Die wunderbare Dooce antwortet auf die übliche Hassmail, dass sie über ihre vierjährige Tochter bloggt – um damit *gasp* Geld zu verdienen. Well said.

„Will you resent me for this website? Absolutely. And I have spent hours and days and months of my life considering this, weighing your resentment against the good that can come from being open and honest about what it’s like to be your mother, the good for you, the good for me, and the good for other women who read what I write here and walk away feeling less alone. And I have every reason to believe that one day you will look at the thousands of pages I have written about my love for you, the thousands of pages other women have written about their own children, and you’re going to be so proud that we were brave enough to do this. We are an army of educated mothers who have finally stood up and said pay attention, this is important work, this is hard, frustrating work and we’re not going to sit around on our hands waiting for permission to do so. We have declared that our voices matter.“

Sehr schönes Interview mit Michael Palin in der SZ über Engländer und ihren Größenwahn, eckige Deutsche und Filmfinanzierungen von reichen Sängern: Es muss weh tun.

„SZ: Im Terminal 5 . . .

Palin: Im Terminal 5 verschwanden Hunderttausende Koffer, weitere Einzelheiten wollen wir uns ersparen. Schon beim Tunnel unterm Kanal müssen wir uns bei den Franzosen bedanken, denn ohne die hätten wir womöglich bis zu den Kanarischen Inseln weitergegraben. Nur am Rande erwähnen will ich, dass sogar die Spanier – die Spanier! – inzwischen schnellere Züge bauen als wir. Dass der Großcomputer, der unser marodes Gesundheitssystem NHS revolutionieren sollte, ein Totalausfall ist, wussten Sie es schon? Und das neue Wembley Stadion wurde zwei Jahre zu spät fertig, weshalb ich nicht verstehe, dass alle Welt Angst hat, ob die Südafrikaner mit ihrer Infrastruktur fertig werden bis zur WM 2010, weil: wirklich Sorgen machen sollte man sich darüber, dass die Olympischen Spiele 2012 in London stattfinden – ich sage Ihnen: Machen Sie sich auf was gefasst!

SZ: Sie sind ja ganz außer sich.

Palin: Natürlich. Denn immer werden diese “big occasions” hier als die Ankunft des leibhaftigen Gottes in London gepriesen – und immer ist das nur die Overtüre zum dann größten Witz der Welt.“

pas de gute Überschrift

Mein Französischkurs geht mir auf die Nerven. Und zwar so sehr, dass ich bereits seit drei Wochen nicht mehr da war.

Der Einsteigerkurs war nett; wir hatten eine unterhaltsame Lehrerin, die auch gerne mal Zeug aus dem Lehrbuch übersprungen hat, wenn ihr die Übung zu doof war. Stattdessen lief sie mit selbstgemalten Zetteln durch die Gegend, auf denen Aufgaben standen, die wir mal eben so erledigen sollten. Statt eines schnarchigen geografischen Einschubs über die Südküste Frankreichs haben wir uns lieber Biografien ausgedacht und dem Rest des Kurses mit Händen und Füßen und wenigen Vokabelkenntnissen weiszumachen versucht, dass wir wer ganz anders sind als der Name auf dem Anmeldeformular. Die Gruppe war anfangs ein bisschen nervig, was sich aber im Laufe der knapp vier Monate legte, denn sie wurde immer kleiner und kleiner, bis nur noch ein harter Kern von Lernwilligen übrig blieb. Nee, fast: ein harter Kern von Lernwilligen und eine Trulla, die alles kann, alles weiß und schon überall war (jedenfalls tut sie so) und das auch gerne jedem in jeder Unterrichtsminute mitteilte. Ich habe mich so weit wie möglich von ihr weggesetzt, um ihrem Gequatsche zu entgehen, aber im Fortsetzungskurs war ich dran.

Wir sind in einem neuen Raum, der nur noch die Hälfte von Leuten fasst wie im ersten Kurs. Mal abgesehen davon, dass die Luft dementsprechend ist, kann man unbeliebten Mitschülern jetzt weniger weiträumig ausweichen. Außerdem sind neue Leute dazugekommen, die glauben, gut genug für unseren Kurs zu sein, es aber alle nicht sind. Also die Fraktion, die sich zu fein ist, den absoluten Anfängerkurs zu belegen und eben lieber den zweiten nimmt, aber im ersten definitiv besser aufgehoben wäre. Aber jetzt ist man ja da, und die Lehrerin nimmt ja so schön Rücksicht und erklärt gerne nochmal Zeug, das wir schon vor drei Monaten gelernt haben, also gibt es keinen Grund zu wechseln. Würd ich auch nicht.

Mit der neuen Lehrerin kam ich anfangs gut zurecht, auch wenn sie wie eine Gouvernante aus den Heidi-Büchern wirkt, im Gegensatz zu der plaudrigen Philippina aus dem ersten Kurs. Inzwischen merke ich aber, dass sie jede (wirklich j-e-d-e) dusselige Übung aus dem Buch mit uns macht. Selbst die, bei denen alle nölen, weil man sich die auch zuhause angucken kann, wenn’s sein muss. Aber nein, die steht im Buch, die wird wohl Sinn haben, die machen wir jetzt. Und so quälen wir uns durch sinnlose Dialoge und beantworten kreuzdumme Fragen, auf die sich wirklich nur noch eine mitleidige Kursteilnehmerin meldet, weil alle anderen (inklusive mir) schon längst auf Durchzug geschaltet haben und bereits die nächste Übung durchlesen, weil da wenigstens was Neues drin vorkommt.

Auch das Üben zuhause ist nicht ganz so geworden wie ich es erhofft hatte. Le Kerl parle français fließend, weswegen ich mich schon mit dem frankophilen Superprofi chattend auf dem Sofa gesehen habe. Leider kann sich le Kerl nur sehr schwer auf mein absolutes Deppenniveau runterbegeben, was unsere Unterhaltungen über Weltpolitik, Religionskriege und Quantenphysik sehr einseitig werden lässt. Denn viel mehr als „Ich bin Anke, ich schreibe Autobroschüren, dieser Kaffee ist sehr heiß, mein Bruda will dein grünes Fahrrad kaufen“ kann ich eben noch nicht sagen. Und irgendwann hat auch der geduldigste Kerl keine Lust mehr, fiktive Verkaufsgespräche zu führen oder sich von einer schlecht gelaunten, radebrechenden Kellnerin die Speisekarte erklären zu lassen. (Ich brauche dringend die Vokabeln für „Ham wa nich“ und „Nicht mein Tisch“.)

Auch meine Lieblingsmethode, Englisch zu lernen, funktioniert noch nicht wirklich, was natürlich auch an meinem Anfängerstatus liegt. Wo ich amerikanische Filme irgendwann mit englischen Untertiteln geguckt habe, um mitzulesen oder mir einfach mal Bücher, die ich schon kannte, im Original geschnappt habe, um mehr von der Sprache mitzukriegen, überfordert mich auf Französisch schon der kleine Nick – von Weblogs ganz zu schweigen, auch wenn ich sie gerne überfliege und mir einbilde, so ungefähr zu wissen, worum’s geht. (Das hier mag ich z.B. sehr gerne.)

Im Moment stochere ich mich im Alleingang durch das Franzackiglehrbuch, schreibe auch brav weiter meine Vokabelkarten voll und behaupte, auch schon ein bisschen was gelernt zu haben. Aber natürlich fehlt es mir sehr zu sprechen. Und genau darauf habe ich im VHS-Kurs so überhaupt keine Lust mehr. Ich weiß, dass man nirgends seinen Traumkurs findet, dass man immer Leute um sich rum hat, die stressen und aus einem netten Abendplausch en français eine Übung in „Wie lange halte ich durch, bevor ich ihr meinen Kuli in die Hand ramme“ machen. Auf der anderen Seite bezahle ich aber für diesen Kurs und mache ihn freiwillig. Und dann hätte ich schon gerne, dass ich mich darauf freue, so wie am Anfang. Die letzten Wochen habe ich mich jeden Mittwoch gefühlt, als ob ich abends zum Zahnarzt muss. Und das kann’s irgendwie nicht sein.

Im Internet habe ich leider nur grützige Betaversionen von Sprachschulen gefunden oder Kurse, die sich an Menschen wenden, die schon mehr sagen können als „heißer Kaffee“ und „grünes Fahrrad“. Und auch beim Institut Français in Hamburg bin ich mir nicht sicher – die Kurse sind erstmal eine Ecke teurer (was ja nicht heißt, dass sie auch unbedingt besser sind) und auch da sitzen garantiert ein paar Nasen, die mich nerven.

Ich hatte überlegt, mir eine nette Studentin zuzulegen, die mir Französisch beibringt (alle schlechten Witze in euren Köpfen machen Rückenmarkschwund), aber irgendjemand Schlaues (ich glaube, Frau Kaltmamsell) hatte mir vor kurzem einleuchtend erklärt, dass Gruppenarbeit grundsätzlich sinnvoller ist als Einzelunterricht. Denn in der Gruppe machen auch andere Leute Fehler, auf die man selbst vielleicht gar nicht gekommen wäre, und aus denen würde man viel mehr lernen. Was wahrscheinlich stimmt.

Daher weiß ich im Moment nicht so recht, was ich mit meinem halbgaren Grundwissen anfangen soll. Es macht nicht wirklich Spaß, alleine vor dem Lehrbuch zu sitzen, aber es macht immerhin einen Hauch mehr Spaß, als weiter zur VHS zu gehen. Merde.

Ich weiß gar nicht, wie man Twitter doof finden kann. Solche Dialoge (eins, zwei) versüßen jeden Tag.

Jack McManus, I bang on this piano. Ich hab nen Toto-Flashback. Und gute Laune. Hab ich eigentlich schon mal die Geschichte vom Toto-Konzert in Hannover erzählt, wo der Basser sich beim Auftritt den Arm gebrochen hat und wir beim nöligen Rausgehen wegen Konzertabbruchs den ollen Schenker von den Scorpions im Foyer gesehen haben, den mein damaliger Kumpel auch sofort schmerzfrei angequatscht … hab ich schon? Hmpf.

JA, ICH WAR FREIWILLIG AUF TOTO-KONZERTEN. So sue me.

Mit Opa in Frankfurt

Sehr seltsames Gefühl, eigene Texte im Museum zu sehen. Noch seltsamer, wenn die Familie um einen herumwuselt und sich in allen möglichen Varianten um einen rumgruppiert, um diese Seltsamkeit fotografisch festzuhalten. Mama hat analog geknipst, Schwesterherz digital, Papa wurde mal hierhin, mal dorthin geschoben, und ich musste irgendwie immer diese doofe Windows-Maus klicken und so tun, als würde ich meinen eigenen Text lesen, der davon handelt, meinen eigenen Text zu lesen.

Die Tagebuch-Ausstellung erschlägt einen im positiven Sinne mit wahnwitzig viel Papier unter Glas – weswegen die Stationen, an denen mal was anderes zu sehen ist, auch so schön sind. Weil man den Kopf mal kurz woanders hinlenken kann, weil’s was anderes zum Bewundern gibt, weil andere Geschichten erzählt werden. Da ist eben die Station mit Opas Hölzern und meinem ausgedruckten Blogeintrag und einem Rechner, an dem man sich auch durch den Rest meines Blogs klicken kann (sehen alle IE-User kein Grau in meiner Seitenleiste unter dem Suchfenster? Sagt doch was! Andererseits: mir doch egal. In Safari/Firefox sieht’s gut aus).

Dann natürlich Andrea in riesengroß mit den verschiedenen ausgedruckten Layoutvarianten ihres Blogs. Lustig, wenn man feststellt, wie lange man schon mitliest und wieviele Layouts man mitgekriegt hat. Dann die Station mit Anne Franks Tagebuch und der Geschichte, dass nicht nur ihr Vater die Tagebücher (es waren drei und nicht nur eins) vor ihrer Veröffentlichung redigiert hat, sondern dass auch sie selbst bereits ihr Geschriebenes überarbeitet hat. Die Station mit Dieter Riemann, der die DDR fotografisch dokumentiert, die Fotos in seine Tagebücher geklebt und diese abends in einer alten Kamera versteckt hat. Clara Schumanns Blumentagebuch. Rainald Goetz. Goethe. Thomas Mann. Kafka! Undsoweiterundsofort. Hach.

Auf genügend Sitzgelegenheiten kann man sich durch weitere Blogs klicken, und man kann, was ich sehr schön fand, in vielen nachgedruckten Tagebüchern lesen. So richtig lesen. Nicht am Bildschirm, nicht unter Glas, sondern auf Papier, zum Blättern. Remember?

Und dann sind da noch die Teppichfliesen, auf denen ein ganzes Jahr abgebildet ist. Ich bin zweimal vertreten: einmal mit dem Ende von Opas Text und einmal mit diesem (leicht gekürzten) Blogeintrag. Ich weiß nicht, warum ausgerechnet der fliesenwürdig war; ich hätte ihn nicht genommen, ich hab doch viel schöneres Zeug geschrieben in den letzten tausend Jahren (sowas hier zum Beispiel, haha). Andererseits war das der letzte Blogeintrag, der noch kommentiert werden durfte, wobei ich nicht weiß, ob das ausschlaggebend war. Gestern bei der Führung vergessen zu fragen: Wonach wurden die kleinen Ausschnitte aus Tagebüchern und Blogs eigentlich ausgewählt?

(Ja, die Füße hab ich absichtlich draufgelassen.)

Was ich so spannend fand: die vielen verschiedenen Möglichkeiten der Dokumentation. Die Motivation zum Schreiben. Warum schreibt man, an wen, für wen, worüber, in welchen Situationen? Viele Antworten darauf habe ich aus der sehr guten Führung mitgenommen (danke, Tine), weswegen ich euch auch unbedingt eine Führung ans Herz legen möchte, falls ihr euch die Ausstellung anguckt.

Wir haben nach unserer Privatführung (weil wir ja ein Ausstellungsstück gespendet haben, hui) noch bei einer zweiten Führung die Ohren gespitzt. Und wenn ich es schon komisch fand, mein Blog im Museum zu sehen – noch komischer war es, jemanden darüber reden zu hören, der nicht wusste, dass ich zwei Meter neben ihm stehe. So fühlt sich wahrscheinlich eine Beerdigung an. Mein Papa hat mich die ganze Zeit in die Seite geknufft, jetzt sag doch was, aber ich fand’s viel spannender, dabei zuzugucken, wie Leute auf die Geschichte von Opa reagieren. Und zum ersten Mal habe ich einem Leser dabei zugucken können, wie er sich durch mein Blog klickt. Out-of-body-experience.

Normalerweise sind meine Leser für mich eine größtenteils anonyme Masse, deren Zahl ich zwar am Counter sehen kann, aber ich kriege nie direkte Reaktionen mit. Klar, Mails, aber das ist auch schon gefiltert und auf Rechtschreibfehler korrigiert. Aber im Museum zu sitzen und einer jungen Frau dabei zuzugucken, wie sie sich die Geschichte mit Opa durchliest, sich die Holzklötze anguckt, sich nochmal das Foto von Opa anguckt und den Text dazu liest (in dem steht, wie wir die Klötze gefunden haben und dass wir nicht wissen, ob Opa wollte, dass sie irgendwann gefunden werden oder er sie einfach irgendwann verbrannt hätte), sich dann nochmal das Blog anguckt und dabei lächelt – das war schon eine sehr besondere und sehr schöne Erfahrung.

Ich setze mich heute ins Flugzeug, um nach Frankfurt zu fliegen, wo ich mir mit la familia die Tagebuch-Ausstellung angucke. Wenn ich die ganzen Berichte und Blogeinträge richtig verstanden habe, ist nicht nur mein Posting über Opas Holzklötze am Rechner zu sehen, sondern mein ganzes Weblog. Ich könnte also in ein paar Stunden im Museum stehen und mir diesen Beitrag durchlesen, der sich damit befasst, dass ich in ein paar Stunden im Museum stehe und diesen Beitrag lese.

Wenn ich also im Museum stehe UND diesen Beitrag lese UND gleichzeitig drüber twittere, explodiert dann mein Kopf?

(Schalten Sie auch morgen wieder ein, wenn Sie Prof. Dr. Bunsenbrenner sagen hören wollen: „Weblogs sind pure Illusion. Um Ihnen das zu beweisen, werde ich nun meinen Assistenten Beaker in Nullen und Einsen zerlegen. Beaker? … Beaker?“)

Edit: „Superschöne Ausstellung. Kopf ist noch da.“

Alex „The Idiot“ Kochno schickt ausgerechnet an feministing.com eine ziemlich frauenfeindliche Mail zum Thema „Männer sind klüger als Frauen“, zusammengefasst: „you stupid cunts.“ Kommt wahrscheinlich leider täglich vor – weniger oft kommt allerdings vor, dass The Idiot dafür keinen bequemen anonymen Hotmail-Account anlegt, sondern mit vollem Namen und seiner Uni-Mailadresse schreibt. Was aus dieser putzigen Hassmail geworden ist, kann man sehen, wenn man nach Alex’ Namen googelt – oder hier klickt.

„Alle glücklichen Familien gleichen einander, jede unglückliche Familie ist auf ihre eigene Weise unglücklich.“ (Erster Satz in Anna Karenina von Tolstoi.)

Familie eins, Familie zwei.

Liz und Frank (oder sein Doppelgänger) sind in Taiwan.

Oh, Dummy hat ein Blog. Völlig an mir vorbeigegangen. (Via Rebellmarkt)

Die Beifahrerin von Herrn Schwenzel hat jetzt auch eine schicke Homepage. Und ich will sofort die Flamingos kaufen. (Finger weg, meins!)

Schnuffiger Spot für den Discovery Channel, den ich seit dem gestrigen Getwitter von Caro nicht mehr aus dem Kopf oder den Ohren kriege. Jetzt habt ihr ihn auch. So.

Klanghölzchen

Der Heliumkiffer hat mich erwischt:

1. Nenne einen Song, dessen Text dich ganz besonders berührt und begründe.

Das dürfte Billy Joels Got to begin again sein, das ich gerne vor mich hersinge, wenn der Tag scheiße ist und ich mir selber einreden will, nein, muss, dass der morgige besser wird. Ich hab noch ein paar andere Lieder, die ich alleine auf dem Klo vor mich hinsumme, um nicht heulen zu müssen, aber diesen Song singe ich am häufigsten.

„Well, it’s been quite a while since I lifted my head
And I’m sure the light will hurt my eyes
I see the way that I’ve been spendin’ my days
And reality has caught my by surprise

I was dreamin’ of tomorrow, so I sacrificed today,
And it sure was a grand waste of time
And despite all the truth that’s been thrown in my face
I just can’t get you out of my mind

But I’ve got to begin again
Though I don’t know how to start
Yes, I’ve got to begin again, and it’s hard“

2. Nenne einen Song, dessen Musik dich ganz besonders berührt und begründe.

Das ist jeder, der gerade bei mir auf Heavy Rotation läuft. Also jeden Tag ein anderer. Allerdings gibt es Lieder, die ich seit 20 Jahren mit mir rumschleppe, weil sie eben die ersten waren, die mir wichtig waren. Das sind natürlich fiese 80er-Jahre-Heuler von Duran Duran und Nik Kershaw, von denen ich heute noch jede Zeile mitsingen kann. Rio von Duran Duran z.B. kann ich heute noch komplett durchhören, ohne sie doof zu finden. Und ich muss auch leider sagen, dass meine grafischen Vorlieben sich bis heute an diesem Cover orientieren.

3. Welchen Song hättest du gerne geschrieben und warum?

Yesterday. Oder White Christmas. Oder Happy Birthday. Tantiemen einsacken und sich zur Ruhe setzen.

4. Nenne fünf Songs für dein Lebens-Best-of.

Se a vida é von den Pet Shop Boys. Lief in der Lufthansa-Musikberieselung auf Dauerloop, als ich das erste Mal aus den USA zurückkam. (Prä-iPod-Ära, kein Walkman dabei.) Seitdem verbinde ich dieses Lied mit Karl.

Losing my religion von REM. Haben wir eine Zeitlang jeden Abend im Kino gehört, wenn wir während der letzten Vorstellung die Abrechnung gemacht haben. Draußen war es längst dunkel, wir waren nur noch zu zweit, alles war ruhig, alles lief … Zigarette, Füße aufs Geländer der Treppe, die nach unten in den größten Saal führte, Bierchen und den Radiorecorder an.

Feierabend von Peter Alexander. War der Rausschmeißer in der Kneipe, in der ich so um die drei Jahre gekellnert habe. Wir hatten als einer der wenigen Läden in Hannover jeden Tag bis fünf Uhr morgens auf, und spätestens ab 4.30 Uhr musste man etwas rabiater werden, um die letzten Leute vor die Tür zu kehren. Ab zehn vor 5 lief Feierabend in voller Lautstärke.

Siegfried von Richard Wagner. Meine erste Oper. Hab ich mit zehn Jahren in Hannover gesehen, zusammen mit meiner Mutter. Mein Vater hatte sich wohlweislich zurückgehalten, und meine Schwester wollte auch nicht mit. Ich fand’s dagegen toll und hab mich sehr wichtig gefühlt mit meinem schwarzen Samtrock und der weißen Rüschenbluse. Meine Mutter hat mir einen Opernführer geschenkt und das Reclamheft mit dem Libretto. Und nach der Oper sind wir noch ins Mövenpick gegangen, um ein Rieseneis zu essen. Das ist dann auch unsere Operntradition geworden: erst zu Wagner, dann was auf die Hüften.

Weißt du, wieviel Sternlein stehen von Wilhelm Hey (wusste ich bis gestern auch noch nicht, von wem dieses Lied eigentlich ist). Meine Mutter hat meiner Schwester und mir immer ein Gute-Nacht-Lied vorgesungen. Ich hatte die Sternlein, und meine Schwester Der Mond ist aufgegangen.

5. Und zum Schluss: Welche Platte beschützt du wie deinen Augapfel?

Ehrlich gesagt habe ich zu meinen Platten und CDs ein eher pragmatisches Verhältnis. Damals, als ich sie gekauft habe, waren sie wahnsinnig wichtig, aber inzwischen schleppe ich sie nur noch von Wohnung zu Wohnung und stelle sie ungeordnet (ja, wirklich! Ich! UNGEORDNET! … Na gut, Soundtracks und Klassik stehen etwas abseits) ins Regal, weil ich sie kaum noch höre. Die Schallplatten überhaupt nicht mehr, obwohl ich auch meinen Plattenspieler noch von Wohnung zu Wohnung schleppe. Die einzige Scheibe, auf die ich etwas mehr aufpasse, ist Those lazy hazy crazy days of summer von Nat King Cole, weil die meinem Vater gehört hat. Und weil das Cover so schön altmodisch ist, dass ich die Platte eine Zeitlang an der Wand hängen gehabt habe, zusammen mit der Cupid & Psyche von Scritti Politti, weil’s farblich so gut passte.