige Einspieler endet mit dem THX-Sound, und dann spielt das Oscar-Orchester auf der Bühne das Thema von Star Wars. Lawrence of Arabia. E.T. West Side Story. Die beiden vergeben den Oscar für Best Original Score, den das Orchester jeweils kurz anspielt. Nice. And the Oscar goes to … The Social Network. Hihi, Trent Reznor im Smoking.
3.45. James: “I am six degrees of Kevin Bacon away from the next presenters – look it up –: Scarlett Johansson and Matthew McConaughey.” Der Oscar für Sound Mixing geht an Inception. Zwei Männer, eine Frau auf der Bühne: “We want to thank our wonderful wives …” und dann kommen drei Frauennamen. Nice.
3.48. Matthew und Scarlett vergeben gleich noch Sound Mixing an – ebenfalls – Inception.
3.53. Marisa Tomei erzählt was von den Scientific and Technical Awards, die seit 1931 vergeben werden, und wo es diesmal anscheinend nur männliche Preisträger gab. James: “Congratulation, nerds.” Arschloch.
3.55. Cate Blanchett kriegt mal wieder das Lord-of-the-Rings-Thema zu ihrem Auftritt. Immerhin redet sie auch darüber und vergibt den Oscar für Best Make-up an The Wolfman, zu dem sie im Einspieler noch “That’s gross” gesagt hatte. Dann nimmt sie Costume Design auch gleich mit; der Oscar geht an Alice in Wonderland. Colleen Atwood klemmt den Oscar charmant zwischen Oberarm und Brust, aber dann: Zettel. Abgelesene Rede. Ich geh Käsehäppchen machen, während das Orchester sie von der Bühne spielt.
4.01. Straßenumfrage zum liebsten Movie song. Die letzte Stimme gehört Präsident Obama, dessen liebster Song As time goes by ist.
4.02. Kevin Spacey singt kurz, stellt sich als George Clooney vor und klingt auch wieder wie mein geliebter Kevin. Dann singt ein schlecht abgemischter Randy Newman einen kurzen Ausschnitt aus Toy Story 3. Danach kommen Alan Menken, Mandy Moore in dramatischem Blau und irgendwer Zachary Levi (Danke, Sven) mit „I see the light“ aus Tangled.
4.11. James: “She’s nominated for an Oscar, and he made out with my co-host.” Amy Adams und Jake Gyllenhaal fordern das Publikum auf, mehr short films zu gucken. Der Oscar für Documentary Short Subject geht an Strangers no more. Und der beste Live Action Short Film ist God of love. Der Regisseur ist acht Meter groß – “I should have gotten a haircut … check out these films, you find them on iTunes … (1.000 Namen) … the rest of the crew I thank on the Thank-you-cam.”
4.17. Anne hat sich wieder umgezogen, jetzt in silberfransig. Sie und James kündigen einen Einspieler mit „Musicals“ an, der aus Filmszenen und Auto-Tune besteht. Naja. Irgendwie fehlt der ganzen Veranstaltung ein bisschen Charme. Bis auf den ersten Einspieler ist das alles recht seelenlos. (Okay, der Song “He doesn’t have a shirt” zu Szenen mit Jacob und Edward ist nett.)
4.19. Anne hat immerhin gute Laune und franst quirlig mit ihrem Kleid rum, James redet dagegen, als ob er zuviel gekifft hätte. Auftritt Oprah Winfrey in wunderschönem Grausilber. Sie vergibt Best Documentary Feature an Inside Job. Einer der beiden Produzent_innen bemerkt, dass drei Jahre nach der Finanzkrise noch keiner der Banker im Gefängnis gelandet sei – “and that’s just wrong”.
4.26. YAY, Billy Crystal! Ich glaub’s ja nicht. (I MISS YOU! I MISS YOU SO MUCH!) Das Publikum auch, es steht jedenfalls. “So. Where was I? … The producers have told me we’re running too long. So here are the nominations for Best Picture. … Bob Hope said: The Oscar host has to be a sexy movie star. (Grinst.) Drink it in, Hugh Jackman. …” Er erzählt was über Bob Hope und dass dieser 18mal die Oscars moderiert habe. Und jeder der 40 Jahre alten eingespielten Witze ist besser als die, die heute abend geteleprompted wurden.
4.31. Robert Downey Jr. und Jude Law (der mit seinem Haarpuschel immer mehr wie Tim aus „Tim und Struppi“ aussieht) sind die ersten charmanten Presenter. Jude ärgert Robert mit der Story einer angeblichen Stripperin, die als Batgirl verkleidet war und es mit ihm in einem billigen Hotelzimmer 2001 getrieben habe, während Robert meint, es wäre 2006 gewesen, das Hotelzimmer habe 1.250 Dollar die Nacht gekostet, und sie wäre Wonderwoman gewesen. Und genau dieses Auge für Details bräuchten die Nominierten für Visual Effects. Der Oscar geht an Inception. Liebster Tweet bisher (ich lasse Twitter weitgehend unbeobachtet): @rhysiedarby: “Inception has now won an Oscar within an Oscar within an Oscar …”
Danach gibt’s den Oscar für Editing, und er geht an The Social Network. Alle Ausgezeichneten bedanken sich bei Fincher, der total ungerührt aussieht.
4.41. Hui, Anne jetzt in dunkelrot. Jennifer Hudson moderiert die letzten beiden nominierten Best Songs an. Florence Walsh (?) und A. R. Rahman performen „If I rise“ aus 127 Hours; Gwyneth Paltrow in fleischfarbenem Glitzer „singt“ „Coming Home“ aus Country Strong. Hudson vergibt den Oscar an Randy Newman und Toy Story 3, der auf seine 20 Nominierungen anspielt: “At the nominees luncheon, they have a Newman Chicken by now.”
4.52. Das Oscar-Orchester spielt sanfte Weisen … ich wiege mich in Sicherheit … und dann kommt Celine Dion und zersingt Smile zur Montage mit den Verstorbenen des letzten Jahres. Ich höre überhaupt keinen Zwischenapplaus aus dem Saal. Tony Curtis? Leslie Nielsen? Claude Chabrol? Arthur Penn? Dennis Hopper? Blake Edwards? Hallo? Mannmannmann.
4.55. Halle Berry würdigt über Lena Horne. Eine Montage endet mit einem ihrer Zitate: It’s not the load that breaks you down. It’s the way you carry it.
5.01. Anne in … äh … blauer Lackfolie. Hilary Swank (ja, tolles Kleid) kündigt Kathryn Bigelow an, die ein tierblutrotes Sweatshirtkleid trägt. Sie vergibt den Oscar für Best Directing an …Tom Hooper für The King’s Speech. Hooper bringt die erste rührende Rede des Abends, in der er erzählt, dass seine Mutter vor einigen Jahren zu einem play reading eingeladen wurde, zu dem sie gar nicht gehen wollte, es aber doch tat. Der Titel: The King’s Speech. “And she came home and rang me and said: I think I found your next movie. … And the morale: Always listen to your mother.”
5.05. Annette Bening im glitzernden Metropoliskleid erzählt vom Governor’s Award. Die Preisträger stehen auf der Bühne, das Publikum im Saal: Eli Wallach, Kevin Brownlow und Francis Ford Coppola.
5.11. Jeff Bridges nominiert die Beste Hauptdarstellerin an. Jede Dame bekommt ein paar persönliche Sätze und den obligatorischen Einspieler. Ich hoffe auf Annette Bening, aber ich ahne, dass Natalie … genau. (Nebenbei: Wie wunderschön ist Michelle Williams mal wieder?) Lange, lange Rede, auch die Make-up-Dame wird bedacht und der Regisseur, der sie im Alter von elf Jahren engagiert hat … okay, ist gut jetzt. Der Rausschmeißersong ist immerhin „Schwanensee“.
5.19. Und hinterher Sandra Bullock mit dem gleichen Spiel. “Javier? Hola! In one of your former films, you managed to scare an entire nation … with a haircut. … Jeff – dude! DUDE! … Jesse, I’m still waiting for you to accept my friend’s request on Facebook. Seriously. … Colin, I hear the Queen saw your movie – which is good because you want to go home again sometime … James – you are the reason children get picked up late from school because mothers are watching you on General Hospital.” I love her. And the Oscar goes to … Colin Firth. “I have a feeling that my career just peaked.”
5.32. Letztes Kleid des Abends: Stahlgrau. Steven Spielberg vergibt Best Picture. “One of the ten following movies will join the ranks of (insert Oscar-prämierte Filme hier), the other nine will join The Grapes of Wrath, Citizen Kane and Raging Bull.” Bilder aus den zehn Filmen mit Text aus The King’s Speech darüber. The Social Network kriegt mehr Applaus als The King’s Speech. Nützt ihm aber nix. The Oscar goes to … The King’s Speech.
5.38. Immerhin schmeißt uns der PS22-Chor raus, wenn auch mit dem komplett totgenudelten Somewhere over the rainbow. Und hinten auf der Bühne versammeln sich alle Preisträger_innen. Noch ne standing ovation, und wir sind raus.
Hm. Och. Näh. Ich mochte Anne Hathaway, aber Franco fand ich komplett daneben. Und mir fehlten die Einspieler, über die sich alle beschweren, weil sie den Abend länger machen – also die üblichen Montagen aus 100 Jahren Filmschnipseln. Wobei das heute wirklich ratzfatz ging. Gut drei Stunden – das ist ja nix. Das sind ja fast schon die Globes. Näh. (BILLY! COME BACK!)
No-knead bread/Topfbrot
(Edit 2018: Das deutlich bessere und nur ein bisschen aufwendigere Topfbrot findet ihr hier, liebe Pinterestmenschen.)
Das müssten ja alle Kochblogger_innen schon mal gemacht haben, daher fasse ich mich sehr kurz: Tolles Ding. Ich habe mich beim Rezept an die angenehme no-fuss-Methode von Isabo gehalten, die noch ein paar weiterführende Links zu weitaus fussigeren Zubereitungsarten parat hat.
In einer Schüssel
400 g Mehl, ich finde für den Anfang Type 550 ganz gut,
320 ml Wasser,
1 1/2 TL Salz,
1/2 TL Trockenhefe und wer mag (ich mag)
50 g Sesam
ganz kurz zusammenrühren. Nicht kneten, wie der Name schon sagt, einfach nur dafür sorgen, dass kein trockenes Mehl mehr zu sehen ist. Bei weniger fein gemahlenem Mehl bei Bedarf etwas mehr Wasser nehmen.
Die Schüssel fest abdecken, z.B. mit Folie oder einem Deckel, und einen knappen Tag irgendwo rumstehen lassen. Den blubberigen Teig nach ungefähr 20 Stunden auf die stark bemehlte Arbeitsfläche kippen oder schaben und zwei- bis viermal falten. Nicht kneten, wie der Name schon sagt, einfach den Teig ein paarmal übereinanderschlagen. Ich habe eine hübsche Kugel daraus geformt und diese in einen ofenfesten Topf mit Deckel umgesiedelt. Im auf 240° vorgeheizten Ofen 30 Minuten mit Deckel und danach 20 Minuten ohne backen.
Das köstlich duftende und lustig knackende Kleinod mindestens eine halbe Stunde auskühlen lassen. Währenddessen die Schüssel auswaschen und gleich das nächste Brot für morgen ansetzen.
Das Brot hat eine feste, aber nicht steinharte Kruste, ist innen leicht feucht, aber nicht klietschig, schmeckt genau richtig nach Sesam und ist überhaupt eins der besten Brote, das ich je gegessen habe. Deswegen futtere ich seit vorgestern auch exklusiv Sesambrot in allen Variationen. Mit Honig, mit Käse, mit Butter und Salz, mit Olivenöl, mit Aprikosenmarmelade. Ich brauche nie wieder was anderes. (Außer Schokolade.)
Edit: Ich backe seit Tagen jeden Abend ein Brot. Bisherige Versuche: Nur mit Mehl, Type 550, wird es fast baguetteartig. Die Mischung aus 550er und 1050er Weizenmehl schmeckt dunkler, fast schon wie Sauerteig (aber nur fast). Roggenmehl hat bei mir überhaupt nicht funktioniert. Und jetzt gerade geht eine Mischung aus Vollkornweizenmehl und 550er vor sich hin. Bisher habe ich Sesam- oder Pinienkerne in den Teig geworfen, und das schmeckt mir immer hervorragend.
Blumenkohl-Bolognese-Lasagne
Ein Rezept von Robert, von dem ich bisher noch nichts nachgekocht habe, was nicht geschmeckt hat. Diesmal hab ich ein winziges bisschen was zu nörgeln, aber das ist Pillepalle. Und wenn ihr eh schon dem Link da eben folgt, dann guckt euch bitte mal die Fotos an. So soll das aussehen. Bei mir sieht das nicht so aus, weil ich mit dem Kochen angefangen habe, bevor ich nachgeguckt habe, ob wir überhaupt noch genügend Lasagneplatten im Kämmerchen haben. Hatten wir nur so halb, und deswegen sieht die Lasagne auch nur halb wie eine aus. Hat aber geschmeckt wie ne ganze.
Ofen an, Kinnings – wir rösten jetzt Blumenkohl.
Ca. 500 g Blumenkohl (das war bei mir ein großer Kopf) fein hacken. So fein, dass es wie blumenkohlartiges Hackfleisch aussieht. Das ganze auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech umsiedeln und im vorgeheizten Ofen bei 210° 20–30 Minuten rösten. Robert hat die Fuhre alle fünf Minuten mit dem Teigschaber durchgerührt; das hab ich auch gemacht, und bei mir hat es fast 40 Minuten gedauert, bis die Blumenkohlbrösel geröstet, aber nicht verbrannt aussahen.
Jetzt die Bolognese machen. Dazu
2 Stangen Staudensellerie,
1 Zwiebel und
2 Knoblauchzehen, alles fein gehackt in
3 EL Olivenöl anschwitzen. Mit
100 ml Rotwein ablöschen und den Alkohol verkochen lassen.
400 g Dosentomaten plus den Blumenkohl dazugeben. Mit
einen knappen TL Piment d’Espelette,
1 TL Paprikaflocken oder -pulver,
1 EL Sojasauce,
1/2 TL Rosmarin, fein gehackt,
Salz und
Pfeffer würzen. Alles gut 15 Minuten zu einer schönen Sauce einkochen lassen.
Ein Béchamelsößchen brauchen wir auch noch. Dazu
1 EL Butter schmelzen und sofort
1 EL Mehl einrühren. Nach und nach
250 ml kalte Milch
einrühren und alles unter Rühren einmal aufkochen lassen. Mit ordentlich Salz und Pfeffer würzen. Und dann kann lustig geschichtet werden. Eine Lage Lasagneplatten, ne Runde Bolognese, eine Lage Platten, ne Runde Béchamel … und zum Schluss noch ordentlich Parmesan obendrauf. Alles im auf 220° vorgeheizten Ofen für 20–30 Minuten backen.
Lustigerweise schmeckt die vegetarische Bolognese wirklich fast wie ein „echte“ Bolognese. Mich hat nur der Sellerie etwas … nein, Moment: so richtig gestört, weil ich Sellerie eben nicht mag. Aber beim ersten Ausprobieren folge ich meist brav dem Rezept. Dieses doofe Gemüse tausche ich beim nächsten Mal gegen meine geliebten Mohrrüben aus.
Das war das Pillepalle. Rest der Lasagne war fantastisch lecker. Hätten ein paar mehr Lasagneplatten reingekonnt. Aber nun ja.