Queen und Schokolade. Was will ich mehr. (YouTube-Direktlecker)
Und hier nochmal der ebenso geniale Vorgänger:
Queen und Schokolade. Was will ich mehr. (YouTube-Direktlecker)
Und hier nochmal der ebenso geniale Vorgänger:
As-tu déjà aimé? aus dem Film Les chansons d’amour. Via Malorama, der es von arktis.antville hat, der einen schönen Kommentar zum Film aufgeschrieben hat: „der film ist wirklich sehr schön, auch wenn es ein, zwei lieder gibt, die langweilig sind. und er ist unglaublich pariserisch… ich habe ihn lustigerweise in einem kino gesehen, in das eine der hauptfiguren zu beginn des films auch geht. seltsamer effekt, im kino zu sitzen und das kino zu sehen, in dem man sitzt.“
Mich fragt zwar keiner, aber ich antworte trotzdem:
ankegroener, twittert seit Oktober 2007, Bio: besser als Chemie, Location: Hamburg, Web: ja gerne, Following 98, Followers 294 316 327, Updates 1.061
CemB: Was ist eigentlich der Spaß an Twitter für dich?
Fremden Leuten bei ihren Essgewohnheiten zugucken. Ernsthaft. Ich behaupte, ich koche anders, seit ich lese, was andere so essen. Und trinken. Jedesmal wenn ich mir einen Kaffee mache, muss ich an Twitter denken, weil jeder ständig über Kaffee twittert. Und: Ich finde es völlig belanglos, dass Lumma dauernd twittert, dass er jetzt boardet oder bei Starbucks ist. Aber gleichzeitig bin ich inzwischen davon überzeugt, dass die Welt aufhören würde zu existieren, wenn Lumma nicht mehr boarden würde oder bei Starbucks wäre.
CemB: Worüber twitterst du? Was twitterst du? Zu welchen Zeiten twitterst du?
Ich twittere grundsätzlich über das, was ich gerade mache. Kann eine DVD sein, die ich gerade gucke, ein Lied, das ich im Ohr habe, eine Zustandsbeschreibung oder eben der Klassiker: Mach mir jetzt nen Kaffee. Sätze, die ich irgendwo mithöre. Infos, die ich aufschnappe und die ich mal eben rausblase, ohne sie für einen Blogeintrag feinzuschleifen.
Ich twittere, so lange ich am Rechner bin. Also nicht während Big Brother oder American Idol. Sonst immer.
CemB: Hat Twitter deine Kommunikationsgewohnheiten verändert? Dein Leben bereichert?
Mein Leben bereichert auf jeden Fall, weil man, auch wenn sich das wieder nerdig und sozial inkompetent anhört, immer jemanden um sich rum hat, selbst wenn man alleine auf der Couch liegt. Für mich ist Twitter inzwischen zu einem ständigen Hintergrundrauschen geworden, dem ich zuhören kann, wenn ich will, aber auch ignorieren kann, wenn’s grad stört. Aber ich weiß, es ist immer jemand da. Und das fühlt sich für mich sehr kuschelig und beruhigend an.
Ich habe festgestellt, dass ich auch bei Twitter eher „persönlich Schreibenden“ folge. Die ganzen Technikkonversationen, die mich in Blogs schon nicht interessieren, interessieren auch bei Twitter nicht.
Meine Kommunikationsgewohnheiten hat es weniger verändert, weil ich „wirkliche“ Konversationen eher per Mail oder, wenn’s sein muss, per Telefon führe. Twitter ist für mich eher ein kleiner Marktplatz, wo man mal kurz auftaucht, was sagt und wieder geht. Gespräche über Twitter finde ich sehr nervig. Eine Frage/Antwort/ah, danke-Konversation ist okay, aber sobald irgendwer chattet, geht’s mir auf die Nerven. Deswegen sind auch schon einige Leute bei mir aus meinem Twitterversum geflogen, weil mir das zuviel wurde.
CemB: Nutzt du es für dein Networking? Wie drückt sich das für dich aus?
Ich nutze gar nichts für mein Networking, weil ich keins betreibe.
CemB: Hast du durch Twitter neue Themen und Leute kennengelernt? Neue Impulse und Anregungen bekommen?
Auf jeden Fall. Ich lese ein paar Blogs mehr von Leuten, die mir gefolgt sind und die ich darüber erst kennengelernt habe. Und die meisten Links, die in Blogs auftauchen, habe ich inzwischen schon einen Tag vorher auf Twitter gesehen. Und eine Woche später auf SpOn.
Ich lese Twitterzeug von Leuten, deren Blogs ich grottenlangweilig finde. Ich lese Blogs von Leuten, deren Getwitter mich nervt. Und ich möchte ganz zusammenhangslos auf arghs Gezwitscher hinweisen, das alleine Twitter eine Daseinsberechtigung verleiht.
CemB: Nutzt du Twitter auch beruflich?
Wenn ich konzentriert an einem Text sitze, ignoriere ich Twitter. Ich kann beim Schreiben auch keine Musik hören, und wenn’s richtig hart auf hart kommt, mach ich auch das Mailprogramm zu, damit da nix nervt. Wenn ich eher entspannt vor mich hinschreibe (ja, da gibt es Abstufungen), gönne ich mir alle halbe Stunde mal einen Blick, lese nach und schreibe dann weiter. Wenn ich allerdings „nur“ rumspinne oder nach Ideen suche, lese ich bewusst jeden Quatsch, weil jeder Quatsch inspirieren kann.
Ich habe erst einmal eine berufliche Frage gestellt, als mir partout nichts mehr einfiel. Da kamen dann auch reichlich Antworten, die ich nutzen konnte.
CemB: Wie gehst du mit Followern um?
Ich gucke mir jeden Follower an und entscheide relativ spontan, ob ich ihm oder ihr auch folgen will. Wenn das Gezwitscher nur aus @-Posts besteht, folge ich so gut wie nie.
Leute, die schon 2000 anderen Leuten folge, blocke ich grundsätzlich, weil ich keine Ahnung hab, was ich da in der Liste soll. Und einmal wollte mir jemand folgen, der schon 100 anderen gefolgt ist – nur Frauen. Der wurde auch sehr, sehr schnell geblockt.
Ich finde es immer sehr spooky, wenn Leute nur mir folgen. Die gucke ich mir ein paar Tage an, und wenn ich weiterhin die einzige Person bin, der gefolgt wird, wird der auch geblockt, weil sich das nach Stalking anfühlt. Ich wünschte, ich könnte auch im Blog sehen, wer mir folgt und notfalls Leute kicken.
Selber folge ich knapp 100 Leuten. Es waren mal mehr, aber das hat mich wahnsinnig gemacht, weil ich gar nicht mehr nachkam mit Lesen. Wenn ich jemandem folge, dann will ich das auch lesen. Wenn ich merke, ich krieg nichts mehr mit, müssen ein paar Leute leider gehen. Und: Jeder, der nur „New blog post“ twittert mit Link zum eigenen Blog, fliegt sowieso. Dafür gibt’s RSS. Deswegen ist z.B. auch Jojo aus meiner Liste geflogen, dessen Blog ich liebe, aber dessen Tweets für mich völlig nutzlos sind.
CemB: Welche Twitter-Clients nutzt du? Twitterst du auch mobil?
Ich nutze Twitterific, allerdings noch eine alte Version, weil die keine Werbeeinblendungen hat. Außerdem habe ich den Zwitschersound deaktiviert, weil ich mich irgendwann mal sehr erschreckt habe, als ich auf dem MacBook eine DVD geguckt habe und mittendrin das fiese TSCHILP! ertönte.
Mobil twittere ich eher selten, meist aus Langeweile, wenn ich auf den Bus warte oder weil ich mal wieder am iPhone rumspielen will. (Ja, das macht immer noch Spaß.)
CemB: Siehst du Wechselwirkungen zwischen Blogs und Twitter? Oder mit anderen Plattformen?
Ich habe bei mir gemerkt, dass ich inzwischen viele Sätze zwitschere anstatt sie zu bloggen. Nicht alle, aber viele. Manche Links schleudere ich auch bei Twitter raus anstatt sie für einen Blogeintrag aufzuhübschen. Andere Links, die vielleicht einer Erklärung bedürfen, „verschwende“ ich aber nicht bei Twitter, sondern schreibe da lieber noch was zu und blogge es dann.
Andere Plattformen nutze ich kaum, weder Fotos noch Filme. Daher sind mir da Wechselwirkungen wurst.
CemB: Was kommt nach Twitter?
Keine Ahnung. Ich laufe ja heute noch durchs Internet wie eine Sechsjährige und rufe dauernd, oh guck mal, was hier GEHT! ALLES BUNT!
Ich bin von jedem technischen Fortschritt völlig überwältigt und find’s toll, dass irgendjemand diese irrsinnige Idee hatte. Gleichzeitig mache ich mir selbst aber so überhaupt keinen Kopf drum. Dafür gibt’s ja irgendjemand anders.
Harlan Coben – Tell No One
Ach naja, Thriller halt. Witwer kriegt E-Mails von seiner toten Ehefrau, die ihn bittet, niemandem davon zu erzählen. Nee, klar. Zum Schnellweglesen auf Zugfahrten. Zum Schnellweglesen auf Zugfahrten aber recht gut.
Johannes Willms – Gebrauchsanweisung für Frankreich
So sehr mir der plaudrig-süffisante Tonfall von Wickert bei seinen Frankreichbüchern auf den Zeiger ging – die vor sich hergetragene Intellektualität von Willms ist noch nerviger. Eindeutig informativer als Wickert, aber eben auch anstrengender. Streberbuch.
Joachim Fest – Hitler. Eine Biografie
Ich kann nicht behaupten, dass es Spaß macht, eine Biografie über Hitler zu lesen, aber ich war sehr vom Fest’schen Stil fasziniert, der die immer seltsamer werdende Geisteshaltung des Gröfaz sehr nachfühlbar beschreibt. Viele Adjektive, die ich nicht vermutet habe und sehr viel Inhalt, den ich noch nicht kannte – und ich behaupte von mir, recht gut über 33–45 Bescheid zu wissen. Absolut lesenswert. Hat mich allerdings einige Monate gekostet, denn nach jeweils ein, zwei Kapiteln musste ich dringend irgendwas lesen, was bessere Laune macht.
Andreas Eschbach – Der letzte seiner Art
Typischer Eschbach. Riesenidee mit belanglosem Ende; diesmal geht’s um einen bionischen Kerl, dessen High-Tech-Innenleben allmählich versagt. Liest sich zackig weg und hinterlässt keinen schweren Kopp.
Frank Schätzing – Der Schwarm
Knapp 1000 Seiten im oder am oder auf dem Meer, dessen Bewohner auf einmal nicht mehr nett zu den Menschen sind. Zeitweilig wollte ich nicht mehr in die Badewanne, weil Wasser plötzlich eine böse Bedrohung war. Sehr spannend geschrieben, aber mit den letzten 50 teils zu langen, teils zu verquasten Seiten hat der gute Schätzing das Finale fies versaut. Hieß für mich: das Ende querlesen und das Buch ein winziges bisschen nölig ins Regal stellen.
Michael Jürgs – Der Fall Romy Schneider
Arg bemühte Mischung aus Kriminalfall bzw. journalistischer Recherche und einer klassischen Biografie. Die ist dazu auch noch superschnarchig und banal geschrieben. Klingt nach einer schlechten Serie im Stern, um die eine affige Handlung rumgestrickt wurde.
Brigitte Hamann – Winifred Wagner oder Hitlers Bayreuth
Gut zu lesende Biografie von Winifred Wagner, Ehefrau von Siegfried Wagner, „des Meisters Sohn“. Das Buch versucht neutral zu bleiben und Winifred weder als unverbesserliche Nazi hinzustellen noch als aufrechte Widerstandskämpferin. Es macht sehr gut den seltsamen Widerspruch deutlich, den Winifred verkörperte: Einerseits hat sie bis zu ihrem Tod 1980 gerne über ihre Freundschaft zu Hitler gesprochen, andererseits hat sie während des Dritten Reichs vielen Menschen geholfen, die sonst dem System zum Opfer gefallen wären. Leider fehlen dem Buch wichtige Details, weil die Familie Wagner bis heute die Briefe zwischen Winifred und Siegfried nicht zu Forschungszwecken freigibt. Trotzdem sehr lesenswert.
Annie Leibovitz – A Photographer’s Life
Gewagte Mischung aus den üblichen Hochglanz-Leibovitzen mit sehr intimen, privaten Bildern: ihre Eltern, Geschwister, Nichten, Neffen … und natürlich ihre Lebensgefährten Susan Sontag, die sie bis zu ihrem Tod begleitete. Auch mit der Kamera. So ein bisschen mehr Text hätte ich mir doch gewünscht, aber natürlich sagen die Bilder schon so gut wie alles.
Flix – Held
Sehr schöner Comic. ’nuff said. (der-flix.de)
Letzten Mittwoch hatte ich das Glück, Das Rheingold in der Oper in Hamburg zu sehen. Per glücklichem Klick im Online-Bestellformular hatte ich eine der letzten Karten abgekriegt und saß nun dumm grinsend und voller Vorfreude, wie immer bei Wagner, in der 19. Reihe an der Seite, von wo man aber immer noch einen guten Blick auf die Bühne hatte. Und sogar auf die Obertitel. Ich wusste gar nicht, dass die Oper mit Obertiteln gespielt wurde (ist das jetzt immer so in Hamburg?), hatte aber so gar nichts dagegen, denn auch wenn ich das Rheingold schon, weiß nicht, fünf- oder sechsmal gesehen habe und mir auch jedesmal vorher das Libretto durchlese, hab ich doch zwei Stunden später wieder vergessen, was genau die Damen und Herren Götter da vorne singen. Und mal ehrlich: verstehen kann man sie auch nicht.
Die Ouvertüre kostete wieder ein kleines Tränchen, dann öffnete sich der Vorhang und das Rheinbett war – ein Bett. Und die drei Rheintöchter mit den gerne veralberten Namen Woglinde, Wellgunde und Floßhilde (wer darüber keine Witze macht, sollte über gar nichts Witze machen) waren drei züchtig bekleidete Pyjamamädels, die eine neckische Kissenschlacht veranstalteten. Machen wir Mädels ja sowieso immer, sobald die Kerle weg sind: Kissenschlachten. Ich fand’s ziemlich charmant und war vor allem dankbar, dass ich endlich mal eine Rheingold-Inszenierung gesehen habe, in der die Damen nicht mit Silikon-, Stahl- oder sonstigen falschen Brüsten rumlaufen mussten, die auch gerne auf Kommando beim „Titelsong“ („Rheingold! Rheingold! Leuchtende Lust“) per Gruppenexhibitionismus entblößt wurden. Ernsthaft. Das erste Mal Rheingold ohne nutzlos nackte Oberweite. Schon gewonnen.
Die erste Szene war rum, der glitschige Alberich hatte das Gold geklaut, der Vorhang senkte sich, das Orchester spielte weiter … und hörte plötzlich auf. Was es nicht tun sollte. Und bevor man sich noch großartig überlegen konnte, was los war, kam auch schon eine Stimme über die Lautsprecher, dass man kleine technische Probleme mit der Bühne und dem nächsten Bild habe, dass es aber gleich weitergehe. Woraufhin einige ernsthaft den Saal verlassen haben, weil: Das kann dauern und ich war ja erst vor 35 Minuten das letzte Mal auf dem Klo. Ich hoffe, die Nasen sind nicht wieder reingekommen, denn bereits nach wenigen Augenblicken setzte das Orchester wieder ein und der Vorhang öffnete sich zum zweiten Bild.
Im zweiten Bild treten zum ersten Mal die Riesen Fafner und Fasolt auf, die den Göttern um Wotan die Burg Walhall gebaut haben und nun ihren Lohn abholen wollen. Auf die Riesen freue ich mich bei jeder Inszenierung, genau wie auf den Drachen im Siegfried, weil ich jedesmal gespannt bin, was sich die Regisseure einfallen lassen, um bloß keine Riesen oder Drachen auf die Bühne bringen zu müssen. Manchmal tun sie’s doch: In Hannover habe ich mal einen Drachen gesehen, der eine große silberne Kugel war, aus der oben der Sänger halb rausguckte. Hinter der Kugel waren lauter dicke Ringe, ähnlich wie massive Rhönräder. Alles lief auf Rädern bzw. in der Kugel und den einzelnen Ringen, die Schwanzglieder des Drachen waren, versteckten sich arme Praktikanten, die die Teile blind bewegt haben. Und als der Drache von Siegfried erschlagen wurde, rissen die Ringe von der Kugel ab und verstreuten sich über die ganze Bühne. Fand ich nicht so doof.
Als Riesen kenne ich die üblichen Stelzenläufer und das Spiel mit langen Schatten, die die normalgroßen Sänger immerhin per Licht zu Riesen machen. Clevere Hamburger Lösung: Die Burg und das Land um die Burg sahen wie eine Eisenbahnminiatur aus, über die die Sänger bei ihrem ersten Auftritt in schweren Schritten rübergestapft sind, immer schön im Takt zu ihrem Leitmotiv. Danach waren sie zwar genauso groß wie ihre Mitspieler, aber der erste Eindruck war perfekt, und man hat sie ganz einfach als Riesen akzeptiert. Gekleidet waren sie wie fies-klischeeige südländische Türsteher, komplett mit Goldkettchen und Vokuhila. Da passte dann auch, dass sie ihren Lohn in silbernen Koffern gekriegt haben.
Der Rest der Götterschar war mal wieder in Alltagsklamotten gewandet; passte zur Eisenbahnminiatur, hat mich jetzt aber auch nicht umgehauen. Ich muss bei solchen Kostümen immer an Loriot und seine Kritik an Wotan mit der Aktentasche denken. Der Hamburger Wotan war dann auch der am wenigsten göttliche, den ich je gesehen habe, denn er hatte sogar Ärmelschoner. Ihn fand ich sowieso sehr blass, während der Rest seiner Schar deutlich kraftvoller um ihn herumwitzelte. Überhaupt war der generelle Tonfall eher spöttisch, was okay ist, denn schließlich stellen sich alle im Rheingold nicht gerade schlau an: Wotan verspielt fast die Göttin der ewigen Jugend an die Türsteher, die blöden Rheintöchter lassen sich das Gold unterm Hintern wegklauen, der Dieb des Goldes ist zu dumm, es zu behalten, und überhaupt wundert man sich nach dem Rheingold, ob die Herrscher und Herrscherinnen über das Universum sich wenigstens die Schuhe selber zubinden können.
Was sie alles können und vermögen, sehen wir dann in der Walküre, dem Siegfried und natürlich der Götterdämmerung, die bis Ende 2010 in Hamburg auf die Bühne gebracht werden sollen. Und nächste Spielzeit bin ich klüger und sorge schon früher für eine Karte, denn wenn das Rheingold – das zickigste Stück im Ring – schon so gut war, bin ich sehr gespannt auf den Rest.
Nachtrag zur Teddybärenwoche: Gestern hatte ich ein sehr schönes Päckchen im Briefkasten. Darin das Buch Anna & Elvis von Richard Kähler, das von zwei Teddybären handelt, die sich im Urlaub kennenlernen. Das ganze ist total niedlich und gleichzeitig schön schräg, weil man doch eher selten Teddybären bei ihren ersten sexuellen Annäherungsversuchen zuschaut. Kann ich uneingeschränkt weiterempfehlen und mich hiermit nochmals beim freundlichen Spender (der gleichzeitig der Verfasser des Buchs ist) bedanken. Auch für das sehr nette Anschreiben und die Widmung in einer grandiosen Handschrift, auf die ich ewig neidisch sein werde.
PS: Die Teddys im Buch sind übrigens von Beate Bera, auf deren Seite Herr Svensson vielleicht fündig wird, falls sein Tiger mal … aber darüber wollen wir gar nicht nachdenken.
Die Washington Post hat für ihre wunderbare Geschichte über Joshua Bell, die ich hier erwähnt habe, einen Pulitzer-Preis gewonnen.
(Danke an Jürgen für den Hinweis.)
Ab Donnerstag läuft Der Rote Baron im Kino. Anscheinend gibt es mehrere Plakate zum Film; ich bin gestern jedenfalls an einem vorbeigefahren, auf dem die Köpfe von Til Schweiger und Joseph Fiennes zu sehen waren, zusammen mit der Tagline „Sein größter Sieg war ihre Liebe“. Ich hatte mich schon gefreut, ganz neue Details aus dem Leben des von Richthofen zu erfahren, aber natürlich war’s doch ne Frau, in der er sich verliebt und blablabla. Schade. Für zwei Sekunden war ich doch versucht, mir den Kram anzugucken.
Ich lass mir jetzt in meinem Lieblingspapierladen in Ottensen ein paar neue Vokabelkarten schnitzen pour des mots français. (Ich hab’s noch nicht so mit dem Herrn Plural und diesen seltsamen Unzählbaren, daher ist der Satz vielleicht falsch. Hinweise werden gerne entgegengenommen.) Währenddessen dürft ihr Vanessa Paradis mit L’incendie lauschen.
Charlton Heston, 04.10.1924–05.04.2008
Am Freitag gab es auf der re:publica einen Workshop mit dem schönen Titel „Strickblogs oder Postfeminismus: Contents jenseits vom Schwanzvergleich“ (leider nicht mehr als Audiostream verfügbar). Im Vorfeld hatte die Referentin mehrere Bloggerinnen angeschrieben, ob sie Input für diesen Workshop hätten. Ich hatte, ehrlich gesagt, keinen, weil mir auch nach tagelangem Überlegen nichts eingefallen ist, über das man großartig hätte reden können außer die üblichen Allgemeinplätze „Es gibt mehr weibliche als männliche Blogger, aber von den Kerlen hört man mehr“ und „Frauen schreiben persönlicher als Männer“. Und darüber wollte ich nicht reden, denn who cares.
Per Livestream konnte man den Workshop auch vom heimischen Sofa aus verfolgen, was ich getan habe. Und ich musste feststellen, dass anscheinend auch die anderen der Angeschriebenen keinen großartigen Input geliefert hatten, denn eben diese zwei Allgemeinplätze wurden erwähnt – und dann wurde aus dem Workshop, der nie einer war, eine Art Frauenstammtisch, bei dem sich alle Anwesenden vorstellten und sagten, über was sie bloggen. Oder auch nicht. Ich hatte das Gefühl, dass die Hälfte der Frauen kein Blog hatten, und ich glaube auch nicht, dass nach dieser Veranstaltung der Wunsch, eins zu haben, größer geworden ist, weil die Faszination des Bloggens einfach nicht klar werden konnte.
Mein Problem mit dem Themenkomplex „Frauenbloggen“ ist, dass ich keins habe. Ja, ich denke auch, dass Frauen anders bloggen, aber mal ganz doof in die Runde geworfen: Frauen leben auch anders, fühlen anders, setzen vielfach andere Prioritäten und lesen andere Bücher als Männer. Warum sollten sie dann nicht auch anders bloggen?
Ich bin absolut der Meinung, dass Männer und Frauen das Gleiche leisten können, sofern die Biologie nicht im Weg steht (Männer laufen nun mal schneller und springen weiter, okay, damit kann ich hervorragend leben). Aber wenn es um geistige Leistung geht, nehmen wir uns nichts. Trotzdem gibt es Filme, bei denen Männer ständig auf die Uhr gucken, während Frauen gerade selig die Kleenexbox leerheulen. Es gibt Zeitschriften, die Frauen gelangweilt weglegen, während die Kerle sich gar nicht mehr beruhigen können wegen der tollen Heimwerkertipps und Handyrezensionen. Das ist natürlich böse verallgemeinert; ich weiß, dass es genug Frauen gibt, die lieber die Bohrmaschine schwingen als die Nagelfeile und dass es durchaus Männer gibt, denen Titanic gefallen hat (auch wenn sie es niemals zugeben würden). Aber ich glaube schon, dass die beiden Geschlechter manchmal schlicht und einfach andere Interessen haben, weil ihr Leben sich nun einmal unterscheidet.
Wenn Frauen sich z.B. für ein Leben als Hausfrau und Mutter entscheiden, ist es fast zwangsläufig so, dass es bei ihrem Blog eben um Kinder und den ganzen Rest geht. Was ich auch völlig okay finde. Ich gucke gerne Filme, also schreib ich über Filme. Ich weiß nicht, ob ich jetzt aus falsch verstandenen emanzipatorischen Zwängen unbedingt über Politik schreiben muss, nur damit es ein Blog gibt, bei dem sich eine Frau mit diesem Thema auseinandersetzt. (Und nebenbei gibt’s das ja auch schon.) Ich glaube auch nicht, dass wir dringend noch ein weiteres SEO- oder Marketinggeschwafelblog brauchen, das erkennbar von einer Frau geschrieben wird, nur damit wir sagen können, ja klar, können wir auch. Vielleicht gibt’s ja auch schon Blogs über Suchmaschinenspamming von Frauen, weiß ich nicht, den Quatsch les ich nicht.
Zusammengefasst: Wir leben anders – wir bloggen anders. Der einzige Punkt, den ich auch nicht erklären kann, aber der wahrscheinlich auch nicht auf einem Workshop ergründet werden kann, ist, warum männliche Blogs grundsätzlich eher wahrgenommen werden. Meine Theorie wäre die häufigere Verlinkung von thematisch ähnlich gelagerten Blogs. Während wir eher persönlich Bloggenden weitere Blogs, die uns gefallen, nur in der Blogroll haben, verlinken sich derartige Blogs viel häufiger, weil ihre Themen sich eher überschneiden. Wenn Blog X über das schicke neue Spielzeug mit dem BING bloggt, ist die Chance relativ groß, einen Backlink von weiteren BINGBloggern abzukriegen; gerne in der Formulierung „Der X hat auch drüber geschrieben“. Und zack! sind einige neue Technorati-Links da, die diese Blogs in den Blogcharts weiter nach oben spülen, obwohl sie genau den gleichen Kram schreiben wie fünfzig andere auch. Und da diese Charts im Moment anscheinend die einzigen sind, die von der Öffentlichkeit, die sich nur mal eben für einen miesen Artikel in der Süddeutschen mit Blogs beschäftigt, wahrgenommen werden, ist für diese Öffentlichkeit klar: Keiner liest Frauenblogs. Da sag ich mal: Wenn auch Frauen sich dieser Themen annehmen würden, wären sie ebenfalls dabei. Viel Spaß damit.
Ich glaube, mein Grundproblem mit dem angesprochenen Workshop war eben, dass ich keinen Bedarf für diese Art der Differenzierung gesehen habe. Jetzt im Nachhinein sind mir doch noch ein paar Themen eingefallen, die vielleicht für weibliche Blogger interessant gewesen wären: Welche Risiken gibt es für uns, die die meisten Männer wohl nicht haben werden (Stichwort Stalking oder sexuelle Belästigung per Kommentar oder Mail) und wie kann man sich dagegen wehren bzw. davor schützen? Können wir uns zu einer Art Webring zusammenschließen, wollen wir das, müssen wir das? Wäre es vielleicht sogar finanziell interessant, ein Netzwerk aus weiblichen Blogs zu schaffen, weil man damit Werbetreibenden eine sehr spitze (no pun intended) Zielgruppe bieten könnte? Und generell: Wieso ist überhaupt das Bedürfnis da, sich absetzen zu wollen, sich darüber einen Kopf machen zu wollen, dass man nun mal als Frau schreibt?
PS: Der Guardian hat vor Kurzem eine Liste veröffentlicht mit den angeblich 50 most powerful blogs. Über die Auswahl kann man streiten, aber: Das Blog an Nummer 1 ist die Huffington Post, gegründet von Arianna Huffington. Und auf Nummer 5 findet sich dooce, wo Heather Armstrong über nichts anderes schreibt als über ihr Kind, ihren Ehemann und ihren Hund. Go figure.
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Edit: franziskript hat sich die Veranstaltung angeguckt. Initiatorin Helene Hecke hat im Genderblog ihre Sichtweise aufgeschrieben.
Teddy mit Kopfschmerzen. Not safe for sissies. (Like me.)
(via Surfguard)
Beeblebears, Teddybären mit zwei Köpfen à la Zaphod Beeblebrox. (via Nerdcore)
Mein Teddy heißt Kuschel
Mein Teddy heißt Frau Merkel
mein teddy heißt mohammed
Mein Teddy heißt Paula
Mein Teddy heißt Max
mein teddy heisst jesus
Mein Teddy heisst KISS
mein Teddy heisst Teddy
MEIN Teddy heisst Herbert
Mein Teddy heißt Tomm
mein Teddy heißt Felix
mein teddy heißt HAINRICH
Mein Teddy heißt Bräunerchen
MEIN TEDDY HEIßT MICHI
mein Teddy heisst Honk
mein teddy heißt gipso
Mein Teddybär heißt Wutz
Mein Teddybär heißt Wuschel
mein teddybär heisst rocco
mein Teddybär heißt Brumm
Mein Teddybär heißt Wolli
Mein Teddybär heißt Rosinchen
Mein Teddybär heisst Bodo
mein Teddybär heißt Herr Beimer
Teddy ist schon 40, denn ich habe ihn zu Weihnachten bekommen, als ich noch kein Jahr alt war. Vielleicht heißt Teddy deswegen auch nur Teddy, weil ich mit neun Monaten noch nicht in der Lage war, ihm einen anderen Namen zu geben.
Er ist das erste Stofftier, an das ich mich erinnere – und das ich noch besitze. Er ist auf vielen meiner Kinderfotos zu sehen, er durfte in meinem Bett schlafen und ich weiß, dass Mama ihm des Öfteren die Beine neu annähen musste, weil ich ihn immer mit mir rumgeschleppt und vielleicht nicht immer pfleglich behandelt habe. Würde mich mal interessieren, ob man Kleinkindern wirklich beibringen kann, etwas pfleglich zu behandeln.
Teddy hat mich bei Gewittern beschützt, mich bei langen Autofahrten unterhalten, mich getröstet. Denn natürlich konnte Teddy sprechen. Er hatte eine kleine rote Zunge, und wenn ich mit ihm irgendwo zuhause rumsaß, haben wir uns stundenlang unterhalten. Jedenfalls bis ich zehn war. Da sind wir nämlich umzogen, von unserem alten Haus in unser neues. Alle Möbel wurden verpackt, und selbst die gesamte Küche kam mit. Das wusste ich aber nicht. Im ganzen Umzugstrubel hatte ich nämlich ein viel wichtiges Problem: Teddys kleine Zunge war abgefallen und meine Mutter musste sie wieder annähen. Die war aber natürlich eher damit beschäftigt, ein ganzes Haus in Kisten zu verstauen und hatte keine Zeit. Ich solle die Zunge irgendwo aufbewahren, bis sie Zeit hatte. Also habe ich die Zunge auf einen Küchenschrank gelegt, weil ich der Meinung war, der würde nicht mitkommen. Aber als ich am Umzugstag aus der Schule kam, war die Küche weg. Im Umzugslaster. Und natürlich hatte niemand auf Teddys Zunge geachtet. Seitdem war Teddy stumm.
Ich habe trotzdem weiter mit Teddy geredet. Auch in der Pubertät, als es total uncool war, noch Stofftiere bei sich im Zimmer zu haben, durfte Teddy weiter bei mir wohnen und wurde nicht auf den Dachboden gesteckt wie viele andere Plüschviecher, zu denen ich nie eine so enge Bindung wie zu Teddy hatte. Inzwischen schlief er nicht mehr in meinem Bett, aber er saß immer auf dem Nachttisch, so dass ich ihn sehen konnte.
Wenn wir in den Urlaub gefahren sind, habe ich immer ein Ersatzstofftier mitgenommen, weil ich Angst hatte, Teddy irgendwo zu verlieren. Als meine Schwester und ich vor einer längeren Reise gebeten wurden, alles Wertvolle in den Banksafe zu tun, war ich kurz davor, auch Teddy in den Safe legen zu wollen. Aber erstens würde er im Schließfach ja keine Luft kriegen und zweitens war ich doch nicht ganz so blöd, wie dieser Eintrag mich grad macht. Trotzdem hatte ich jedesmal Angst, unser Haus würde abbrennen, und niemand würde Teddy retten, genau wie auch niemand auf seine Zunge aufgepasst hatte, weil niemand weiß, wie wertvoll dieser alte, ranzige Teddy für jemanden ist.
Vor ein paar Jahren hat mir meine Schwester den Tarnbär geschenkt, weil Teddy immer fragiler wurde und ich mich nicht mehr getraut habe, ihn ab und zu in den Arm zu nehmen. Vielleicht auch, weil er nach fast 40 Jahren nicht mehr ganz so blütenfrisch ist wie er mal war, da er ja, seit meine Mutter nicht mehr für ihn zuständig ist, keine Waschmaschine mehr von innen gesehen hat. Der Tarnbär ist inzwischen der Kuschelteddy geworden, der neben meinem Bett sitzt (der aber auch nicht auf Reisen mitkommt, weil ich ihn ja verlieren könnte), während Teddy alt und würdevoll im Regal im Schlafzimmer sitzt und sich alles in Ruhe von oben anguckt. Wenn unsere Wohnung brennen würde, wäre er das erste, was ich mit dem MacBook schnappen würde, um es zu retten.
Wenn ich irgendwann sterbe und verbrannt werde, muss sich meine Schwester um ihn kümmern. Ich überlege ernsthaft, das ins Testament zu schreiben, damit Teddy in gute Hände kommt. Denn Teddy kann ja selbst nicht mehr sagen, was er will.
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Das beiden Fotos mit mir und Teddy, der sich im unteren Bild elegant im Hintergrund hält, aber noch eine Zunge besitzt, hat meine Schwester liebevoll und offensichtlich mit Blitz aus dem Familienalbum abfotografiert. Zur Strafe, weil sie die Bilder nicht einscannen wollte, veröffentliche ich hier mein Lieblingsfoto von Schwesterherz und mir, weil ich mich jedesmal totlache, wenn ich es sehe. Zur Ehrenrettung meiner Schwester muss ich aber sagen, dass sie heute keinen Quadratschädel und keine Michelinbeine mehr hat. Und auch ihr Gesichtsausdruck („Hey, bitches, don’t touch my ride!“) hat sich verwachsen.